Kundenfrust über Schmutz im Fitnesscenter

Unsaubere Duschen, staubige Geräte, fehlendes Toilettenpapier - manchmal läuft der Vertrag mit dem Fitnessstudio nicht so, wie sich Kunden das wünschen. Das heißt aber nicht, dass man deswegen einfach kündigen kann. Diese Erfahrung machte auch eine Wienerin, die ihren Vertrag mit dem Fitnessstudio Clever fit beenden wollte, weil es ihr dort zu schmutzig war.

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Mehr als eine Million Menschen in Österreich besucht - zumindest auf dem Papier - regelmäßig ein Fitnessstudio. Die etablierten, teureren Studios bekommen zunehmend die Konkurrenz der Billigketten zu spüren. Eine davon ist Clever fit, ein Franchise-Unternehmen mit Filialen in Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden.

Staub, Lurch, kein Toilettenpapier

„Bald nach der Eröffnung eines neuen Clever-fit-Studios in Wien Simmering habe ich gemerkt, dass die Hygiene dort mangelhaft war“, so eine Wienerin, die dort trainierte. Es sei staubig gewesen, im Umkleidebereich und zwischen den Geräten habe sich der Lurch angesammelt. Zeitweise habe es nicht einmal Toilettenpapier gegeben.

Die Wienerin beschwerte sich mehrmals bei der Leitung von Clever Fit in Wien Simmering über mangelnde Hygiene und schlechtes Service - ohne Erfolg. Auch ihr Schreiben an die deutsche Zentrale der Franchise-Kette und deren österreichische Niederlassung habe nichts geändert. Nach drei Monaten war ihre Geduld zu Ende.

Kein vorzeitiger Vertragsausstieg wegen Schmutz

„Ich erwarte mir eine gewisse Grundhygiene in einem Fitnessstudio und möchte sichergehen, dass ich dort nicht krank werde“, so die Wienerin. Sie versuchte, ihren Ein-Jahresvertrag nach nur drei Monaten vorzeitig aufzulösen. Leichter gesagt als getan: Aus ihrem Vertrag kam sie nicht früher heraus.

Menschen in einem Fitnesscenter

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Clever Fit lehnte einen vorzeitigen Ausstieg rundweg ab. Die Konsumentin kündigte daraufhin zum nächstmöglichen Termin. Das Fitnesscenter reagierte mit neuen Zahlungsaufforderungen. Eine Kündigungsbestätigung bekam sie nicht. Für die Wienerin blieb somit unklar, ob ihre Kündigung angenommen worden war und wann ihr Vertrag tatsächlich enden würde.

Clever fit antwortet nicht auf Beschwerden

Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) konnte der Wienerin nicht weiterhelfen. „Das Unternehmen war leider nicht bereit, uns eine Stellungnahme zukommen zu lassen“, so VKI-Juristin Maria Ecker. Sie berichtet von dutzenden Beschwerden über das Unternehmen. Die Kommunikation mit manchen Filialen der Franchise-Kette funktioniere nicht. Es gebe keine Reaktion auf Kundenanfragen und Beschwerden. „Das Einzige, was Konsumenten bekommen, sind sehr aggressiv Mahnungen via SMS oder Brief mit der Androhung von Inkassobüros“, so Ecker. Auch die Konsumentin bekam solche SMS.

Logo von Clever fit auf einer Hausfassade

Karin Fischer/help.ORF.at

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Der VKI mahnte das Unternehmen inzwischen wegen undurchsichtiger Kündigungsklauseln ab. Manche Filialen würde bei Ein-Jahresverträgen noch die dreimonatige Kündigungsfrist dazugerechnen, was in Summe eine Laufzeit von 15 bis 16 Monaten ergibt. Bei anderen würden Ein-Jahresverträge auch tatsächlich nach zwölf Monaten enden, so Ecker.

Fitnesskunden müssten zu Gericht gehen

Ob mangelnde Hygiene im Fitnessstudio ein Grund ist, vorzeitig aus einem Vertrag aussteigen, lässt sich nicht so einfach sagen. Grundsätzlich sind beide Seiten an einen Vertrag gebunden. Nicht einmal Krankheit oder Verletzung berechtigen zu einer außerordentlichen Kündigung. Meist kann man dann nur pausieren, der Vertrag läuft später wieder weiter, so Maria Ecker.

„Außergerichtlich kann ich nur kündigen, wenn mir die Aufrechterhaltung an diesem konkreten Vertrag nicht mehr zumutbar ist“, so die Juristin. Im konkreten Fall wäre die Begründung, dass die Hygiene so mangelhaft war, dass Sorge um die Gesundheit bestand. Dies könne aber nur im Einzelfall beurteilt werden. Der Wienerin bliebe nur der Weg zu Gericht. Sie müsste vor Gericht beweisen, – mit Hilfe von Fotos und Zeugen – dass es Clever fit mit der Hygiene nicht so genau nahm.

Inkassobüro eingeschaltet

Die Fachgruppenvertretung der Fitnessbetriebe in der Wirtschaftskammer (WKO) ersuchte Clever fit ebenfalls, den Sachverhalt zu überprüfen – vorher wollte die Interessensvertretung nichts dazu sagen. Die Antwort steht wohl noch aus, denn bis Redaktionsschluss gab es dazu keine neuen Informationen der WKO.

Menschen in einem Fitnesscenter

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Die Wienerin bekam inzwischen wieder eine SMS von Clever fit: Die offene Forderung von mittlerweile fast 200 Euro sei nun an ein Inkassobüro gegangen und werde per Gericht eingetrieben. Gleichzeitig schrieb ihr das Fitnessstudio: „Wir wollen nicht, dass du gehst! Aus diesem Grund möchten wir dich einladen exklusiv unsere Jubiläumsaktion in Anspruch zu nehmen“. Für „nur 599 Euro“ könne sie weitertrainieren, wenn sie jetzt einen Zwei-Jahresvertrag unterschreibt. Nachsatz: „Wir freuen uns auf dich!“

Außerordentliche Kündigung „aus Kulanz“

Clever fit antwortete schließlich doch noch auf die Anfrage von help.ORF.at. Sauberkeit sei ihnen ein großes Anliegen: „Diesbezügliche Beschwerden sind trotz hoher Kundenfrequenz selten, werden aber von uns sehr ernst genommen. Dazu gehört, dass wir regelmäßig an die wechselseitige Rücksichtnahme unserer Studiogäste appellieren.“ Die von der Kundin behaupteten Missstände seien nicht nachvollziehbar. Dennoch werde man ihr „kulanterweise“ anbieten, den Vertrag sofort zu beenden. Die Inkassogebühren müsse sie nicht zahlen. Unklar bleibt, was mit den übrigen offenen Forderungen passiert. Auf den Vorwurf der aggressiven Mahnpraxis ging die Firma nicht ein.

Karin Fischer, help.ORF.at

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