Wiener zahlte 12.000 Euro für Umzug nach Wr. Neustadt

Wer übersiedelt, tut gut daran, sich die Firma genau anzusehen, die die Möbel ins neue Zuhause bringt. Allzu oft werden Konsumentinnen und Konsumenten dabei abgezockt. Angebote aus dem Internet kosten plötzlich deutlich mehr, kaum sind die Möbel verladen. Ein Wiener zahlte erstaunliche 12.000 Euro für einen Umzug nach Wiener Neustadt in Niederösterreich.

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„Der Kostenvoranschlag beinhaltete im wesentlichen Kosten von 800 Euro pro LKW und man sagte uns, zwei, drei LKW werden es sein“, so der Konsument. Verrechnet wurde ihm jedoch ein Vielfaches: 12.000 Euro.

„Wir fühlten uns bedrängt“

Am Tag des Umzugs erschienenen mehrere Männer und stellen die Möbel ins Stiegenhaus. „Dann kam ein Mann - vermutlich der Chef - und verlangte 12.000 Euro in bar und zwar sofort“, so der Wiener. Die Möbelpacker hätten kaum deutsch gesprochen, verhandeln sei nicht möglich gewesen.

Der Wiener fühlte sich bedrängt und holte schließlich das Geld von der Bank. „Meine Frau und ich sahen uns hier diesen sieben bis acht Männern gegenüber. Irgendwo kriegt man es auch mit der Angst zu tun, gebe ich offen zu.“

Eine Fülle an Extrakosten

Die Firma SmartUmzug – man findet sie im Internet auch unter Umzug Kurt – ist sich keiner Schuld bewusst. Help.ORF.at gegenüber rechnete das Unternehmen vor: Fünf LKW, fünf Möbelpacker und acht Monteure, mehrere Fahrten, Extrakosten für Stockwerkzuschlag, Schwerlastzuschlag, Versicherung usw. - Angaben, die sich so aber weder auf dem Kostenvoranschlag noch auf der Rechnung finden.

„Die Angabe, was der Auftrag letztlich kosten wird, kann nicht immer zu hundert Prozent getroffen werden, da die Arbeitsstunden nicht genau vorausgesagt werden können“, so SmartUmzug gegenüber help.ORF.at. Zudem habe der Kunde am Tag der Übersiedlung eine Auftragsbestätigung über 12.000 Euro unterschrieben. Er sei weder bedrängt noch in eine Zwangslage gebracht worden. „Unter unseren Mitarbeitet (sic) ist immer einer der Deutsch spricht“, so die Firma in ihrer schriftlichen Stellungnahme.

Worauf achten bei der Rechnung

Help.ORF.at zeigte den Kostenvoranschlag und die Rechnungen der Fachgruppenobfrau der Wiener Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer (WKO). Katarina Pokorny fand einiges auszusetzen. Auf den Rechnungen würden die Zahlungsbestätigung und der QR-Code der Registrierkasse fehlen. „Das heißt, diese Belege sind für mich nicht in die Kassa eingegangen“, so die Fachgruppenobfrau.

Weiters sei auf zwei Belegen für zwei verschiedene Leistungen dieselbe Rechnungsnummer verwendet worden. Die Endabrechnung weise nur pauschal 12.000 Euro aus. Eine Aufstellung über die einzelnen Kosten fehle, ebenso die Rechnungsnummer, so Pokorny. Sie glaube im Übrigen nicht, dass man für eine Übersiedlung von Wien ins 60 Kilometer entfernte Wr. Neustadt diese hohe Summe verlangen könne.

Kaum Chance auf Geld zurück

Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) kann die Summen nicht nachvollziehen. Juristin Maria Ecker rechnete nach und kam auf 4.000 Euro. Trotzdem sieht sie wenig Chancen, dass der Konsument sein Geld zurückbekommt. Er habe dem Auftrag leider schriftlich zugestimmt. „Konsumenten sollten hier nicht die Nerven verlieren und den Auftrag lieber stornieren als vorschnell zu unterschreiben“, so Ecker. Leichter gesagt als getan, wenn die Möbel auf der Straße stehen und die Zeit drängt.

Schnäppchenpreise für seriöse Firmen nicht leistbar

Dieser Fall wird sich nach Ansicht des VKI wohl nur anhand der Beweise vor Gericht klären lassen. Maria Ecker appelliert an Kunden, sich nur einen detaillierten, verbindlichen Kostenvoranschlag geben zu lassen, aus dem Extrakosten wie Stockwerkzuschlag und ähnliches ersichtlich sind. Ein günstiger Pauschalpreis alleine sei zu wenig.

Am besten sind zwei, drei Vergleichsangebote und vorher eine Besichtigung. Ist ausschließlich Barzahlung möglich, sollte man skeptisch werden. Schnäppchenpreise von 20 Euro für zwei Mann und einen LKW sind nicht realistisch. „Das kann sich kein seriöses Unternehmen leisten“, so Pokorny. Mit mindestens 65 Euro pro Stunde muss man rechnen, ergibt ein Rundruf in der Branche. Die Firma SmartUmzug wirbt im Internet mit 24 Euro für zwei Mann und einen LKW pro Stunde.

WKO schaltete Behörden ein

Die Wiener Kleintransporteure vergeben für seriöse Firmen inzwischen ein Gütesiegel. Man kann sich auch bei der Wirtschaftskammer telefonisch nach Umzugsfirmen erkundigen. Katarina Pokorny rät, stets zu zweit vor Ort zu sein und die Polizei zu rufen, falls man sich bedrängt fühlt. Ihrer Erfahrung nach würde oft Frauen von unseriösen Möbelpackern unter Druck gesetzt, damit sie mehr zahlen. Den teuren Umzug von Wien nach Wiener Neustadt will die WKO genau prüfen. „Wir werden die Behörden - Finanzpolizei, Gewerbebehörde - einschalten, die sich um diesen Fall kümmern sollten“, so Pokorny.

Karin Fischer, help.ORF.at

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