Rechnungshof will besseren ÖBB-Ticketshop

Der Rechnungshof (RH) hat den ÖBB-Ticketshop zerpflückt. Ursache für die meisten Probleme sei der Tarifdschungel im öffentlichen Verkehr, so der heute veröffentliche RH-Bericht. Die Preisgestaltung sei für die Fahrgäste mitunter schwer nachvollziehbar und sollte einfacher werden.

Die ÖBB arbeiteten von 2005 bis 2017, also zwölf Jahre, an einem neuen Vertriebssystem. Das Ergebnis des 131 Millionen Euro teuren Mammutprojekts ist der Ticketshop, der seit 2016 über die ÖBB-App und auf tickets.oebb.at abrufbar ist und seit kurzem auch auf den Fahrscheinautomaten in den Bahnhöfen läuft.

RH empfiehlt Vereinfachung der Tarifstrukturen

Der RH kritisiert, dass die Reiseangebote sowie die Preisgestaltung für die Reisenden mitunter kaum durchschaubar seien. Beim Ticketkauf würden tarifrelevante Informationen – etwa ob die „Öffis“ in Städten wie Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck oder Wien (Kernzone) inkludiert sind – nicht klar ausgewiesen. Ein Beispiel: Ein ermäßigtes Zugticket vom niederösterreichischen Horn zum Wiener Hauptbahnhof kostet – abhängig Route und Tarifberechnung – entweder 10,60 Euro, 12,80 Euro oder 13,20 Euro.

Durch die hohe Tarifkomplexität und die vielen Ermäßigungsvarianten und Zusatzfunktionen sei der Ticketshop überfrachtet. Der Rechnungshof empfiehlt dem für die ÖBB zuständigen Verkehrsministerium von Norbert Hofer (FPÖ), auf eine Vereinfachung der Tarifstrukturen im öffentlichen Verkehr Österreichs hinzuwirken. Das würde auch die Problem des Ticketshops lösen.

Millionenschaden durch Betrugsanfälligkeit

Die ÖBB schlossen sich heute dieser Empfehlung an: „Dies wäre dringend notwendig und würde auch die Transparenz für die Kunden deutlich erhöhen“, sagte ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder zur APA. Wie es auch gehen kann, zeigt derzeit Luxemburg. Als erstes Land der Welt will die dortige Regierung alle Züge, Trams und Busse kostenlos machen, unter anderem, um die staugeplagte Hauptstadt zu entlasten.

In Österreich kämpfen die ÖBB indes mit Sicherheitslücken beim Bezahlen der Fahrscheine. Wie es im RH-Bericht heißt, habe der starke Anstieg bargeldloser Zahlungstransaktionen und der zunehmende Missbrauch von Kreditkartendaten zwischen 2012 und 2017 zu Zahlungsausfällen in der Höhe von rund 4,4 Mio. Euro geführt. Die ÖBB haben reagiert und 2016 ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. „Aktuell sind die Zahlungsausfälle von 2016 bis 2018 um 90 Prozent reduziert worden“, erklärte Rieder.

Verkehrsressort plant Österreich-Ticket für alle Öffis

Zur Kritik des Rechnungshofes (RH) am Tarifdschungel im öffentlichen Verkehr in Österreich verweist das Verkehrsministerium auf Pläne zu einem Österreich-Ticket für alle Öffis. Verkehrsminister Hofer nannte im Sommer das Wiener „365-Euro-Öffi-Ticket“ als Vorbild. Derzeit gebe es aber weder einen Zeitplan für die Umsetzung noch Details zum Preis. Im Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ heißt es, Ziel der Koalition sei ein neues österreichweites Tarif- und Vertriebssystem für den öffentlichen Verkehr mittels „Einrichtung einer neutralen und verkehrsträgerübergreifenden Stelle für den Vertrieb aller Mobilitätstickets“.

Von den ÖBB gibt es für Vielfahrer die „Österreichcard“ um 1.834 Euro jährlich. Für die ÖBB-Tochter Postbus gilt diese aber nicht, weil die meisten Linien der ÖBB-Postbus GmbH im Rahmen von Verkehrsverbünden geführt werden. Die Verbünde legen innerhalb ihres Geltungsbereichs ihre eigenen Tarife fest, die die Gültigkeit der ÖBB-Österreichcard untersagen.

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