Kaum Nutzen für die Umwelt bei Sharing-Modellen

Häuser, Kleider, Scooter - die Kultur des Teilens, auch als „Sharing Economy“ bezeichnet, boomt. Forscherinnen und Forschern zufolge ist jedoch der Nutzen von Sharing-Modellen für die Umwelt gering. Die Ökobilanz hänge vor allem davon ab, wie die Angebote genutzt werden.

Ein Auto, einen E-Scooter, ein Fahrrad, ein Apartment im Urlaubsland - für eine schnelle Buchung sind meist nur ein paar Handgriffe auf dem Smartphone nötig. Zunehmend sprießen auch Nischenangebote aus dem Boden: Man kann sich online Spielzeug ausleihen und Kleider tauschen, sogar Bienenvölker werden angeboten.

Zusätzlicher Konsum durch Sharing-Plattformen

„So wie die Sharing-Plattformen gegenwärtig genutzt werden, kann man nur von moderaten Umweltentlastungen ausgehen“, so Maike Gossen vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin. Gossen erforschte die Nutzung von Sharing-Modellen, also Teilen, und deren Ökobilanz. „Das Versprechen, Sharing leiste einen Beitrag zur Entlastung der Umwelt, kann man zwar bejahen – aber die Effekte sind geringer als suggeriert wird.“

Wie gut die Ökobilanz ist, hänge in erster Linie davon ab, wie die Angebote genutzt werden. Häufig werde zwar Geld gespart, dieses jedoch wieder an anderer Stelle ausgegeben. In einigen Fällen entstehe durch Sharing-Angebote sogar zusätzlicher Konsum. Als Beispiel nennt Gossen die Unterkunftsplattform Airbnb, durch die möglicherweise erst der Anreiz für manche Reise geschaffen werde - die dann wiederum eine zusätzliche Belastung der Umwelt ist.

Eine relativ positive ökologische Bilanz zogen die Wissenschaftler hingegen bei privaten Mitfahrgelegenheiten. Durch sie würden tatsächlich die Extrafahrten eingespart.

Firmen sehen eine Marktlücke

Für Unternehmen bietet der Zeitgeist des Teilens neue Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. „Es ist sicherlich so, dass Unternehmen das als weitere Marktlücke definieren, um weitere Zielgruppen zu erreichen“, so Verena Bax von der Umweltorganisation Naturschutzbund Deutschland (Nabu). „Das Ganze schwimmt natürlich auf einer Nachhaltigkeitswelle.“

Trotzdem seien Sharing-Modelle grundsätzlich als positiver Beitrag zur Umweltentlastung zu bewerten, so Bax. Allerdings seien sie für viele Nutzerinnen und Nutzer keine echte Alternative zum Kaufen, weil nur wenige bereit seien zu teilen. Nur rund 10 Prozent der von den Forschern Befragten würden sich zu den aktiven Nutzern zählen, die das Sharing als Teil ihres Lebensstils sehen und häufig nutzen. Fast jeder Fünfte lehnt das Konzept ab.

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