Gift, Schere, Salz: Was gegen Schnecken im Garten hilft

Das wechselhafte Wetter der vergangenen Tage bringt paradiesische Zustände – für Schnecken. Derzeit breiten sie sich in den Gärten aus und machen auch vor Blumentöpfen auf dem Balkon nicht halt. Mit welchen Mitteln man die gefräßigen Plagegeister wieder loswird.

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Bei feuchter Wärme fühlen sich Schnecken besonders wohl. Sie fressen fast jedes Grün, das ihnen unterkommt. Quasi über Nacht verschwinden junge Gemüsepflanzen, Erdbeeren und Blumen. Zurück bleibt eine silbrig glänzende Schleimspur, stummer Zeuge der nächtlichen Fressattacke.

Nacktschnecken händisch einsammeln

Übeltäter Nummer eins ist die Spanische Wegschnecke. Sie ist rotbraun gefärbt und hat kein Gehäuse. Ihr Atemloch befindet sich im vorderen Drittel des Körpers. Diese Nacktschnecke ist vorwiegend nachtaktiv, tagsüber versteckt sie sich in feuchten, dunklen Winkeln des Gartens. Erst nach dem Regen und abends kommt sie heraus, oft massenhaft. Dann gilt es, rasch zu handeln.

Spanische Wegschnecke

Manfred Pendl

Der Appetit der Spanischen Wegschnecke ist gefürchtet

„Am besten sammelt man die Schnecken händisch ein. Das hat den großen Vorteil, dass man selektiv jene Schnecken sammelt, die auch die größten Schäden im Garten anrichten“, so Björn Schoas, Biologe bei der Umweltberatung in Wien. Denn Schnecke ist nicht gleich Schnecke.

Nützlinge vertilgen Schneckeneier

Abgesehen von der gefräßigen Spanischen Wegschnecke gibt es auch Nützlinge unter den Weichtieren: Zum Beispiel den Tigerschnegel. Diese schwarzgrau getigerte Nacktschnecke frisst am liebsten die Eier der Spanischen Wegschnecke. Auch Weinbergschnecken machen sich nicht nur über Salat, sondern auch über diese Eigelege her.

Weinbergschnecke

help.ORF.at/Karin Fischer

Die Weinbergschnecke steht unter Naturschutz

Hat man die Nacktschnecken eingesammelt, stellt sich die Frage: Was tun damit? Sie über den Zaun zum Nachbarn zu werfen, bringt nichts. Wenige Stunden später sind sie, angelockt vom saftigen Grün, wieder da. „Am besten setzt man sie im Wald oder auf einer entfernten Wiese aus“, so der Biologe.

Tipps für einen raschen Schneckentod

Um Nacktschnecken endgültig loszuwerden gibt es verschiedene Methoden. Überbrühen mit heißem Wasser oder Einlegen in eine Essiglösung aus 60 Prozent Essig und 40 Prozent Wasser tötet die Tiere sofort. „Man sollte darauf achten, dass es schnell vor sich geht und keine quälenden Methoden anwenden“, so Schoas. Das Bestreuen mit Salz sei eine quälende Methode, weil es die Tiere langsam entwässert und daher nicht zu empfehlen.

Auch die beliebte Bierfalle beschert den Schnecken nicht den raschen Tod. Sie lockt außerdem auch noch Nützlinge an. Hartgesottene schneiden die Nacktschnecken mit der Gartenschere durch. Die toten Tiere vergräbt man am besten. Sie gehören nicht auf den Kompost, weil die Kadaver Artgenossen anziehen.

Spanische Wegschnecken

help.ORF.at/Karin Fischer

Tote Nacktschnecken locken weitere Artgenossen an

Kaffee, Knoblauch, Schneckenzäune

Knoblauchbrühe:

90 Gramm gepressten Knoblauch mit einem Liter Wasser aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. 1:5 mit Wasser verdünnen. Die Pflanzen damit gießen und nach jedem Regen wiederholen.

Im Kampf um das geliebte Grün können Gartenbesitzerinnen und -besitzer den Spanischen Wegschnecken aber das Leben so schwer wie möglich machen. Die Tiere mögen keine Pflanzen, die starke ätherische Öle enthalten. Dazu zählen viele mediterrane Küchenkräuter wie Salbei und Rosmarin. Auch Kapuzinerkresse und Knoblauch werden gemieden. Gießt man mit Pflanzenbrühen und -jauchen aus Knoblauch oder Tomatenblättern, kann man den Schnecken den Appetit auf Salat und Co ebenfalls verderben.

Paradeiserjauche:

Blätter (Ausgeiztriebe) von Tomatenpflanzen mit Wasser übergießen. Drei Wochen stehen lassen, gelegentlich umrühren. 1:5 mit Wasser verdünnt auf die Pflanzen aufbringen.

Noch ein Tipp wäre, die Pflanzen mit verdünntem Kaffee zu gießen. Er wirkt bei Schnecken als Nervengift. Der Nachteil: Nach jedem Regen muss die Prozedur wiederholt werden. Am besten schützt ein Schneckenzaun aus Metall oder Kunststoff, so der Experte. Der Zaun sollte zehn Zentimeter tief im Boden versenkt und mindestens 30 Zentimeter hoch sein.

Flachs und Schafwolle als Barriere

Andere Barrieren sind weniger erfolgreich. Eierschalen und Sägemehl werden von den Nacktschnecken problemlos überwunden. Stark saugendes Material wie Flachs und Schafwolle rund um die Pflanzen habe sich noch am besten bewährt, so Björn Schoas. Aber nur dann, wenn es großflächig aufgebracht werde. Zehn Zentimeter rund um die Pflanze sei zu wenig. Auch Laufenten haben sich bewährt, um die Nacktschnecken im Zaum zu halten. Die Laufenten brauchen eine Wasserstelle im Garten, damit sie die klebrigen Schnecken mit ihrem langen Hals auch schlucken können.

Chemische Mittel sind für den Biologen nur eine Notlösung. Björn Schoas empfiehlt am ehesten ein Präparat mit Eisen-III-Phosphat, bekannt als biologisches Schneckenkorn. In Österreich erlaubt ist auch das chemische Präparat Metaldehyd, das die Schnecken entwässert. Alle anderen chemischen Mittel sind wegen der starken Nebenwirkungen auf die Umwelt bereits verboten. Bedenken sollte man, dass chemische Mittel auch Nützlinge töten und sich als Rückstände auf dem Gemüse finden. Für Kinder und Haustiere sind sie keineswegs harmlos.

Kleine Fraßschäden tolerieren

Wer im eigenen Garten auf Chemie verzichtet, wird die Plagegeister wohl kaum zur Gänze loswerden. Oft hilft aber schon punktuelles Gießen bei den Pflanzen nur in der Früh. Harkt man die Erde im Spätwinter durch, erfrieren die Schneckeneier.

Weinbergschnecken im Garten

help.ORF.at/Karin Fischer

Weinbergschnecken sind keine Bedrohung für den Garten

„Am besten arrangiert man sich mit den Schnecken“, so der Experte der Umweltberatung. Das heißt: Man fördert die Nützlinge und sammelt nur jene Schnecken ein, die Schaden anrichten. Kleine Schäden an Pflanzen sollte man tolerieren statt gleich alle Schnecken zu entfernen. „Ein komplett schneckenfreier Garten ist nicht das Ziel. Wenn es keine Schnecken mehr gibt, wird auch sonst nicht mehr viel Leben im Garten vorhanden sein“, so Björn Schoas.

Karin Fischer, help.ORF.at

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