Verbraucherschützer warnen vor „Opodo Prime“

Die Buchungsplattform Opodo bietet seit Kurzem eine kostenpflichtige „Prime“-Mitgliedschaft an. Diese verspricht Rabatte auf Flüge. Wer kein Mitglied ist, zahlt mehr, erfährt das aber erst nach Abschluss der Buchung. Das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ) warnt Reisende und spricht von einer verwirrenden Preisgestaltung.

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Eine Wienerin suchte im Internet nach günstigen Flügen und stieß auf die Buchungsplattform Opodo. Dort buchte sie einen Flug um 75 Euro. Zwei Tage später stellte sie auf ihrer Kreditkartenabrechnung fest, dass ihr 120 statt 75 Euro abgebucht worden waren. Screenshots der Buchung belegen, dass als Endpreis jedoch 75 Euro angezeigt worden waren. Was zunächst wie eine Panne aussah, ist bei Opodo offenbar gängige Praxis.

Intransparente Preisgestaltung bei Opodo.de

Die Konsumentin war bei ihrer Suche ohne es zu bemerken auf der deutschen Webseite von Opodo gelandet. Auch dort kann man von Österreich aus Flüge buchen. Anders als in Österreich bietet die deutsche Seite des Reisevermittlers eine „Prime“-Mitgliedschaft an. Sie kostet 74,99 Euro jährlich und verspricht günstigere Angebote.

Screenshot Buchungsseite Opodo.de

opodo.de

Auf Opodo.de wird nur der günstige „Opodo Prime“-Preis angezeigt

„Bei der Buchung sei für die Wienerin nicht ersichtlich gewesen, dass der angezeigte Flugpreis nur für ‚Prime‘-Mitglieder gilt“, so Andreas Herrmann, Jurist beim EVZ. Stets sei nur der günstigere Preis in der Übersicht und neben dem Button „Auswählen“ gestanden. Die Webseite von Opodo.de sei sehr verwirrend und irreführend. Wichtige Informationen seien versteckt oder nur mittels eines Drop-down-Menus zu finden. Sowohl am Beginn als auch während der gesamten Buchung sei nicht klar ersichtlich, dass es zwei Preise gibt: Einen günstigeren für Mitglieder und einen teureren für alle anderen. Dass aber nicht einmal im letzten Buchungsschritt deutlich darauf hingewiesen werde, sei „ein starkes Stück“.

Günstige Preise gelten nur für „Prime“-Mitglieder

„Opodo prüft erst nach Abschluss der Buchung, ob Kunden ‚Prime‘-Mitglieder sind und verrechnet dann ohne nachzufragen den höheren Preis“, so der Jurist. „Das ist eine sehr kreative Methode, um es nett zu formulieren.“ Rechtlich sei das höchst fragwürdig. Die österreichischen Konsumentenschützer ersuchten die Buchungsplattform Opodo, die deutsche Webseite übersichtlicher und konsumentenfreundlicher zu gestalten. Bisher wurde jedoch nichts geändert.

Help.ORF.at gegenüber meinte Opodo, dass keine Gebühren berechnet würden, die vorher nicht vom Kunden akzeptiert wurden. „Alle Preise werden übersichtlich und im Voraus angezeigt, so dass die Kunden jederzeit die vollen Kosten für ihre Buchung sehen können“, so die Firma.

Die Wienerin erhielt schließlich mithilfe des EVZ den Differenzbetrag von 45 Euro aus Kulanz zurück. Dabei hätte sie sich den Ärger ersparen können. Wer direkt auf der österreichischen Webseite Opodo.at bucht, erhält ohnedies den günstigeren Preis so wie er für „Prime“-Mitglieder in Deutschland angeboten wird. Die „Opodo Prime“-Mitgliedschaft gibt es in Österreich nicht, was sich aber ändern könnte.

Screenshot der Buchungsseite opodo.at

opodo.de

Auf Opodo.at ist der Preis auch ohne Mitgliedschaft günstiger

Wie man sein Geld zurückbekommt

„Wir raten Konsumentinnen und Konsumenten, die bei der Buchung über Opodo zu viel bezahlten, das Geld von der Vermittlungsplattform zurückzufordern“, so Herrmann. Am besten macht man das schriftlich und setzt auch gleich eine zweiwöchige Frist für die Erledigung. Das EVZ bietet hier auch kostenlose Unterstützung an.

Wer günstige Flüge, Hotels und Mietautos sucht, sollte nicht nur die Preise verschiedener Anbieter vergleichen, sondern auch die jeweiligen Länderseiten eines Anbieters. Hier kann es je nach Land erhebliche Unterschiede geben. Die einzelnen Buchungsschritte hält man am besten mit Screenshots fest. „Das ist zwar umständlich, bei Problemen hat man aber Beweise in der Hand“, so der Jurist. Besondere Sorgfalt sei bei Flugbuchungen im Internet geboten. Denn hier gibt es kein Rücktrittsrecht.

Karin Fischer, help.ORF.at

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