Amazon gab private Alexa-Sprachdateien weiter

Durch einen Fehler von Amazon sind rund 1.700 private Alexa-Sprachaufzeichnungen eines Amazon-Nutzers in die Hände eines Unbefugten gefallen. Dies berichtet das deutsche Computermagazin „c’t“. Die Sprachaufnahmen stammten demnach aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad.

Laut dem „c’t“-Bericht hatte ein Amazon.de-Kunde die deutsche Niederlassung des Konzerns um Auskunft der zu ihm gespeicherten Daten nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gebeten.

Amazon kam dem Begehren nach und sandte dem Kunden dabei neben 50 Dateien, die ihn betrafen, auch 1.700 Audiodateien auf denen Sprachbefehle an Alexa zu hören waren - aber nicht von ihm selbst, sondern von einem anderen Nutzer.

Amazon-Manager Dave Limp bei der Präsenation des neuen Echo Dot im September 2018 in Seattle/USA

AFP

Der Sprachassistent wird meist genutzt, um sich über das Wetter zu informieren oder Musik abzuspielen

Intime Aufnahmen aus Wohn- und Schlafzimmer

Die Sprachaufnahmen stammten laut „c’t“ hörbar aus der Intimsphäre der fremden Person, beispielsweise aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad. Auch Transskripte waren dabei, die offenbar wiedergaben, was Amazons Sprachassistent Alexa von den Sprachbefehlen verstanden hat.

Der Kunde informierte Amazon über die fehlgeleiteten Audiodateien. Der Konzern löschte daraufhin die Daten, informierte den fremden Nutzer allerdings nicht darüber, dass seine Sprachdateien an eine andere Person gesandt wurden. Erst als das Computermagazin „c’t“ ihn ausfindig machen konnte, wurde er in Kenntnis gesetzt.

Amazon: „Menschlicher Fehler“

Laut Amazon soll es sich um einen bedauerlichen Einzelfall handeln, der auf einem menschlichen Fehler basiere. „Wir haben das Problem mit den beiden beteiligten Kunden geklärt und Maßnahmen zur weiteren Verbesserung unserer Prozesse ergriffen. Wir standen auch vorsorglich in Kontakt mit den zuständigen Behörden“, so Amazon in einer Stellungnahme.

Der betroffene Echo-Nutzer bekam inzwischen als Entschädigung eine kostenlose Prime-Mitgliedschaft - und zwei Echo-Lautsprecher.

Kritik von Datenschützern an Lausch-Sprecher

Datenschützer kritisieren seit längerem den fraglichen Umgang von Daten, die von Alexa, Apples Siri, Google Home und anderen Sprachaufzeichnern gesammelt werden. Wer sich einen „Lausch-Sprecher“ mit einem solchen Sprachassistent ins Haus holt, kann theoretisch rund um die Uhr bespitzelt werden, so die Befürchtung. Denn den Geräten entgeht nichts.

Wie Alexa funktioniert

Die Echo-Lautsprecher von Amazon mit der Sprachsoftware Alexa an Bord sind mit bis zu sieben Mikrofonen (im aktuellen Modell Echo Dot 3 sind es vier Fernfeldmikrofone) ausgerüstet, die rund um die Uhr eingeschaltet sind. So hört Echo alles mit, was im Raum gesprochen wird, laut Amazon vorerst aber, ohne es zu speichern.

Erst wenn das Schlüsselwort „Alexa“ fällt, zeichnet das Gerät laut Amazon das Gesprochene auf. Dann wird alles das, was man Alexa sagt, auf die Server von Amazon übertragen und verarbeitet, um eine Antwort ausgeben zu können. Neben der eigentlichen Frage an Alexa wird auch jedes Geräusch im Hintergrund, ob Kinderlachen oder das Fernsehprogramm, an die Firmenserver mitgeschickt und gespeichert.

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