Wucherpreise für Schlüsseldienste

In der Hektik bei der Tür hinaus und der Schlüssel steckt. Ausgesperrt zu sein aus der eigenen Wohnung ist ärgerlich. Noch ärgerlicher ist es, wenn unseriöse Schlüsseldienste dann exorbitante Summen für ihre Leistung verlangen. Wie sich Konsumentinnen und Konsumenten vor betrügerischen Schlüsseldiensten schützen können.

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In der Not zum Handy greifen und dem ersten Suchergebnis folgen, kann teuer werden. Eine Salzburgerin suchte im Internet nach „Schlüsseldienst Bürmoos“ als sie sich aus ihrer Wohnung aussperrte. Sie rief dabei die Seite „schlusseldienst.at“ auf und kontaktierte den Anbieter per Telefon. Ein Mann mit deutschem Akzent stellte sich als „Schlüsseldienst Mayerwieser“ vor und versprach, einen „Fachmann“ vorbeizuschicken. Für die Arbeit des Aufsperrdienstes bezahlte die Kundin 800 Euro. Ihre Türe wurde jedoch beschädigt und ließ sich nicht mehr versperren. „Sachwucher“, nennt Internet-Watchlist diesen strafrechtlich relevanten Tatbestand.

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Screenshot schlusseldienst.at

Dieser Anbieter vermittelte den Aufsperrdienst

Vorsicht bei Werbeanzeigen im Internet

„Die ersten Suchergebnisse im Internet sind Werbeanzeigen und nicht unbedingt die relevantesten oder beliebtesten Inhalte“, sagt Declan Hiscox von Watchlist Internet. Hinter den bezahlten Werbeanzeigen verbergen sich mitunter betrügerische Anbieter, die mit Dumpingpreisen werben und so Kunden täuschen. „Schlussendlich kommt ein Aufsperrdienst, der meistens unerfahren ist oder gar keine richtige Arbeit leistet und extrem hohe Preise verlangt“, sagt Hiscox. Dass Kunden in Notsituationen auf überteuerte Anbieter zurückgreifen kommt häufig vor. Im Sommer vergangenen Jahres bezahlte eine Oberösterreicherin knapp 1.000 Euro und eine Wienerin rund 2.200 Euro für einen gerufenen Aufsperrdienst.

Ein Blick ins Impressum der Webseite hilft, um seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden. „Es sollten im Impressum auf jeden Fall Kontaktdaten und ein Firmenname angegeben sein, der auch in den Firmenverzeichnissen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und der Schlosserinnung zu finden ist“, so Hiscox. Außerdem sei von Anbietern, die auf Webseiten mit unrealistischen Preisangeboten locken, abzuraten.

Was das Aufsperren kosten darf

Watchlist Internet gibt als Richtwert für einmaliges Aufsperren inklusive neuem Schloss 200 bis 300 Euro an. Außerdem können Aufsperrprofis die Tür meistens unbeschädigt öffnen, insbesondere dann, wenn die Tür nicht versperrt, sondern nur zugefallen war. Verlangt ein Schlüsseldienst eine unerwartet hohe Summe, dürfe man sich nicht verunsichern lassen und sollte auf das zuvor Vereinbarte beharren.

Zertifizierte, seriöse Aufsperrdienste findet man über die Webseite „meinaufsperrdienst.at“ des Kuratoriums für Einbruchschutz und Objektsicherung (KEO) oder die gleichnamige App. Hier finden sich ausschließlich mit dem Gütesiegel „Aufsperrer“ ausgezeichnete Fachbetriebe. Derzeit wird der Dienst in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark angeboten.

Gütesiegel Aufsperrer

Screenshot wko.at

Watchlist Internet und WKO empfehlen zertifizierte Schlüsseldienste

Im Notfall Autokennzeichen notieren

Lässt man sich zur Barzahlung einer ungewöhnlich hohen Summe drängen, empfiehlt Declan Hiscox, aus dem Fenster nach dem Fahrzeug des Schlüsseldienstes Ausschau zu halten und das Autokennzeichen zu notieren. Das könnte im Fall einer Strafverfolgung nützlich sein. Allerdings parken manche unseriöse Anbieter gerne etwas weiter weg. Wenn zur Zahlung gedrängt wird, oder der „Fachmann“ gar droht, dürfe man nicht zögern, die Polizei zu Hilfe zu holen.

Noel Kriznik, help.ORF.at

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