Smart-TV: Ich sehe das, was du auch siehst

Besitzer von Smart-TVs können TV-Inhalte streamen, Onlinevideos schauen oder generell im Internet surfen. Der Luxus hat aber seinen Preis, denn wie im Netz üblich zahlt man auch hier mit persönlichen Daten. Smart-TV-Hersteller und TV-Stationen können aufzeichnen, wer, wann, wie viel und wie lange ein bestimmtes Programm konsumiert. Konsumenten können aber auch ein wenig gegensteuern.

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Wer zu Weihnachten einen neuen Fernseher bekommt, wird es sehr wahrscheinlich mit einem sogenannten Smart-TV zu tun haben. Das heißt, mit einem internetfähigen Fernseher. Hat man das Gerät einmal mit dem Netz verbunden, kann man im Internet surfen, Streamingdienste wie Netflix oder Maxdome konsumieren und Apps installieren. Mit der Privatsphäre beim gemütlichen Fernsehabend könnte es aber bald vorbei sein.

Augen auf bei der Erstinstallation des Fernsehers

Schon bei der Ersteinrichtung des Geräts wollen Datensammler zugreifen und kommunizieren - je nach Modell - mit bis zu 50 oder 60 Servern, sagt Ulrike Kuhlmann von „c’t“, dem Magazin für Computer und Technik des deutschen Heise-Verlags. Wer hier alle Vorgaben und Datenschutzbestimmungen, die der Gerätehersteller vorschlägt, einfach so akzeptiert, werde fortwährend überwacht, so Kuhlmann. In so einem Fall wüssten Hersteller und Fernsehsender genau, welche Programm die konsumieren, wie viel Zeit man vor dem entsprechenden Programm verbringt und wann umgeschaltet wird.

Hand mit Fernbedienung

Getty Images/DmitriMaruta

Bei der Installation sollte man genau überlegen, welche Funktionen man aktiviert

Ob Hersteller, Fernsehsender oder Streaminganbieter: Viele Unternehmen interessieren sich für die Sehgewohnheiten ihrer Kunden. Um diese Überwachung wenigstens ein bisschen einzuschränken, sollten Konsumenten schon dem Setup ein wenig Aufmerksamkeit widmen. So könne man bei den meisten TV-Menüs etwa die Funktion „Do Not Track“ aktivieren.

Wie auch beim PC handle es sich bei der „Do Not Track“-Funktion um eine Aufforderung an die entsprechenden Dienste und Anbieter, das individuelle Nutzerverhalten nicht zu protokollieren, so Kuhlmann. Allerdings gebe es keine Verpflichtung der Dienste, sich an diese Vorgabe auch zu halten. Es sei eher ein Wunsch, der an Anbieter und Hersteller herangetragen werde. Dennoch empfiehlt die Expertin die „Do Not Track“-Einstellung zu aktivieren: „Vielleicht hält sich ja der eine oder andere dran.“

HbbTV kann Nutzerdaten erfassen und protokollieren

Ein weiterer Dienst, der mittlerweile in de facto allen Smart-TVs integriert ist, heißt Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV). Damit lassen sich beispielsweise zusätzliche Informationen zu TV-Inhalten anzeigen. Fernsehzuschauer kennen die Funktion mittlerweile meist in Form eines Auswahlmenüs mit einem roten Button, das eingeblendet wird, sobald man einen bestimmten Sender anwählt. Man könne dann beispielsweise Zusatzinformationen zur laufenden Sendung erhalten, oder auch auf die Mediatheken der Programmanbieter zugreifen.

Wer HbbTV nutzt, müsse in vielen Fällen davon ausgehen, dass etwa Sehgewohnheiten detailreich protokolliert werden, so die „c’t“-Redakteurin. Auch dann, wenn der Dienst überhaupt nicht genutzt wird. Ist HbbTV aktiviert, sei es in der Regel auch aktiv, so Kuhlmann. Bei einigen Modellen lasse sich der HbbTV-Dienst aber über das TV- Menü einschränken oder deaktivieren. Bei manchen Geräten könne man den Dienst auch nur für einzelne Sender auswählen, für den Fall, dass man bestimmten Medienunternehmen gegenüber misstrauisch ist, wenn es um die Frage geht, wie diese mit erhobenen Nutzerdaten umgehen.

„Samsung und Co. sammeln ungewöhnlich viele Daten“

Interessanterweise hätten sich im c’t-Test gerade die Gerätehersteller, allen voran Samsung, als besonders gierig erwiesen, wenn es darum ging, an Daten ihrer Kunden zu gelangen und diese auch weiterzugeben. An wen die Daten weitergegeben werden, bleibt das Geheimnis der Hersteller. Die Hersteller seien jedoch nachweislich äußerst kommunikativ, so Kuhlmann, es sei „nahezu unüberschaubar, mit wem die alle reden.“

Zwar könne man gegensteuern, indem man etwa ein Gastnetzwerk einrichtet oder das TV-Gerät über mehrere Router mit dem Netz verbindet, das erfordert aber bereits ein gewisses Fachwissen. Der auf den ersten Blick vielleicht paradox klingende Rat der Expertin lautet daher, das smarte TV-Gerät überhaupt nicht direkt mit dem Internet zu verbinden.

Expertentipp: TV-Gerät nicht direkt ins Netz hängen

Wer sein smartes TV-Gerät nicht direkt mit dem Internet verbindet, muss deswegen nicht zwangsläufig auf interaktive Inhalte wie Streamingdienste verzichten. Über Zusatzgeräte wie den Amazon-Fire-TV-Stick oder eine Spielekonsole wie die Xbox kann man Apps installieren und dementsprechend Internetdienste wie Netflix aktivieren. In so einem Fall teilt man sein Nutzerverhalten zwar mit Amazon oder Microsoft, aber zumindest könne man auf diese Weise die Zahl der Datensammler minimieren und habe einen gewissen Überblick, wer sonst noch zusieht, so „c’t“-Redakteurin Kuhlmann.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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