Spielwarenbranche entdeckt die Nachhaltigkeit

Mit kurzlebigen Trends und viel Plastik gehört die Spielzeugbranche nicht zu den Vorreitern bei der Nachhaltigkeit. Das soll sich nun ändern. Die weltweitgrößte Spielwarenmesse in Nürnberg hat Nachhaltigkeit als Trend des Jahres ausgerufen. Doch so einfach lässt sich Plastik laut Experten nicht durch Holz ersetzen.

Für die Kinder soll nur das Beste sein. Doch wenn es um Spielsachen geht, vergessen Eltern und Großeltern mitunter alle guten Vorsätze. Mehr als drei Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für Spielzeug aus, Tendenz steigend. Sie produzieren damit eine Menge Müll - nicht nur wegen der Verpackungen. Denn viele Spielsachen haben sich schnell ausgespielt.

Nachhaltiges Spielzeug als Trend

Unter dem Motto „Toys for future“ - angelehnt an die Klimabewegung „Fridays for future“ - zeigen Hersteller vom 29. Januar bis 2. Februar bei der Spielwarenmesse in Nürnberg Produkte, die aus Ökomaterialien sind oder mehr Umweltbewusstsein vermitteln sollen. „Keine Industriegruppe kann sich dagegen wehren, in die Nachhaltigkeit zu investieren“, so Messechef Ernst Kick.

Ein Großteil der Spielsachen ist aus Plastik gefertigt, das sich aber nicht einfach durch Holz oder andere nachwachsende Rohstoffe ersetzen lasse, so der Münchner Marktforscher Axel Dammler. „Plastik ist bei Spielzeug nicht von heute auf morgen wegzudenken.“

Auch Biokunststoffe nicht unproblematisch

Der dänische Lego-Konzern will nach eigenen Angaben bis 2030 seine Bausteine und Verpackungen aus Kunststoff fertigen, der aus Zuckerrohr gewonnen wurde. Seit 2018 sind kleine Spielzeugblätter sowie Büsche und Bäume aus dem Material auf dem Markt.

Spielzeughaus aus Holz

Sebastien Bozon / AFP

Klassiker wie Holzspielzeug sind wieder gefragt

Die Haba-Gruppe in Bayern setzt bereits seit 2002 Biokunststoffe aus Holzspänen, Mais und natürlichen Harzen in Babyspielsachen ein. „Jedoch muss auch hier der Einsatz kritisch geprüft werden, denn obwohl es sich um einen Biokunststoff handelt, muss auch dieser thermisch verwertet werden“, so Matthias Löhnert, zuständig für die Qualitätssicherung bei Haba. Auf Plastik könne das Unternehmen trotzdem nicht komplett verzichten.

Spielsachen reparieren und vererben

Bei Kundinnen und Kunden kommt Spielzeug aus Holz, Bambus oder recycelbaren Materialien nach Angaben des deutschen Bundesverband der Spielwarenhändler gut an. Deshalb nehmen die Geschäfte diese verstärkt in ihr Sortiment auf. Doch Umweltschützer sehen die Biokunststoffe auch kritisch, weil diese mit Nahrungsmitteln um Anbauflächen konkurrieren könnten. Wichtiger sei es, den Verbrauch zu reduzieren. Spielzeug sollte daher viele Jahre halten und weitervererbt werden können.

Eine andere Möglichkeit ist, kaputte Spielsachen zu reparieren statt wegzuwerfen. Tipps und Anleitungen findet man dabei im Internet, zum Beispiel auf der Webseite „Papa mach ganz!“. Bei älteren Spielsachen ist es oft Zufall, das benötigte Teil zu bekommen. Bei Marken wie Lego, Playmobil, Haba und Brio kann man Ersatzteile hingegen nachbestellen.

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