Training fürs Autofahren im Alter

Autofahren gehört zum Alltag vieler Menschen aller Altersgruppen. In Österreich gibt es, anders als in andren europäischen Ländern, keine verpflichtende Prüfung der Verkehrstauglichkeit älterer Lenkerinnen und Lenker. Verkehrsclubs und vereinzelte Fahrschulen bieten Seminare und Kurse für ältere Autofahrer an.

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Mit zunehmendem Alter werden Bewegungen am Rande des Gesichtsfeldes schlechter wahrgenommen, die Sehkraft bei Dämmerung und Dunkelheit nimmt ab, die Blendempfindlichkeit der Augen nimmt zu und sie stellen sich langsamer auf helle oder dunkle Umgebung ein. Die Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane lässt bei älteren Menschen nach, ebenso wie die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, so Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin beim ÖAMTC. Es kann zu Aufmerksamkeitsdefiziten kommen, zu verzögerter Reaktion und rascherer Ermüdung - und in Folge zu Unfällen.

Hände am Zündschloss eines Autos

Getty Images/Kentaroo Tryman

Betagt am Steuer: in Österreich gilt der Führerschein auf Lebenszeit

Richtig umgehen mit Einparkhilfe & Co.

Assistenzsysteme moderner Autos sollen beim Einparken helfen, bei zu geringer Distanz zum Vordermann warnen oder anzeigen, wenn der Fahrer von seiner Spur abkommt. Ist das Piepsen, Blinken oder Rütteln für den Fahrenden ungewohnt, können die Signale allerdings mehr stressen als unterstützen, so Seidenberger vom ÖAMTC. Empfehlenswert sei es, sich langsam an die Technologien heranzutasten und den Umgang damit in sicherer Umgebung zu üben.

Verkehrsclubs und vereinzelte Fahrschulen bieten Kurse an, die sich an ältere Lenkerinnen und Lenker wenden. Im Fahrsicherheitstraining des ÖAMTC für Personen ab 60 können Teilnehmer moderne Assistenzsysteme ausprobieren und werden über neue Straßenverkehrsgesetze und Verkehrsschilder informiert. Auf dem Trainingsplatz wird die Reaktionszeit überprüft und Fahrtechnik geübt; etwa das korrekte Verhalten in einem Kreisverkehr.

Noch fit genug für den Verkehr?

Österreich zählt wie Deutschland, Frankreich, Polen, Belgien und Bulgarien zu den insgesamt sechs europäischen Ländern, in denen der Führerschein lebenslang gilt. Die Mehrheit der europäischen Staaten verpflichtet ihre älteren Bürgerinnen und Bürger ihre Fahrtauglichkeit auf unterschiedliche Weise testen zu lassen: mittels medizinischer Untersuchung, Seh- oder Fahrtest oder einem Selbsteinschätzungstest. Meistens werden Personen ab 70 zur Überprüfung gebeten, bevor sie die Lenkberechtigung erneut erhalten.

In Österreich ist jeder selbst verantwortlich, sich und seine Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Auch der ÖAMTC beurteilt in den Fahrsicherheitstrainings für Personen ab 60 nicht die Fahrtüchtigkeit. Es soll ein kritischer Umgang mit seinen Schwächen und Stärken unterstützt werden. Verkehrspsychologin Seidenberger rät, Hinweise von Nahestehenden ernst zu nehmen: „Bekommt man Hinweise wie ‚Dein Auto ist so verbeult‘, ‚Du fährst zu langsam‘ oder ‚Mit dir möchte ich nicht mehr mitfahren‘, sollte man sich an Fachleute wenden.“ Denn Straßenverkehr erfordert fokussierte Aufmerksamkeit, rasches Entscheiden und ein gutes Reaktionsvermögen. Wer sich davon überfordert fühle, solle mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.

Johanna Steiner, help.orf.at

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