Fastenkuren im Check: Nicht jede Methode geeignet

Vom Heilfasten bis zum Intervallfasten - Fastenkuren liegen im Trend. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat verschiedene Methoden unter die Lupe genommen. Das Fazit: Nicht jede Methode ist gleich gut geeignet. Spezielle Fastenprodukte sind nicht nötig.

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Laut österreichischem Ernährungsbericht sind 41 Prozent der österreichischen Bevölkerung übergewichtig. Rund um das Abnehmen hat sich eine eigene Industrie entwickelt: von Büchern, Lebensmitteln und Coachings bis hin zu Kuren und Hotelangeboten.

16 Stunden ohne Essen

Welche Fastenkur – das ist schon fast eine Glaubensfrage. Die einen schwören auf klassisches Heilfasten, andere auf Intervallfasten mit unterschiedlich langen Essenspausen. „Als Minimum für den Nahrungsverzicht haben sich 16 Stunden herauskristallisiert“, so Birgit Beck, Ernährungswissenschaftlerin und Projektleiterin beim VKI. Darauf beruht auch die populäre Methode „16:8“. 16 Stunden lang wird gefastet, die folgenden acht Stunden lang darf gegessen werden. Man lässt entweder das Frühstück weg oder das Abendessen – je nach dem, was leichter fällt.

Apfel auf einem Teller im Speisesaal des Klosters Pernegg

APA/Hans Klaus Techt

Klöster wie Pernegg in Niederösterreich bieten Fastenkurse und Heilfasten an

Eine weitere Varianten des Intervallfastens ist die Methode „1:0 in 2“. Hier wird an einem Tag gegessen und danach 36 Stunden lang gefastet. Bei der Variante „5:2“ wird fünf Tage in der Woche normal gegessen, an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen gibt es nur ganz wenig: 500 Kilokalorien (Kcal) für Frauen und 600 Kcal für Männer.

Heilfasten mit Nebenwirkungen

Beim Heilfasten besteht der Speiseplan eine Woche lang nur aus Wasser, Tee, Saft und klarer Suppe. Dieser radikale Nahrungsentzug, wird nur für gesunde Menschen empfohlen. Der Körper nimmt das nicht so ohne Weiteres hin. „Beim Heilfasten kann es zu Schwindel, Kopfschmerzen und anderen körperlichen Symptomen kommen“, so Beck. Diese Fastenkur sollte unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Klöster und Wellnesshotels bieten eigene Fastenwochen mit medizinischer Betreuung, Fitnessprogrammen und Meditation an.

So vielfältig wie die verschiedenen Methoden sind auch die Gesundheitsversprechen. Fasten soll das Leben verlängern, Krebs vorbeugen, Rheuma lindern und die Kilos purzeln lassen. „Hier muss man ein wenig aufpassen“, so die Ernährungswissenschaftlerin. „Es gibt starke wissenschaftliche Hinweise darauf, dass man mit Intervallfasten gleich gut abnehmen kann wie mit einer kalorienreduzierter Diät.“ Alles andere stammt aus Tierversuchen. Aussagekräftig Studien zu den Gesundheitsauswirkungen bei Menschen fehlen noch.

Nicht unvorbereitet aufs Essen verzichten

Die Beschäftigung mit dem Fasten hat noch einen anderen Nebeneffekt: Lebensmittel werden meist mit mehr Bedacht ausgewählt. Denn es ist nicht egal, was an den Tagen, an denen gegessen werden darf, auf den Teller kommt. Die Expertin empfiehlt viel Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Von viel Fleisch, Fett und wenig Kohlehydraten – wie bei der ketogenen Diät - rät sie ab, weil das die Nieren belastet.

Wer sich für eine Fastenkur entscheidet, sollte sich zuerst gründlich vom Arzt untersuchen lassen. Eventuell muss die Einnahme von Medikamenten angepasst werden. Kinder und Schwangere sollten gar nicht fasten, ebenso wenig Personen, die an einer Essstörung leiden.

Gutes Geschäft rund ums Fasten

Fastenkuren sind ein Geschäft, nicht nur für die Hotellerie, auch für den Buchmarkt. Die Ratgeberliteratur boomt. Wenn es um praktische Tipps geht, seien die meisten Bücher ganz hilfreich, so Beck. Die wissenschaftlichen Fakten würden aber oft nicht stimmen. Wovon die Ernährungswissentschaftlerin explizit abrät, sind Produkte, die das Abnehmen erleichtern sollen. Diätshakes schnitten bei einer Untersuchung der deutschen Zeitschrift „Öko-Test“ nur mittelmäßig bis ungenügend ab, viele enthielten überflüssige Zusätze.

Verschiedene Gemüsesäfte

Frederic J. Brown / AFP

Spezielle Diätprodukte sind laut VKI überflüssig

Skepsis sei auch bei speziellen Fastenbroten, Fastenjoghurts und Fastentees angebracht. „Das können ganz banale Lightprodukte sein, die zu 30 Prozent energiereduziert, fettreduziert oder zuckererduziert sind“, so Beck. Fastentees enthalten Kräuter, die entwässernd oder leicht abführend wirken. „Das sind alles Produkte, die beim Intervallfasten nicht gebraucht werden.“

Intervallfasten sei empfehlenswerter als Heilfasten, weil es für den Körper weniger belastend ist. Wer sich dafür interessiert, kann zunächst die Essenspausen schrittweise verlängern. Zwölf Stunden Nahrungskarenz über Nacht sei noch kein Fasten, es sollte der Normalzustand sein, so Beck: „Wir sollten uns nicht überlegen, was wir essen können, damit wir abnehmen, sondern einfach manchmal eine Nahrungspause machen und nichts essen.“ Das werde auf jeden Fall eher zum Ziel führen.

Karin Fischer, help.ORF.at

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