Wie gut „Whitening“-Zahnpasten sind

Bei Zähnen gilt heute: Je weißer, desto besser - Hollywood hat es vorgemacht. Zahlreiche Produkte versprechen ein Aufhellen der Zähne und die optimale Entfernung von Verfärbungen. Das beginnt schon bei der Zahnpasta. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat „Whitening"-Zahnpasten unter die Lupe genommen und überprüft, ob sie halten, was sie versprechen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Strahlend weiß sollen sie sein, lückenlos und gerade - perfekte Zähne signalisieren Gesundheit, Pflege und Erfolg. Häufig wird man aufgefordert, die Makellosigkeit der Zähne auch unter Beweis zu stellen. „Bitte lächeln“, heißt es dann. Zahlreiche Zahncremes im Handel versprechen, die Zähne weißer zu machen. Der VKI und die deutsche Stiftung Warentest testeten 18 Produkte.

Bioprodukt fiel durch

Auf dem ersten Platz landete mit 82 Punkten „Perlweiß - das Schönheitszahnweiß“, knapp gefolgt von „Odol Med 3 Extra White“ mit 80 Punkten. Beiden Produkten attestierte der VKI sowohl eine gute Kariesprophylaxe als auch hervorragende Eigenschaften beim Entfernen von Verfärbungen. Grundsätzlich stellte der VKI den meisten Produkten ein sehr gutes oder gutes Zeugnis aus. Ein „Nicht zufriedenstellend“ ging an das einzige Naturprodukt im Test, nämlich an die „Naturweiß-Pfefferminz-Zahncreme“ von Logodent. Diese ist laut Hersteller zwar vegan und glutenfrei, biete aber kaum Kariesschutz, weil sie kein Fluorid enthalte, sagt Christian Undeutsch, Projektleiter beim VKI.

Fluorid wichtig gegen Karies

Fluorid sei derzeit die einzige Substanz, bei der eine ausgezeichnete Kariesprophylaxe wissenschaftlich belegt sei, so Undeutsch. Leider sei Fluorid durch so manche Falschmeldung in diversen Internetforen in Verruf geraten. Es werde erklärt, dass die Substanz giftig sei. Dies sei aber nicht der Fall, meint der VKI-Experte. Man müsste mehrere Tuben Zahnpasta schlucken, um negative gesundheitliche Folgen zu verursachen. Das Missverständnis rund um Fluorid habe seine Ursache darin, dass manche Menschen es mit dem tatsächlich giftigen Fluorgas verwechseln. Vor Fluorid in der Zahnpasta müsse man sich also nicht fürchten, so Undeutsch.

Schwarze Zahnpasta mit Aktivkohle im Mittelfeld

Erstmals im Test vertreten war ein Produkt, das Aktivkohle enthält. Machen diese trendigen, schwarzen Pasten die Zähne tatsächlich weiß? Der VKI attestierte der schwarzen Zahnpasta eine durchwegs gute Kariesprophylaxe. Auch Verfärbungen würden entfernt, allerdings hätte das Produkt hier nur mittelmäßig abgeschnitten. Schwarze Zahnpasten mit Aktivkohle seien in diesem Punkt nicht besser als vergleichbare andersfärbige Produkte am Markt, meint der VKI-Projektleiter.

Zahnärztin vor Gebiss

APA/dpa/Patrick Seeger

Ein Bleaching sollte vorher mit dem Zahnarzt besprochen werden

„Blue Coverine“ bietet kurzzeitigen Weißeffekt

Manche Hersteller setzen auf Kupferphthalocyanin, eine Substanz, die auch als „Blue Coverine“ bekannt ist. Hierbei handelt es sich um eine blaue Pigmentlösung, die dem Zahnschmelz noch ein wenig zusätzlichen Glanz verleiht. Die Substanz lege sich wie ein Schleier über den Zahnschmelz, durch die blauen Farbpigmente wirken gelbe Zähne weißer, so Undeutsch. Es handle sich aber nur um einen kurzfristigen und rein optischen Effekt, der bereits nach sehr wenigen Stunden wieder verflogen sein kann. Außerdem könne eine Zahnpasta mit Weißauslobung zwar Verfärbungen entfernen, sie könne die Zähne aber nicht weißer machen als das ursprüngliche Zahnmaterial ist, so der VKI-Experte.

Eine langfristige Anwendung von Zahnweißpasten sei außerdem nur bedingt empfehlenswert. Die Produkte reiben Verfärbungen mehr oder weniger stark ab, wodurch der Zahnschmelz aufgeraut wird. In der Folge können sich neue Verfärbungen daher auch leichter wieder festsetzen.

„Bleaching-Produkte aus der Drogerie taugen nichts“

Wer es noch weißer möchte, der muss die Zähne bleichen, oder bleachen - so der mittlerweile gebräuchliche englischsprachige Ausdruck. Beim Bleaching wird Wasserstoffperoxyd meist in Form eines Gels auf die Zähne aufgetragen. In Drogeriemärkten findet man zahlreiche Heimanwendersets – von diesen hält Andreas Moritz, Leiter der Universitätszahnklinik Wien, allerdings nur wenig. Der Wasserstoffgehalt sei bei diesen Produkten schlicht zu gering. Wolle man einen wirklich sichtbaren Effekt erzielen, müsse man mit weit höheren Wasserstoffkonzentrationen arbeiten, so Moritz.

Das professionelle Bleaching beim Zahnarzt ist allerdings kostspielig. Auf der Universitätszahnklinik gibt es die Prozedur ab etwa 500 Euro, gute 1.000 Euro werden fällig, wenn man bereits nach einer Sitzung fertig sein möchte. In solchen Fällen arbeite man mit Licht oder auch mit Laser, so Moritz. Mit dieser Technik könne man die Verweildauer der Säuren oder des Wasserstoffperoxyds am Zahnschmelz verkürzen und verursache dadurch weniger Schäden am Zahnschmelz.

Vor Bleaching unbedingt Zahnarzt konsultieren

Methoden der Zahnaufhellung seien mittlerweile relativ ausgereift, sagt Moritz. Studien hätten jedoch ergeben, dass eine zu lange Verweildauer des Bleichmittels oder eine falsche Anwendung die Zähne schädigen können. Schon deswegen solle eine Bleaching-Prozedur nur unter professioneller Aufsicht durchgeführt werden. Dies sei auch deswegen sinnvoll, weil Patienten dazu neigen, die Produkte zu intensiv anzuwenden, sobald sie einen Weißeffekt erzielen, in der Hoffnung, noch bessere Ergebnisse zu erreichen. Dies könne jedoch „nach hinten losgehen“ und der Zahngesundheit letztlich erheblichen Schaden zufügen, so Moritz.

Gelbe Zähne seien an sich kein Hinweis auf eine Zahnerkrankung. Gesunde Zähne müssen nicht unbedingt weiß sein, meint der Zahnarzt. Zur rein optischen Verschönerung sei eine Zahnaufhellung daher durchaus eine Möglichkeit. Eventuelle Füllungen müssen vor der Behandlung aber auf jeden Fall dicht sein, und Zahnhälse dürfen nicht frei liegen, da sie keinesfalls mit Bleaching-Gels oder Wasserstoffperoxid in Kontakt kommen dürfen. Auch ein gesundes Zahnfleisch sei eine Grundvoraussetzung, so der Leiter der Universitätszahnklinik. Er empfiehlt daher dringend, die Prozedur mit einem Fachmann abzusprechen, bevor man sich dran macht, die Zähne zu bleichen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: