Potenzmittel aus dem Internet führt in Abofalle

Betrüger werben in Sozialen Medien verstärkt für angebliche Wunderpillen. So vertreibt die Firma Aliaz Cooperation auf diversen Internetseiten Potenzmittel, Kosmetika und Diätprodukte. Teilweise werden die Produkte auch gratis angeboten. Mit einem Klick sind Interessenten jedoch rasch in einer teuren Abofalle, warnen Verbraucherschützer.

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Wer im Internet unterwegs ist, der trifft auf so manche Werbung, die das Blaue vom Himmel verspricht. Eine schlankere Taille, weißere Zähne und mehr Manneskraft – all das bekommt man angeblich bei der Firma Aliaz Cooperation mit Sitz in Lettland. Das Unternehmen vertreibt über Soziale Medien allerlei Mittelchen: Vom Serum für längere Wimpern bis zu Präparaten zur Penisverlängerung, Marke „Horsepower“. Doch wirklich länger werden hier nur die Gesichter – wenn auf einmal viel Geld für angeblich bestellte Ware gefordert wird.

Betrüger locken mit Gratisangebot

„Wir bemerken seit einigen Wochen einen starken Anstieg von Beschwerden über die Firma Aliaz Cooperation“, so Dominik Manzenreiter, Jurist beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ). Bis zu 40 Anfragen habe es allein vergangene Woche gegeben. Die Firma ist nicht neu: Bereits vor zwei Jahren hagelte es quer durch Europa Beschwerden über die unseriöse Geschäftspraxis.

Werbung für das Potenzmittel "Horsepower"

watchlist-internet.at

Die Webseite entspricht nicht den gesetzlichen Vorschriften

„Das Grundproblem ist, dass ohne Wissen der Konsumenten teure Aboverträge abgeschlossen werden“, so Manzenreiter. Zunächst wird mit einem kostenlosen Testpaket geworben. Um das zu bekommen, muss man sich registrieren und seine Daten angeben. Wer dann das Gratispaket anfordert, ist bereits in die Falle getappt. Denn in Wirklichkeit wurde das Produkt kostenpflichtig bestellt, was jedoch nicht zu erkennen war. Aber auch Konsumenten, die tatsächlich auf der Webseite eingekauft haben, sind vor Ärger nicht gefeit. Ihnen wird dabei ein Abo mit einer wiederkehrenden Bestellung untergejubelt.

Webseite verändert sich nach dem Bestellen

Der Trick besteht darin, dass sich die Webseite nach einer einmaligen Bestellung verändert. Erst wenn die Seite ein zweites Mal geöffnet wird findet sich neben dem Bestell-Button der Hinweis auf eine regelmäßige Lieferung. Aber da ist es schon zu spät; denn ändern kann man hier nichts mehr. Ab dann treffen die Pakete mitsamt Rechnungen und Mahnungen ein, später auch Inkassoschreiben.

Werbung für das Produkt "GoWhite"

Screenshot

Weitere Abofallen von Aliaz: Zahnbleichmittel „GoWhite“, Diätpillen „Fat Killer“

„Konsumenten können diese Zahlungsaufforderungen getrost ignorieren und in den Spam-Ordner verschieben“, so Thorsten Behrens von der unabhängigen Internetplattform Watchlist Internet. Hier sei kein Vertrag zustande gekommen, weil die Bestimmungen zur Informationspflicht nicht erfüllt waren. Laut Gesetz muss neben dem „Kaufen“-Button angezeigt werden, ob die Bestellung kostenpflichtig ist und, ob damit ein Abo verbunden ist.

Falsche Inkassobüros machen Druck

Das EVZ empfiehlt, trotzdem ein Mal per Einschreiben an „Aliaz Cooeration“ der Forderung zu widersprechen und bietet dafür auch Musterbriefe an. Die nicht bestellten Waren muss man weder aufheben noch zurückschicken.

Hohe Forderungen eines Inkassobüros einfach auszusitzen, erfordert gute Nerven. Thorsten Behrens beruhigt: „Dieses Inkassobüro gehört ebenso zum Netzwerk der Kriminellen wie die Seite auch, wie alles andere auch“. Mit einem seriösen Inkassobüro habe das nichts zu tun. Dasselbe gelte für Anwaltsschreiben, auch der „Anwalt“ sei erfunden. Mitunter werde auch nur der Name eines richtigen Anwalts oder Inkassobüro missbraucht, um so an Zahlungen zu kommen. Das Impressum auf der Webseite sei ebenfalls gefälscht – wenn überhaupt eines vorhanden ist.

Wie man Onlinebetrug erkennt

Wer in eine derartige Abofalle geraten ist, sollte auf jeden Fall Anzeige bei der Polizei erstatten, rät Watchlist Internet. „Alarmzeichen für unseriöse Angebote ist auf jeden Fall immer, wenn etwas gratis angeboten wird“, so Behrens. Kaum eine Firma habe tatsächlich etwas zu verschenken.

Bevor man beim vermeintlichen Schnäppchen zugreift, sollte man zumindest den Firmennamen in eine Suchmaschine eingeben und nachsehen, welche Erfahrungen andere Verbraucher damit gemacht haben. Wer das bei „Aliaz Cooperation“ macht, der findet übrigens unzählige Treffer mit den Stichworten: Warnung, Betrug und Abofalle.

Karin Fischer, help.ORF.at

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