Onlinepreisvergleich für E-Tankstellen gefordert

Stromtanken ist laut Konsumentenschützern derzeit noch viel zu umständlich. Die Preise weichen teils um einige hundert Prozent voneinander ab, ein Preisvergleich ist kaum möglich. Bei der Arbeiterkammer häufen sich die Beschwerden über zu hohe Tankkosten. Konsumentenschützer fordern nun eine zentrale Stelle, die Informationen über Standorte und Preise sammelt.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Spontan an der nächsten Elektrotankstelle stehenbleiben, den Akku aufladen und sofort wissen, was das ganze kostet – so einfach ist das Tanken für Elektroautofahrer noch nicht. Vor allem dann nicht, wenn möglichst kostengünstig aufgeladen werden soll. Ganz im Gegenteil: Die Zustände an den Ladesäulen sind regelrecht chaotisch.

E-Auto an einer E-Tankstelle

ORF.at/Christian Öser

Knapp 18.500 Elektroautos fahren derzeit auf Österreichs Straßen

Viele Anbieter, noch mehr Tarifvarianten

„Es gibt viele Anbieter und viele verschiedene Modelle, wie abgerechnet werden kann. Mit Vertrag oder ohne Vertrag, mit Grundgebühr oder mit einem Pauschaltarif und viele verschiedene Konditionen je nach Vertragsmodell“, so Michael Soder, Spezialist für Wirtschafts- und Energiepolitik bei der Arbeiterkammer Wien im Gespräch mit help.ORF.at. Bevor eine Ladesäule genutzt werden kann, müssen sich Kunden zudem in der Regel registrieren beziehungsweise einen Vertrag abschließen.

Und es wird noch komplizierter: Manche Ladesäulenbetreiber verrechnen nach Zeit, andere nach entnommener Kilowattstundenleistung. Ein Preisvergleich ist durch diese vielen verschiedenen Tarife kaum durchführbar.

Verwirrende Informationen an Ladesäule

Die unübersichtliche Tariflandschaft ist auch der Grund vieler Beschwerden bei der Arbeiterkammer. Für Verwirrung sorgen unter anderem fehlende Preisangaben auf den Ladestationen. Um herauszufinden was das Aufladen kostet, müssen Kunden erst selbst im Netz recherchieren.

Und auch wenn ein Preis angegeben ist, gilt dieser nicht für jeden, sondern nur für die Vertragskunden des Ladesäulen-Betreibers. Konsumenten, die einen Vertrag mit einem anderen Anbieter haben, können die Ladesäule zwar nutzen, nicht aber zum angeschriebenen Preis. Dies musste ein Niederösterreicher erfahren, als er statt der angenommenen 17 Euro, nach dem Tarif, der auf der Zapfsäule angeschrieben war, am Ende knapp 100 Euro zahlen musste.

Preiserhöhung sorgte für Vervierfachung

In einem anderen Fall wurde der Preis erhöht und die Taktung der Abrechnung geändert – was sich wiederum in den Kosten niederschlug. Der Kunden wurde zwar über die Preisänderung informiert, war aber dann doch überrascht, dass sich dies so kräftig auf seine Kosten auswirkte. Statt bisher 100 Euro, kam seine Quartalsrechnung nun auf 400 Euro - für die gleiche Ladeleistung an der gleichen Ladesäule.

Grafik

Arbeiterkammer

Die Preisunterschiede an E-Tankstellen sind groß, wie eine AK-Erhebung zeigt

Schnellladen für manche eine Kostenfalle

Auch wenn die Ladeleistung des Autos nicht mit der Ladeleistung der Ladestation zusammenpasst, kann das Stromtanken teuer werden. Denn wenn man ein Auto besitzt, das nur langsam laden kann, es aber an einer Schnelladestation lädt, zahlt man den höheren Schnelladepreis - ungeachtet dessen, dass das Fahrzeug das Schnelladen gar nicht unterstützt.

Passiert ist das einem steirischen Konsumenten. Er nutzte eine Schnelladestation, obwohl sein Auto dies gar nicht konnte, und zahlte statt normalerweise 30 Euro, nun 120 Euro für eine Volladung seines Autos.

Online-Preisvergleichsportal gefordert

Um die Situation für Konsumenten transparenter zu gestalten, fordern Konsumentenschützer eine zentrale Stelle, die Informationen über Standorte und Preise sammelt.

„Aus unserer Sicht braucht es ein Preisvergleichstool, das die verschiedenen Anbieter und verschiedenen Konditionen - wie etwa bei Handy-Tarifkalkulatoren - und nach verschiedenen Kriterien filtert und durchsuchbar macht“, so Soder von der AK. In der derzeitigen Situation sei es für Konsumenten sehr schwer Anbieter zu vergleichen und die unterschiedlichen Konditionen herrauszufinden.

Vorbild: Spritpreisrechner und Strom-Tarifkalkulator

Nach Vorstellung der AK könnte eine solche Preisvergleichsplattform von der E-Control, der Regulierungsbehörde für den Strommarkt in Österreich, betrieben werden. Die Behörde bietet bereits seit Jahren andere wirksame Tools zum Preisvergleich an: Den Spritpreisrechner, der die Preise von Benzin und Diesel an herkömmlichen Tankstellen listet, sowie den Tarifkalkulator für Strom und Gas, der den Vergleich der Energieanbieter vereinfacht.

Help.ORF.at hat bei der E-Control nachgefragt. Aktuell arbeite man an einem nationalen Ladepunktregister, das alle Stromladestationen in Österreich listen und im ersten Halbjahr 2019 online gehen soll, schreibt uns die Behörde. Preisinformationen werde dieses Verzeichnis allerdings zunächst nicht enthalten.

Beate Macura, help.ORF.at

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