Sprachkurse am Smartphone: Was sie können und kosten

Um Grundkenntnisse einer Fremdsprache zu erlangen oder zumindest ein paar gängige Phrasen für den Sommerurlaub parat zu haben, bieten zahlreiche App-Hersteller Software an, die beim Spracherwerb helfen soll. Meist sind das Aboprogramme, die monatliche Kosten von etwa zehn Euro verursachen. Stellt sich die Frage, ob die digitalen Lernhilfen ihr Geld auch tatsächlich wert sind.

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Wer in analogen Zeiten eine Fremdsprache lernen wollte, machte sich meist mit Lehrbuch und Vokabelheft ans Werk. Heute können Wissbegierige zum Smartphone greifen, um Sprachkenntnisse zu erwerben oder aufzufrischen. Das Computerfachmagazin „c’t“ des deutschen Heise Verlags hat neun Lernprogramme getestet. „c’t“-Redakteur André Kramer hat Spanischkurse ausprobiert und konnte den Apps einiges abgewinnen.

Multimediales Lernen

Ein Buch könne nicht selbstständig kontrollieren, ob eine Aufgabe richtig gelöst wurde. Man müsse sprachkundige Personen zuziehen, um die Aufgaben zu kontrollieren, so Kramer. Eine Software hingegen könne Aussprachetests durchführen und ganze Texte in Dialogform präsentieren. Auch die Möglichkeit, mit Videosequenzen zu arbeiten, sei ein Vorteil der Digitaltechnik gegenüber dem herkömmlichen Lehrbuch.

Sprachsoftware Babble am Laptop

Babble

Die App Babbel kann man mobil oder auch auf dem Laptop nutzen

Im Zuge seines Tests hätten sich vor allem zwei unterschiedliche Ansätze der Sprachvermittlung herauskristallisiert, sagt Kramer. Die Apps Babbel, Busuu und LinguaTV setzen auf klassische Schulmethoden. Sie bieten ein umfassendes Sprachtraining, vermitteln Lerninhalte in Form von Dialogen, prüfen Vokabeln und lehren die Grammatik. Die Programme Duolingo, Mondly und Rosetta-Stone verfolgen dagegen einen kindgerechten Ansatz, bei dem sich die Sprache durch Beispiele und Wortwiederholungen einprägen soll.

Lernen, wie ein Baby: „Wo ist der Ball - da ist der Ball“

Welchen Ansatz man bevorzugt, müsse jeder für sich selbst herausfinden, so Kramer. Der ’c’t“-Redakteur fühlte sich beim klassischen Verfahren besser aufgehoben: „Ich bin nun einmal keine eineinhalb Jahre mehr alt. Deswegen halte ich den grammatischen Ansatz für besser, weil der vorhersehbarer ist und an vorhandenes Wissen anknüpft.“ Bei der kindgerechten Variante, die primär mit Bildern und Wortwiederholungen arbeitet, habe er sich dann und wann nicht ganz ernst genommen gefühlt, so Kramer.

Oberfläche von App Duolingo

Duolingo

Duolingo: Finden Sie den Käse

Anwenderinnen und Anwender, die an einer Sprach-Software interessiert sind, sollten die Programme in jedem Fall ausprobieren, bevor sie sich zum Kauf entschließen, rät Kramer. Mit Ausnahme des Vokabeltrainers Mosa Lingua seien nämlich alle von „c’t“ getesteten Apps kostenpflichtige Aboprogramme. Die Preise orientieren sich an Streamingdiensten und liegen bei etwa 10 bis 20 Euro im Monat. Die Apps 50 languages, Duolingo und Mondly könne man mit eingeschränktem Inhalt beziehungsweise eingeblendeter Werbung ausgiebig kostenlos testen, alle anderen bieten nur eine Probelektion an.

Rosetta Stone will schnell Geld sehen

Ein Test bei vollem Zugang führe aber bei allen Apps früher oder später in ein kostenpflichtiges Abo, so Kramer. Die Programme LingQ und Mondly gewähren dem Nutzer dabei immerhin sieben Probetage. Schlechte Erfahrungen habe er mit dem Programm Rosetta Stone gemacht, kritisiert Kramer. Das Probeabo lief nur drei Tage, im Anschluss wurden sofort die Gebühren für drei ganze Monate abgebucht. Dabei habe es sich immerhin um einen Betrag von 55 Euro gehandelt.

Aboverträge meist monatlich kündbar

Abofallen hätten sich bei den von „c’t“ getesteten Apps aber keine aufgetan, so Kramer. Von den „etwas rabiaten Methoden“ bei Rosetta Stone abgesehen, hätten etwa alle Anbieter ihren Kunden ein monatliches Kündigungsrecht eingeräumt.

Um die Anwender bei der Stange zu halten, setzen die Programme auf Belohnungen für regelmäßiges Lernen. Das können Sterne, Wappen oder auch Belohnungstöne sein. Wer täglich seine Lektionen absolviert, könne dafür auch täglich Belohnungen einsammeln, erklärt der „c’t“-Journalist. Lässt man einen Tag aus, muss man wieder von vorne beginnen.

Die Eule Duo begleitet wissbegierige Sprachschüler

Die App Duolingo verfolge dabei einen besonders niedlichen Ansatz, so Kramer. Als digitaler Lernbegleiter ist hier die Eule Duo im Einsatz. Für erfolgreich absolvierte Aufgaben erhalte man die digitale Währung Lingots. Die gesammelten Lingots könne man dann in Anzüge und Sportbekleidung tauschen, um die Eule Duo hübsch einzukleiden. Dies sei durchaus motivierend, meint Kramer, mit zunehmender Dauer nehme der Reiz aber letztlich ab.

Die Eule Duo

Duolingo

Die niedliche Eule Duo will was zum Anziehen

Die Busuu-Community hilft beim Spracherwerb

Grundsätzlich biete jede App interessante Features an, so Kramer. Während LinguaTV mit ansprechenden und aufwendig produzierten Videos lockt, verfügt das Programm Busuu über eine eigene Online-Community. Mit Hilfe dieses weltweiten Netzwerks könne man seine Aufgaben und Tests von Muttersprachlern korrigieren lassen. Im Gegenzug erhalte man Anfragen aus aller Welt und könne anderen Mitgliedern der Busuu-Community dabei helfen, Deutsch zu lernen. Dies sei sinnvoll und mache auch tatsächlich Spaß, so Kramer.

Ohne Selbstdisziplin geht es nicht

Wer seine Sprachfähigkeiten mittels Smartphone-App längerfristig erweitern möchte, sollte die täglichen Lektionen möglichst schnell in den Alltag integrieren, rät Kramer. Als tägliches Ritual, wie beispielsweise das Zähneputzen. Dabei sei es egal, ob man die tägliche Lektion nach dem Frühstück oder anstelle der Nachtlektüre vor dem Einschlafen absolviert.

Sprachstudenten sollten in jedem Fall Eigenmotivation, Disziplin und Ausdauer mitbringen. Etwa 20 bis 45 Minuten sollte man täglich aufbringen wollen und auch aufbringen können, meint Kramer. Für Personen, die Sprachkenntnisse auffrischen möchten oder die Grundbegriffe einer Fremdsprache erlernen möchten, können die teils spielerischen Anwendungen eine echte Hilfe sein. Wer eine Fremdsprache eingehender studieren möchte, dem empfiehlt der Experte aber auch in Zukunft, auf Sprachkurse und Auslandsaufenthalte zu setzen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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