Kindermatratzen im Test: Zu weich ist gefährlich

Kindermatratzen sollen gut für den Rücken, schadstofffrei und sicher sein. Bei vier von 14 Matratzen besteht aber Erstickungsgefahr für Babys, weil die Schlafunterlagen zu weich sind, so die deutsche Zeitschrift „Öko-Test“. Insgesamt schnitten sechs der getesteten Matratzen mit den Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ab.

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„Eine zu weiche Matratze ist deswegen problematisch, weil Babys in Bauchlage soweit einsinken könnten, dass sie keine Luft mehr bekommen“, sagt Christine Throl, Redakteurin bei Öko-Test. Da Babys noch nicht auf einen Sauerstoffmangel reagieren können, indem sie den Kopf anheben oder sich umdrehen, bestehe die Gefahr, dass sie ersticken.

Vier Modelle als „zu weich“ durchgefallen

Gefährlich weich und damit beim Test „ungenügend“ waren die Modelle „Alvi Wave Kindermatratze“ (137,94 Euro), „Aro Sternentraum Vital Kindermatratze“ (105,99 Euro), „Dr. Lübbe Air Premium Babymatratze“ (108,90 Euro) und „Lonsberg Kindermatratze Kokos-Latex mit Baumwoll-Auflage“ (230 Euro). Geprüft wurde der Zustand der Matratzenhärte mit dem „Kugeltest“. Dabei wird eine Schablone auf der Matratze aufgelegt. Sinkt die Testkugel so weit ein, dass sie die Ränder der Schablone berührt, ist die Matratze zu weich.

DIN-Norm soll Erstickungstod vorbeugen

Damit es zu keinem Erstickungstod durch eine zu weiche Matratze kommt, gibt es seit 2017 eine wissenschaftlich geprüfte DIN-Norm für Kindermatratzen. Sie ist allerdings rechtlich nicht bindend. Die Sicherheitsnorm regelt neben der Matratzenhärte im Neuzustand auch, wie lange die Matratze die ursprüngliche Härte beibehält. Außerdem beinhaltet sie Vorgaben zu Gebrauchs- und Warnhinweisen sowie Matratzenmaßen. Weiters soll die Norm sicherstellen, dass sich einzelne Kleinteile oder Aufkleber nicht von der Matratze ablösen. Bei fast jeder zweiten Matratze gab es aufgrund von Normverstößen zusätzliche Abwertungen. Das Modell „F.A.N. Medisan Happy Kids“ (94,90 Euro) der Marke Frankenstolz bekam ein „Ungenügend“, da der Reisverschlussgriff abbrach. Da Babys für gewöhnlich alles in den Mund stecken, könnten sie auch daran ersticken.

Baby in einem Kinderbett

Getty Images/Cavan Images

Wenn das Kind in Rückenlage schläft, bleiben die Atemwege frei

Als dreist empfand „Öko-Test“ die Werbung des Matratzenherstellers Alvi. Dieser warb ausdrücklich damit, dass die Matratze so konstruiert sei, dass eine mögliche CO2-Rückatmung in Bauchlage reduziert werde. Damit spiele Alvi mit der Angst der Eltern vor dem Erstickungstod ihres Kindes und das bei einem Modell, das tatsächlich zu weich war – so die Kritik von „Öko-Test“

Das günstigste Modell war „sehr gut“

Neben den fünf „Ungenügend“, gab es aber auch drei Matratzen, die mit einem „Sehr gut“ überzeugten: Das Modell „Ikea Himlavav 3-D-Matratze Babybett“ um 139 Euro, die „Waschbär Kindermatratze Kokos, Baumwolle“, erhältlich für 149 Euro, und das Produkt „Träumeland Regenbogen Basic Babymatratze“. Dieses Modell von Träumeland war mit einem Preis von 75 Euro sogar das günstigste im Test.

Geprüft wurden von „Öko-Test“ überwiegend Matratzen aus Schaumstoff. „Wir haben aber auch fünf Matratzen aus latexiertem Kokos, Latex oder einer Kombination von beidem geprüft. Die Bezüge und Wattierungen waren ebenfalls aus Naturstoff, aus Baumwolle und oder Schurwolle“, so Throl. Extra Plus-Punkte gab es für Naturmaterialien aber keine. Das beste Naturprodukt im Test mit einem „Sehr gut“ war jenes der Marke Waschbär. Das Modell „Ronja Plus“ von Prolana um 179 Euro wurde mit „gut“ bewertet.

Entwarnung bei Schadstoffen

Schadstoffe spielten im Fall des Kindermatratzentests zum Glück nur eine Nebenrolle. In acht Exemplaren wurden im Labor zwar umstrittene Inhaltsstoffe wie das krebsverdächtige Antimon oder halogenorganische Verbindungen - sie gelten als allergieauslösend - gefunden. Die Mengen waren aber so gering, dass es zu keiner groben Abwertung kam. Nur in der „Pinolino Matratze für Kinderbetten Tubes“ (169,90 Euro) war Antimon derart stark erhöht, dass diese mit „ausreichend“ bewertet wurde.

Alle im Beitrag erwähnten Matratzenmodelle gibt es auch bei heimischen Anbietern beziehungsweise online zu kaufen. In Anbetracht der Testergebnisse, empfiehlt „Öko-Test“ allen Eltern, die eine der zu weichen Matratzen gekauft haben, diese – mit Verweis auf den Test – wieder zurückzubringen. „Aus Kulanzgründen sollten die Anbieter diese auch wieder entgegennehmen“, sagt zumindest „Öko-Test“-Redakteurin Throl.

Noel Kriznik, help.ORF.at

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