Ärger über teuren Check-in bei Wizz Air

Nach dem Streit um eine neue Handgepäcksgebühr sorgt jetzt der Check-in bei der ungarischen Billigfluglinie Wizz Air für Ärger. Es gibt Beschwerden, dass der kostenlose Online-Check-in nicht funktioniert. Wer deswegen auf dem Flughafen einchecken muss, wird dafür kräftig zur Kasse gebeten. Konsumentenschützer vermuten dahinter eine „Masche“ der Airline.

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Die ungarische Wizz Air ist eine klassische Billigfluglinie. Handgepäck, Sitzplatzauswahl und andere Services kosten extra. Der Online-Check-in hingegen ist kostenlos. Doch ausgerechnet dieses Service scheint recht fehleranfällig. Das erlebte auch ein Paar, das Anfang Jänner von Wien nach Teneriffa fliegen wollte.

Zusatzkosten, wenn Online-Check-in nicht klappt

Weder über die Webseite noch über die App funktionierte der Online-Check-in. „Wir bekamen die Meldung, dass wir auf dem Flughafen einchecken müssen“, so die Reisenden. Beim Schalter erfuhren sie, dass sie für das Einchecken auf dem Flughafen 30 Euro pro Personen und Flug bezahlen müssen, plus fünf Euro Bearbeitungsgebühr – also 65 Euro in eine Richtung.

Die Passagiere waren nicht die einzigen Betroffenen, vor dem Schalter hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Sie zahlten notgedrungen und ärgerten sich: „Wenn die Airline aus Kostengründen Leute dazu animiert, dass sie das alles online machen sollen, dann sollte das auch funktionieren.“ Wenn es nicht funktioniere, sollte die physische Variante zumindest nichts extra kosten.

Wizz Air sieht Fehler bei Passagieren

Help.ORF.at fragte bei der Airline nach, was hier los war. In der Antwort bezog sich Wizz Air allerdings nicht auf den konkreten Fall, sondern lediglich auf einen ähnlichen: „Wizz Air hat einen gründlichen internen IT-Systemcheck durchgeführt. Dabei konnten keine Fehler festgestellt werden“.

Wizz Air Airbus A320-232

Matthieu CLAVEL / AFP

Bei Wizz Air muss jede Zusatzleistung extra bezahlt werden

Dazu muss man wissen: Wenn ein Flug bei Wizz Air verschoben wurde, kann man offenbar gar nicht online einchecken. Die Kunden müssten die Verschiebung zuerst aktiv bestätigen und nur dann würde der Check-in für sie freigeschaltet. Darüber seien die Fluggäste auch per Email informiert worden. „Leider sind einige Passagiere den vorgegebenen Schritten nicht gefolgt und mussten so mit Unterstützung des Airport-Agents am Flughafen einchecken“, so die Fluglinie.

EVZ: Flugverschiebungen als Ausrede

Andreas Herrmann, Jurist beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) bezweifelt die Darstellung von Wizz Air. Viele dieser Flüge hätten sich zwar verschoben, nicht alle Konsumenten seinen aber davon per E-Mail verständigt worden. Die E-Mails hätten auch keinen Hinweis darauf enthalten, dass eine Flugverschiebung zuerst akzeptiert werden müsse. Es gebe außerdem sehr viele Fälle, wo die Airline den Flug um cirka fünf Minuten verschoben habe. „Das ist doch ein Hohn, wenn man die Zustimmung zu einer fünfminütigen Verschiebung verlangt“, so Herrmann.

Ob diese Flugverschiebungen also nur Ausreden sind, um Geld für den Check-in am Flughafen zu kassieren, wollte Help.ORF.at von Wizz Air wissen – doch die Antwort blieb aus. Für den EVZ-Juristen ist der Sachverhalt eindeutig. „Unseres Erachtens handelt es sich um eine ‚Masche‘ von Wizz Air, um an extra Gebühren zu kommen“, so Herrmann.

AK bereitet Musterklage vor

Wizz Air wies Help.ORF.at gegenüber darauf hin, dass Fluggäste schon bei der Onlinebuchung extra einen Check-in am Flughafen dazukaufen könnten. Da lohnt sich vorher ein Blick in die Gebührentabelle – dieses Service kostet nämlich zehn Euro pro Person und Flug. Weiters empfiehlt Wizz Air, das Callcenter zu kontaktieren falls der Check-in nicht gelingt. Aber auch das ist nicht billig: Ein Anruf beim Callcenter kostet einen Euro pro Minute. Dazu kommen noch 15 Euro Extragebühr, wenn man eine Leistung möchte, die auch online verfügbar wäre.

Screenshot Online-Check-in

privat

Online-Check-in war nicht möglich

Die Arbeiterkammer (AK) will gegen Wizz Air vor Gericht gehen und bereitet eine Musterklage vor. Ob es die Airline darauf ankommen lassen wird, bleibt offen. Wizz Air betonte gegenüber help.ORF.at, dass es das Konzept der Fluglinie sei, "verschiedene Leistungen zu entbündeln, so dass jeder Passagier die Reise nach seinen individuellen Bedürfnissen gestalten kann und für nichts bezahlen muss, was er nicht verwenden will. Der „Customer Journey“ werde damit „zu einem persönlichen Erlebnis, bei dem der Kunde selbst entscheidet, wofür er bezahlt“.

Screenshots als Beweis

Das Paar, das für seinen Flug von Wien nach Teneriffa unfreiwillig 65 Euro extra zahlen musste, bekam von der Airline den Tipp, einen Screenshot vom fehlgeschlagenen Check-in als Beweis zu schicken. Das geschah auch Anfang Februar. Seither warten die Reisenden auf Antwort.

Screenshots sind nicht nur bei Problemen mit dem Online-Check-in zu empfehlen, sondern auch bei einzelnen Buchungsschritten, so Konsumentenschützer Herrmann. Wer schon vor der Buchung vergleicht, welche Leistungen im Ticketpreis enthalten sind, kann Kostenfallen bei Billigfluglinien vermeiden. Denn sonst kann es sein, dass die diversen Nebengebühren letztlich teurer sind als das Ticket.

Karin Fischer, help.ORF.at

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