Anzeige gegen „10-Sekunden-Zahnbürste“ Amabrush

Die Kritik an der „10-Sekunden-Zahnbürste“ des heimischen Start-ups Amabrush reißt nicht ab. Statt wie versprochen in zehn Sekunden die Zähne zu reinigen, sei gar kein Putzerfolg zu merken, so Kunden. Der Verbraucherschutzverein (VSV) hat nun eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.

Die Amabrush

Amabrush

Der Preis je Set liegt laut Onlineshop je nach Ausführung zwischen 129,99 und 179,99 Euro

Die Zahnbürste „Amabrush“ verspricht Zahnreinigung in wenigen Sekunden. In den TV-Shows „2 Minuten, 2 Millionen“ und „Das Ding des Jahres“ präsentiert, waren viele Menschen von der Idee begeistert und investierten via Crowdfunding („kickstarter.com“ und „indiegogo.com“) Millionen, beziehungsweise orderten das Mundstück vorab über die Website.

Anzeige bei Staatsanwaltschaft

Doch wurde die gute Produktidee auch gut umgesetzt? Was kann die futuristische Zahnbürste, die aussieht wie eine Mischung aus Boxer-Mundschutz und Schnuller, wirklich? Offenbar nicht allzu viel, glaubt man Experten und Kundenmeinungen. Andere Kunden konnten sich noch gar keine eigene Meinung bilden, weil sie ihre Lieferung immer noch nicht erhalten haben. Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV), hat nun bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Amabrush wegen falscher Angaben zur Putzleistung eingebracht.

Die Staatsanwaltschaft möge prüfen, ob ein strafrechtliches Handeln vorliegt, so Kolba. Viele Crowdfunder und Käufer hätten sich beim VSV gemeldet, und würden sich durch Amabrush geschädigt sehen. „Zum einen werden Crowdfunder seit über einem Jahr vertröstet und bekommen keine Zahnbürste ausgeliefert, zum anderen beschweren sich Käufer, dass die Zahnbürste in keiner Weise dem entspricht, was beworben wurde,“ so Kolba.

Auf Facebook hagelt es negative Kritik

Schon länger mehren sich Erfahrungsberichte, dass die „10-Sekunden-Zahnbürste“ nicht die erwartete Putzleistung erbringt. Das bestätigt auch ein Blick auf Facebook. Auf der Facebook-Site von Amabrush hagelt es vor allem negative Kritik von Konsumenten. Von „Leider ist kein Putzerfolg zu merken. Wie auch die Gumminippel bewegen sich ja garnicht“, über „Habs nach 11 Monaten Wartezeit bekommen und bin enttäuscht. Nicht zu empfehlen“ und „Das unnützeste Ding, dass ich jemals im Internet bestellt habe“ bis zu „Absoluter Schrott“ reichen die Kommentare. Auch in einer eigenen Facebook-Gruppe teilen inzwischen über 2.600 Betroffene ihre Erfahrungen mit der „#scamabrush“ (Scam, auf Deutsch: Betrug), wie sie dort genannt wird. Zudem beschweren sich die Kunden auf der Kickstarter-Website in zahlreichen Kommentaren über die mangelnde Leistung des Produktes.

Zwar sind Onlinebewertungen zumeist emotional gefärbt und werden oft im ersten Ärger über ein Produkt geschrieben, man muss also sicher relativieren. Positive Kommentare, die im Freudentaumel über die Zahnbürste geschrieben werden, finden sich allerdings kaum.

Zahnklinik-Chef: „Keine Empfehlung“

Auch Zahnpflege-Experten konnte Amabrush nicht überzeugen. Der Leiter der Universitätszahnklinik in Wien, Andreas Moritz, erklärte etwa zuletzt in der ORF-TV-Sendung „Konkret“ nach einem Test des Produktes, dass er es nicht empfehlen könne.

Eine technische Begutachtung durch das Wiener Reparatur- und Service-Zentrum RUSZ kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Amabrush ungeeignet ist, die beworbene Putzleistung zu erbringen. Zudem kritisiert der Mechatronik-Fachbetrieb, dass das Produkt als Wegwerfprodukt konzipiert sei und im Bedarfsfall nicht repariert werden könne.

Amabrush:"Zeitsparende Alternative für Zwischendurch"

Selbst Amabrush scheint inzwischen von der Produktidee eines vollwertigen Zahnbürsten-Ersatzes abzurücken. In einer Antwort auf eine Facebook-Kritik schreibt das Unternehmen, dass die Amabrush für den Betroffenen vielleicht nicht der absolute Ersatz für eine Zahnbürste sei, es gäbe aber Personen, „die gerne die Amabrush für zwischendurch verwenden und sie durchaus auch als eine zeitsparende Alternative sehen.“

Eine Anfrage von Help.ORF.at bei Amabrush blieb bisher unbeantwortet. Gegenüber dem „Standard“ erklärte Amabrush-CEO Marvin Musialek zuletzt, dass das Feedback der Käufer auf die Amabrush „gemischt“ sei. Es gäbe positive wie auch negative Rückmeldungen. Kritik wolle man bei der Entwicklung zukünftiger Generationen der eigenen „Vision einer automatischen Zahnreinigung“ berücksichtigen.

Zwar bekommen Kunden des Onlineshops, wenn sie die Zahnbürste binnen 14 Tagen zurückgeben, ihr Geld zurück, doch die Crowdfunding-Investoren haben kein Recht auf Geld-retour. Kolba will nun rechtliche Schritte „von einem Anschluss als Privatbeteiligte bis zu Sammelklagen gegen das Unternehmen“ prüfen.

Beate Macura, help.ORF.at

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