Amazon-Bewertung sagt nichts über Qualität aus
Um herauszufinden in welchem Verhältnis die Kundenbewertungen in Onlineshops zu dem Urteil professioneller Produkttester stehen, verglichen Forscher der Universität Dortmund in der Studie „Should We Reach for the Stars?“ (Deutsch: Sollten wir nach den Sternen greifen?) die Testurteile der Stiftung Warentest für 1.322 Elektronikprodukten wie Smartphones, Kopfhörer und Toaster mit den entsprechenden Rezensionen auf Amazon.
Bewertung sehr subjektiv gefärbt
Nur in knapp einem Drittel der Fälle war der Stiftung-Warentest-Testsieger auch das Produkt mit der besten Amazon-Bewertung. Bei über einem Drittel der Produkte widersprachen sich die Einschätzungen sogar: die Stiftung Warentest fand das Produkt sehr gut, die Kunden hingegen nicht - oder umgekehrt.
Warentests beurteilen Qualität objektiv
Die deutsche Stiftung Warentest zeigt sich von den Ergebnissen der Studie nicht überrascht. Kunden seien hier oft sehr emotional. „Wer sich die Mühe macht, eine Rezension zu schreiben, hat sich meist über eine Ware wahnsinnig gefreut oder geärgert“, so die Verbraucherschützer.
Die Stiftung Warentest hingegen prüfe nach wissenschaftlichen und transparenten Kriterien. Man teste zudem auch Eigenschaften, die Laien garnicht selbst überprüfen könnten, wie etwa enthaltende Schadstoffe oder die Anfälligkeit für Hackerangriffe. Als objektives Kriterium, um die Qualität eines Produkts einzuschätzen, eignen sich die Sterne-Bewertungen von Amazon also nicht.
Was man aus Amazon-Kritiken herauslesen kann
Nützliche Hinweise liefern die Kundenkritiken laut Stiftung Warentest dennoch – etwa zur Alltagstauglichkeit der Produkte. Die Verbraucherschützer raten aber, ganz genau hinzusehen und sich nicht von den angezeigten Sternen blenden zu lassen.
Bei den negativen Kritiken sollte man Ausschau nach Übereinstimmungen halten. Klagen mehrere Nutzer über denselben Mangel, sei das ein Indiz für eine Schwachstelle am Produkt. Grundsätzlich könne man negativen Bewertungen mehr Glauben schenken, positive würden häufiger manipuliert.
Vorsicht sei bei besonders langen Bewertungen geboten. Dies sei ein Hinweis auf eine bezahlte Rezension, denn üblicherweise hätten Käufer nur wenig Zeit und halten sich kurz. Die britische Verbraucherorganisation Which deckte zuletzt auf, dass selbst Amazon-Kritiken mit dem Hinweis „verifizierter Kauf“ nicht immer echt sind.
Links:
- Die Studie im Detail (PDF, 20 Seiten)
- Bericht der Stiftung Warentest
- Which-Bericht
Publiziert am 25.02.2019