Unsaubere Sache: Papiertaschentücher im Test

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 13 gängige Papiertaschentücher getestet. Teure Produkte schnitten nicht besser ab als günstige Eigenmarken. Manche Hersteller sparen beim Inhalt und verkaufen nur neun statt zehn Stück pro Packung. Ein Viertel der Taschentücher war zudem stärker mit Keimen belastet, darunter die Recyclingprodukte.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Jetzt auch als Podcast.

Wer erkältet ist oder unter einer Pollenallergie leidet, verwendet viele Taschentücher. Der durchschnittliche Verbrauch pro Nase lag 2019 bei 1,7 Stück am Tag.

Nicht jede Packung enthält zehn Stück

Bei den Marken Feh, Kleenex und Regina ist der Inhalt einer Packung Papiertaschentücher aber rasch aufgebraucht. Sie enthalten nur neun statt der üblichen zehn Stück. Bei Kleenex sei das schon immer so gewesen, Regina und Feh argumentieren mit einer Produktverbesserung, so Christian Undeutsch, Projektleiter beim VKI.

Taschentücher der Marke Kleenex

help.ORF.at/Karin Fischer

Der Inhalt besteht aus zehn Päckchen zu je neun Stück

Zwar sei es zu begrüßen, wenn ein Produkt verbessert wird, „aber das über die Kosten hereinzuspielen und den Inhalt zu reduzieren, ist nicht sehr positiv“, so Undeutsch. Es bleibe der „schaler Beigeschmack einer Kundentäuschung“.

„Dermatologisch getestet“ irreführend

Wenig Verständnis haben die Tester auch dafür, dass manche Hersteller damit werben, ihr Produkt sei „dermatologisch getestet“ oder „dermatologisch bestätigt“. Damit werde wohl suggeriert, dass es auch für empfindliche Schnupfennasen geeignet ist.

Diese Begriffe würden aber nur aussagen, dass das Produkt in Gegenwart eines Dermatologen getestet wurde. Man erfahre nichts über die Testmethoden, die Testergebnisse und die Unabhängigkeit der Prüfpersonen. Eindeutig ein Marketingschmäh", so der VKI und strafte die Hersteller von Feh, Tempo, Regina und Müller/Soft Star mit Punkteabzügen.

Testsieger „Lovely“ von Spar

Die günstigen Eigenmarken der Handelsketten müssen sich nicht hinter teurer Markenware verstecken. Ganz im Gegenteil: Testsieger wurden die Taschentücher „Lovely“ von Spar. Sie sind besonders reißfest und nehmen rasch viel Flüssigkeit auf. Dafür gab es das einzige „sehr gut“ im Test.

Die meisten anderen Produkte waren „gut“, darunter teure Marken und Taschentücher vom Diskonter. Gute Taschentücher gibt es sowohl um sechs Cent als auch um 20 Cent je zehn Stück. Mit fast 21 Cent pro zehn Stück am teuersten waren die Taschentücher „Softis“ von Regina – sie schnitten aber nur mittelmäßig ab. Schlechter als befriedigend war keines der Produkte. „Es ist erfreulich, dass es viele Produkte auf dem österreichischen Markt gibt, die praxistauglich und auch noch preisgünstig sind“, so Undeutsch.

Recyclingprodukte enttäuschen

Weniger erfreulich war, dass gerade die Recyclingprodukte Mängel aufwiesen. In den Recyclingtaschentüchern „Soft & Sicher“ von dm und „Soft Star“ von Müller fanden sich optische Aufheller, die wahrscheinlich noch aus dem verwendeten Altpapier stammen.

Keime unter dem Mikroskop

ICRT

Im Labor zeigten sich Bakterien in frischen Taschentuch

Diese Taschentücher waren auch deutlich stärker mit Keimen belastet als andere. Auch das Diskonterprodukt „Celimoll“ von Penny aus Zellstoff fiel hier unangenehm auf. „Da wurde vermutlich bei der Herstellung geschlampt“, so Christian Undeutsch. Tests in anderen Ländern hätten gezeigt, dass sich solche bakteriellen Verunreinigungen vermeiden lassen, auch bei Recyclingprodukten. „Wir appellieren an diese Hersteller, in Zukunft sauberer zu arbeiten.“ Die erhöhte Keimbelastung bedeute aber nicht, dass man davon krank werde.

Gebrauchte Taschentücher in den Restmüll

Was im Test fehlt ist eine Bewertung, wie sich die Taschentücher anfühlen und ob sie weich sind. Das ist nicht unwichtig, wenn die Nase durch einen Schnupfen bereits wund ist. Dafür wäre ein Praxistest nötig gewesen, so Undeutsch. Aus Kostengründen sei bei dem Gemeinschaftstest mit anderen Ländern aber darauf verzichtet worden. Ob Taschentücher mit Duft unbedenklich sind, wurde ebenfalls nicht untersucht.

Gebrauchte Papiertaschentücher gehören nicht in die Toilette. Sie kann verstopfen, weil sich die Taschentücher im Gegensatz zum Klopapier schwerer auflösen. Sie gehören auch nicht ins Altpapier, sondern in die Restmülltonne.

Wer verkühlt ist, sollte das Papiertaschentuch nach ein Mal Schnäuzen wegwerfen. Stofftaschentücher mögen zwar nachhaltiger sein, geeignet sind sie jedoch bestenfalls für Allergiker, die nur hineinniesen, ohne dabei Keime zu verbreiten, so der VKI.

Karin Fischer, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: