Foodwatch: Wahl zur dreistesten Werbelüge gestartet

Konsumentinnen und Konsumenten können seit heute darüber abstimmen, welches Supermarktprodukt den Negativpreis für die dreisteste Werbelüge 2018 erhält. Die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch nominierte dafür fünf Kandidaten. Neben namhaften Großkonzernen wie Coca-Cola und Heinz ist auch ein Biomarkt darunter.

Foodwatch vergibt seinen Negativpreis dieses Jahr bereits zum achten Mal. In Internet kann bis zum 2. Dezember über den „Gewinner“ abgestimmt werden. Vergangenes Jahr ging der Titel an überzuckerte Kinderkekse von Alete.

„Dampfdestilliertes" Mineralwasser“

Der erste Kandidat ist „Glacéau Smartwater“ von Coca-Cola. Laut Foodwatch wird dabei Wasser erst verdampft und dann wieder aufgefangen. Verlorene Mineralstoffe würden später wieder hinzugefügt. Das sei unnütz und teuer, denn im Handel koste der Liter 1,65 Euro und damit bis zu siebenmal mehr als herkömmliches Mineralwasser. Coca-Cola erklärte auf Anfrage, dass „durch den streng regulierten Herstellungsprozess dieses Wasser einen besonders klaren, frischen und wenig mineralischen Geschmack in gleichbleibender Qualität erhält“. Es entspreche alles den gesetzlichen Regelungen.

Nominierte Produkte

Foodwatch

Foodwatch nominierte diese fünf Kandidaten

Olivenöl nur zur Hälfte aus Oliven

Kandidat zwei ist das „Bratöl Olive“ des Biomarkts Dennree. Zwar werde auf dem Etikett mit großen Oliven geworben, das Öl bestehe aber zu 49 Prozent aus Sonnenblumenöl. Das ist gesetzlich erlaubt. Dennree erklärte auf Anfrage, die Nominierung ernst zu nehmen und die Etiketten bereits neu gestaltet zu haben. Den neuen Aufkleber, auf dem neben Oliven auch eine Sonnenblume zu sehen ist, sollen ab Anfang nächsten Jahres alle Flaschen tragen.

Gesetzlich erlaubt ist nach Auskunft der Verbraucherorganisation auch, dass beim Erbseneintopf der Edeka-Eigenmarke „Gut und Günstig“ damit geworben werde, dass das Produkt „ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“ sei. Hinten bei der Inhaltsangabe fanden die Verbraucherschützer laut eigenen Angaben aber zehn Zusatzstoffe. Edeka bezeichnete die Kennzeichnung als „korrekt und keineswegs irreführend.“ Es handle sich nicht, wie behauptet, um Geschmacksverstärker oder Farbstoffe. Sie würden im Wesentlichen zur Herstellung von Kasseler und Bauchspeck benötigt.

Teureres Ketchup für Kinder

Kandidat vier kommt vom Ketchup-Hersteller Heinz. Von dem gibt es laut der Verbraucherorganisation „Kids Tomato Ketchup“ für 6,30 Euro je Liter und „Tomato Ketchup“ für 4,28 Euro zu kaufen. Zutatenliste und Nährwertangaben beider Produkte seien aber identisch. Heinz begründete die Preisunterschiede auf Anfrage damit, dass kleinere Verpackungsgrößen wie beim Kinder-Ketchup mehr kosten und sogenannte „Kernartikel“ wie klassischer Ketchup von Supermärkten gern im Preiskampf untereinander reduziert verkauft werden.

Fünfter Kandidat ist der Müsliriegel „Corny Milch“ von Schwartau. Dieser gebe sich zwar ein gesundes Image „mit dem Plus an Calcium“ und „mit wertvollem Getreide“, bestehe aber zu knapp 30 Prozent aus Zucker und 20 Prozent aus Fett. Das sei mehr als in einer Schokolade-Sahne-Torte, so Foodwatch. Schwartau nahm zunächst keine Stellung.

Foodwatch dringt generell auf schärfere gesetzliche Vorgaben bei der Lebensmittelkennzeichnung. Die Lösung könne nicht sein, dass Kunden lernten, sich in einem Täuschungsdschungel zurechtzufinden, so die Verbraucherschützer. Vielmehr müssten Hersteller Produkte ehrlich und leicht verständlich kennzeichnen, etwa durch eine Nährwert-Kennzeichnung in den Ampelfarben.

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