Wie Kunden nicht in die Kaufrausch-Falle tappen

Black Friday, Cyber Monday, Singles Day: Eine Flut von neuen Schnäppchentagen schwappt von den USA und China auch nach Österreich und versucht dem klassischen Schlussverkauf den Rang abzulaufen. Konsumentenschützer raten, sich nicht von den Rabatten blenden zu lassen. Preisvergleiche in Suchmaschinen könnten sich mehr lohnen als vermeintliche Sonderangebote am Aktionstag.

Allein der „Black Friday“ am kommenden Freitag (23.11.) und der „Cyber Monday“ drei Tage später dürften nach Expertenmeinung für zusätzliche Umsätze in Millionenhöhe sorgen. Der österreichische Handel rechnet für diese beiden Aktionstage mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro.

Händler setzen auf Zeitdruck

Der wichtigste Unterschied zum klassischen Schlussverkauf: Die Rabatte gibt es schon zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts und nicht erst in den letzten Tagen vor oder gar nach dem Fest.

Händler aller Branchen überbieten sich in der Zeit mit Rabatten. Im Stundentakt werden neue Angebote freigeschalten. Dem Kunde wird suggeriert, er muss schnell zuschlagen, damit er sich den besten Preis sichert.

Nicht von Prozentzeichen blenden lassen

Wie sehr der Kunde wirklich von den Aktionstagen profitiert, ist fraglich. Das Vergleichsportal Idealo.de kam bei Stichproben zu dem Ergebnis, dass von 500 untersuchten Produkten am Black Friday 2017 tatsächlich immerhin 381 etwas weniger kosteten als noch im Vormonat. Große Preissprünge waren demnach aber eher die Ausnahmen.

Schummelei bei Stattpreisen

Die Höhe der Rabatte sei oft überzeichnet. „Der Rabatt bezieht sich meist auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers und nicht auf die aktuelle Marktlage“, warnen deutsche Verbraucherschützer gegenüber dem „Handelsblatt“.

Sie raten den Konsumenten bei der Schnäppchenjagd auf jeden Fall einen kühlen Kopf zu bewahren. Preisvergleiche in Suchmaschinen könnten sich mehr lohnen als die Sonderangebote am Aktionstag. Vor allem, wer den Peis eines Produktes länger im Auge behält, ist vor Schnäppchenfallen an den Kaufrausch-Tagen gefeit.

Handel versucht Kaufanlässe zu schaffen

„Solche Aktionstage werden immer wichtiger für den Handel. Die Märkte sind gesättigt. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen“, so Marketingexperte Martin Fassnacht von der deutschen Wirtschaftshochschule WHU.

Man könne sich solchen Trends nicht verschließen, doch die Herausforderung bestehe darin, die Schnäppchenjäger zu Stammkunden zu machen. „Die Rabatttage dürfen kein Strohfeuer bleiben,“ so Roman Seeliger, Vize-Geschäftsführer der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Insbesondere kleine Händler könnten ertragsmäßig enorm unter Druck kommen, wenn sie sich gezwungen sehen, bei Rabattaktionen mitzumachen.

20 Prozent der Österreicher wollen zuschlagen

In Österreich liegt die Bekanntheit des Black Friday laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria unter 1.000 Befragten bei rund 65 Prozent. Trotz hoher Bekanntheit werden Black Friday und Cyber Monday vielfach aber (noch) nicht zum Einkaufen genutzt. Heuer planen rund 20 Prozent zumindest an einem der beiden Tage einzukaufen, die Hälfte davon auch Weihnachtspräsente, geht aus der Umfrage hervor.

Noch mehr Aktionstage kommen auf Kunden zu

Nach wie vor eher ein Randdasein führt der Singles Day, der bereits am 11. November begangen wurde. Er ist vor allem in China ein Mega-Ereignis. Doch gibt es erste Versuche, ihn auch in Österreich einzuführen.

Experten sind überzeugt: „Wir werden in Zukunft eher mehr als weniger derartige Aktionstage sehen.“ Der Black Friday habe das Potenzial, der neue Winterschlussverkauf zu werden.

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