Abzocke durch falsche Elektronotdienste

Fällt in der Wohnung der Strom aus, muss am Wochenende oft ein Elektronotdienst her. Doch es häufen sich Beschwerden über unseriöse Anbieter. Diese werben im Internet mit sehr günstigen Preisen. Wer ihre Dienste in Anspruch nimmt, erlebt beim Zahlen eine böse Überraschung.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Ausgerechnet an einem Sonntag im Februar war die Wohnung einer Wienerin plötzlich kalt – kein Strom. Ihre erwachsene Tochter suchte im Internet nach einem Notdienst und wurde rasch fündig: Ganz oben in der Suchmaschine tauchte die Firma Elektro-hilfe.at auf. Am Telefon nannte man ihr dort als Preis: 20 Euro für die Anfahrt und 50 bis 100 Euro für die Arbeitszeit. Damit war sie einverstanden.

„Das muss sofort repariert werden“

„Der Elektriker sagte, dass der FI-Schutzschalter defekt sei und das sofort repariert werden müsse, weil das gefährlich ist“, so die Konsumentin. Der Handwerker ließ die Tochter auf einem Touchpad unterschreiben und tauschte den FI-Schutzschalter. Danach kostete die Anfahrt auf einmal 40 Euro, als Arbeitszeit wurden nun 196 Euro verrechnet und weitere 265 Euro für den FI-Schalter plus noch die Mehrwertsteuer – in Summe 600 Euro, die sofort zu bezahlen seien. Nach einigem Hin und her zahlte die Tochter schließlich per Kreditkarte.

Screenshot elektro-hilfe.at

elektro-hilfe.at

Elektro-hilfe.at hat eine ansprechende Webseite, aber keine Elektrokonzession

Am nächsten Tag fand die Wienerin bei ihrem Elektriker heraus, dass der verrechnete FI-Schalter höchsten 100 Euro kosten würde. Sie fühlte sich kräftig über den Tisch gezogen: „Das geht weit darüber hinaus, dass man sich denkt, man hat ein bisschen zu viel bezahlt“. Eine Reklamation bei der Firma blieb erfolglos. Die Telefonnummer führte nur zu einer kostenpflichtigen Vermittlung, auf E-Mails gab es keine Antwort und ein Impressum fand sich auf der Internetseite auch nicht.

Warnung vor Elektro-hilfe.at

Die Watchlist Internet, eine Informationsplattform zu Onlinebetrug, verfolgt die Aktivitäten von Elektro-hilfe.at bereits länger. Der Internetauftritt des Unternehmens wirke nur auf den ersten Blick seriös, tatsächlich würden überhöhte Preise verrechnet, die Reparaturen seien mangelhaft. Und wer hinter dem Notdienst steckt bleibt im Dunkeln, sagt Thorsten Behrens, Projektleiter bei Watchlist Internet. „Leider kann man das Geld in diesem Fall nur abschreiben. Man hat keine Möglichkeit, das irgendwie zu verfolgen und wiederzubekommen“, so Behrens.

Screenshot schlossauf.at

schlossauf.at

Leicht abgewandelt wird auch für andere Notdienste geworben

Das Foto des lächelnden Elektrikers namens „Lukas Gruber“ auf der Homepage von Elektro-hilfe.at taucht bei der Internetsuche nach Notdiensten immer wieder auf. Jedes Mal heißt der Mann dann anders und auch die Firma - zum Beispiel bietet „Matthias Wagner“ bei Schlossauf.at einen Schlüsselnotdienst an. Die Inhalte dieser Webseiten sind weitgehend ident und beschränken sich nicht nur auf eine Branche. „Wir kennen es auch noch als Aufsperrdienst und als Installationsnotdienst“, so Behrens, der auch vor diesen Firmen warnt.

Elektroinnung zeigt schwarze Schafe an

Die Elektroinnung bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) versucht, mit Anzeigen gegen solche schwarzen Schafe vorzugehen. Derzeit laufen 15 Verfahren. „Das Problem dabei ist, dass die Innung nur eine Verwaltungsübertretung anzeigen kann, wenn sich jemand fälschlich als Elektriker ausgibt“, so WKO-Sprecher Gottfried Rotter.

Der Betrug bzw. der Sachwucher werde nicht gegen die Innung begangen, sondern gegen die geschädigten Konsumenten. „Wir empfehlen, die Rechnung einer Konsumentenschutzorganisation vorzulegen und Anzeige bei der Polizei wegen Sachwuchers zu erstatten“, so Rotter.

„WKO-geprüft“ als perfider Trick

In den vergangenen Monaten häuften sich die Fälle. Die Tricks sind perfide. So ließ sich etwa die geschädigte Wienerin bei ihrer Auswahl davon beeinflussen, dass neben dem Firmennamen der Elektro-hilfe.at auch der Hinweis „WKO geprüft und qualifiziert“ stand. „Wenn jemand auf seine Homepage WKO-geprüft schreibt, heißt das noch nicht, dass es auch WKO-geprüft ist“, so der Pressesprecher.

Auch die Watchlist Internet rät zu einer Anzeige bei der Polizei. Hilfreich sei, wenn man sich zumindest die Autonummer des Notdienstes notiert. Doch die Betrüger würden ihre Autos absichtlich weiter entfernt parken. Hat man einen dubiosen Notdienst erwischt, solle man sich gut überlegen, ob man die Zahlung verweigert. „Man weiß nicht, wer dahinter steckt und wie gefährlich das Ganze ist“, warnt Behrens. Im Zweifelsfall solle man die Polizei dazuholen.

Nummern seriöser Notdienste vorab einspeichern

Vor unseriösen Anbietern kann man sich am besten schützen, indem man sich die Homepage genau anschaut. Fehlen wichtige Angaben wie das Impressum oder ist nur Barzahlung möglich, ist Vorsicht geboten. Damit man in einer Stresssituation bei der Suche im Internet nicht in die Falle tappt, sollten Telefonnummern von seriösen Notdiensten vorsorglich im Telefon gespeichert werden. Auf den Internetseiten der Elektroinnung kann man nachsehen, welche Unternehmen eine Gewerbeberechtigung haben und auch nach Störungsdiensten suchen.

Im Zweifelsfall hilft auch eine Internetsuche mit dem Stichwort „Erfahrungen“ und dem Namen der jeweiligen Firma. „Man sollte nie vorschnell handeln, wenn man einen Notdienst braucht“, so Thorsten Behrens. Gerade wenn die Webseite des Notdienstes sehr schön aussieht und Vieles versprochen wird, sei Vorsicht geboten.

Karin Fischer, help.ORf.at

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