APCOA-Tochterfirma verärgert Autofahrer

Private Parkraumbewirtschaftung ist ein lukratives Geschäft. Und das nicht nur deshalb, weil man Parkgebühren einheben kann. Parkraumüberwacher können auch saftige Strafen verhängen. Selbst dann, wenn der Parkplatz vermeintlich gratis war. Diese Parkstrafen werden meist zügig verhängt und landen oft ebenso schnell beim Inkasso.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Jetzt auch als Podcast.

Ein deutscher Student hatte sich mit ein paar Freunden einen Mietwagen organisiert, um einen Zweitagestrip von Prag nach Wien zu unternehmen. Um Kosten zu sparen, entschied man sich für einen privaten Parkplatz außerhalb des Stadtzentrums, in der Nordwestbahnstraße. Die maximale Parkzeit, für die man einen Parkschein lösen konnte, war mit 24 Stunden angegeben. Die jungen Leute wollten das Fahrzeug aber während ihres gesamten Aufenthalts in Wien abstellen. Also für 48 Stunden.

Park & Control Mitarbeiter empfahl wertlose App

Ein Mitarbeiter der privaten Parkraumüberwachungsfirma Park & Control (PAC) wusste vermeintlich Rat. Er empfahl, die Smartphone-App „APCOA Flow“. APCOA ist Europas größter privater Parkraumbewirtschafter. Das Unternehmen verwaltet Parkplätze, Parkhäuser und Park-and-Ride-Anlagen. PAC ist ein Tochterunternehmen der APCOA und bietet Parkraumüberwachung an – auch, aber nicht ausschließlich für APCOA-Parkplätze. Mit der App könne man den Parkschein verlängern, erklärte der Parkraumüberwacher. Genau das versuchte der Student am folgenden Tag zu tun.

Luftaufnahme der Parkplätze auf der Nordwestbahnstraße

Screenshot

Verwirrung um private Parkplätze in der Nordwestbahnstraße

Verfügbare Parkplätze sind bei der App „APCOA-Flow“ durch Stecknadelsymbole markiert. Der junge Deutsche fand auch einen Parkplatz an der vermeintlich richtigen Adresse. Auch der Preis schien zu passen, also buchte er für diesen Parkplatz weitere 24 Stunden Parkzeit.

Die Überraschung war groß, als er zu seinem Fahrzeug kam. In der Windschutzscheibe befanden sich zwei Strafzettel in der Höhe von insgesamt 115 Euro. Der Student ging zunächst von einem Versehen aus und kontaktierte PAC. Dort teilte man ihm mit, dass er im Zuge der Verlängerung den falschen Parkplatz gewählt hätte.

Trotz Parkschein: Student musste 115 Euro zahlen

Die Adresse sei fast dieselbe gewesen, und es sei der einzige Parkplatz gewesen, den er an dieser Adresse über die App hätte buchen können, so der betroffene Autofahrer gegenüber help.ORF.at. Er habe sich außerdem auf die Angaben des Kontrolleurs verlassen, sei zum ersten mal in Wien und nutze auch die APCOA-App zum ersten Mal. PAC ließ diese Argumente nicht gelten. Da er es für aussichtslos hielt, diese Angelegenheit gerichtlich klären zu lassen, zahlte der PAC-Kunde schließlich die Pönale von 115 Euro.

Aber wie kam es dazu, dass der Student seinen Parkplatz nicht per App verlängern konnte? In der Nordwestbahnstraße gibt es mehrere Parkplätze. Einer wird von APCOA verwaltet, ein anderer wird von PAC selbst betrieben. Auf diesem PAC Parkplatz hatte der Wien-Besucher sein Fahrzeug abgestellt. Deshalb wurde der Parkplatz in der APCOA-App auch nicht angezeigt. Entgegen der Aussagen des PAC-Mitarbeiters konnte der Tourist seinen Parkschein also gar nicht verlängern.

Gratis-Parkplatz kann teuer werden

Private Parkraumbewirtschaftung kommt etwa dort zum Einsatz, wo Unternehmen ihre Kundenparkplätze sichern wollen. Auch um zu verhindern, dass fremde Autofahrer dort parken, also solche, die gar keine Kunden des Unternehmens sind. Von Verbraucherschützern und Automobilclubs wird diese Praxis teils heftig kritisiert. So werben Einkaufszentren oft großflächig mit Gratis-Parkplätzen. Nur im Kleingedruckten ist zu lesen, dass dafür ein Gratis-Parkschein gelöst werden muss.

Park and Control Beweisfoto

Park & Control

Gültiger Parkschein oder nicht - Beweisfotos der PAC sind nicht immer eindeutig

Wer das überliest, wird meist schnell abgestraft. Ebenso schnell wird die Schuld per Inkasso eingetrieben. Dagegen vorgehen könne man kaum, sagt ÖAMTC-Chefjurist Martin Hoffer. Abseits von öffentlichem Grund gebe es keine Möglichkeit, mit behördlichen Maßnahmen vorzugehen, so Hoffer. Da es sich um private Grundstücke handle, komme hier auch das Privatrecht zur Anwendung. Für die Betroffenen könne das Ganze letztendlich in einer Besitzstörungsklage enden.

Inkassokosten und Besitzstörungsklagen drohen

Wer also gegen die Regeln der privaten Parkplatzverwalter verstößt, kann im Zweifelsfall vor Gericht landen. Spätestens, wenn ein Inkassobüro eingeschaltet wurde, ist Vorsicht geboten. Über die eingenommenen Parkstrafen kann PAC übrigens in der Regel selbst verfügen.

Könnte das eventuell ein Grund dafür sein, warum PAC es mit Inkassoforderungen gar so eilig hat? ÖAMTC-Jurist Hoffer geht jedenfalls davon aus, dass ein privater Parkraumüberwacher Aufträge nur dann annimmt, wenn zu erwarten ist, dass ein entsprechend hoher Umsatz generiert werden kann.

Im Fall des deutschen Studenten hat PAC nach Intervention durch help.ORF.at eingelenkt. Man werde den Studenten anschreiben und die Rücküberweisung der geleisteten Beträge in Kulanz veranlassen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des PAC-Geschäftsführers.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Mehr zum Thema: