Rabatte: Schnäppchen oder Falle?

Ob Minus-25-Prozent-Pickerl, Warengruppenrabatt oder 2+1 Gratis-Aktion - Das ganze Jahr über locken die heimischen Supermärkten mit Rabatten. Bei einem Großeinkauf ist so eine Ersparnis von bis zu 20 Prozent möglich. Konsumentenschützer raten, sich trotzdem nicht von Lockangeboten blenden zulassen.

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Während im benachbarten Deutschland die Grundpreise bei Lebensmitteln und Drogeriewaren niedriger sind, setzen die Handelsketten in Österreich auf Aktionen und Rabatte. Der Rabattanteil im Lebensmittelhandel liege hierzulande höher als in fast allen Ländern Europas, so Peter Schnedlitz, Vorstand des Instituts für Handel und Marketing an der Wirtschaftsuni in Wien, im Gespräch mit help.ORF.at.

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ORF.at/Karin Fischer

Der durchschnittliche Anteil von Aktionen im Sortiment liege bei 30 Prozent, bei manchen Produkten wie Bier, Kaffee und Toilettenpapier sogar bei 50 Prozent. „Wer kauft in Österreich eine Kiste Bier um 18 Euro, wenn er genau weiß, dass es nächste Woche ein Angebot geben wird, bei dem die Kiste Bier 11 bis 12 Euro kostet,“ so Schnedlitz.

Wer einmal im Geschäft ist, kauft meist auch anderes

Doch was ist das Ziel des Handels dabei? Das Ziel ist, dass man Frequenz schaffe im Geschäft, so Schnedlitz. Dabei hoffen die Supermärkte, dass die Kunden nicht nur die rabattierten Produkte kaufen, sondern auch weitere Artikel mitnehmen.

Durch eine ausgeklügelte Positionierung der Waren, werden Kunden auf dem Weg zum Aktionsprodukt gezielt weiteren Verlockungen ausgesetzt. Der Handel hofft die Kunden damit zu spontanen Zusatzkäufen zu verführen. Diese Taktik scheint aufzugehen.

„Wir haben untersucht, in wie vielen Einkaufskörben auch Artikel sind, die vorher nicht geplant waren", so Schnedlitz. Dabei habe sich gezeigt, dass in circa 70 Prozent der Einkaufswägen und Einkaufskörbe Artikel gelandet sind, die vorher nicht geplant waren. Man sieht etwas, kriegt plötzlich Appetit auf dieses Produkt und kauft es.“

Viele Beschwerden, weil Rabattartikel nicht vorrätig

Auch Konsumentenschützer beobachten den undurchsichtigen Aktions-Dschungel im Lebensmittelhandel. „Wir können bestätigen, dass es hierzulande besonders viele Rabattaktionen in den Supermärkten gibt. Auffällig ist, dass wir beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) auch sehr viele Beschwerden haben“, so VKI-Expertin Barbara Bauer. Die meisten Beschwerden würden Aktionen betreffen, die für einen bestimmten Aktionszeitraum ausgelobt seien, doch das Produkt sei bereits nach kürzester Zeit nicht mehr vorrätig.

Neben diesen so genannten Lockangeboten, seien es die vielen Ausnahmen, die die Kunden ärgern. Etwa dass die Rabatte nicht mit anderen Rabatten oder Aktionen kombiniert werden könnten, oder dass Eigenmarken von Rabattaktionen häufig ausgenommen seien.

Schummelei bei Statt-Preisen

„Das Kleingedruckte bei Rabattaktionen ist häufig nicht sehr präzise formuliert - zb. ‚Zubehör ausgenommen‘ und der Kunde weiß nicht, was alles unter Zubehör fällt - und natürlich sind sie Informationen auch nicht besonders auffällig gekennzeichnet“, so Konsumentenschützerin Bauer. Im Vergleich zum Lockangebot, wo immer der Rabatt groß gedruckt im Vordergrund stehe, seien die Ausnahmebestimmungen sehr klein gehalten.

Und auch bei den Statt-Preisen wird geschummelt. Es klinge natürlich wunderbar, wenn man statt 500 Euro nur 100 Euro, oder im kleineren Bereich statt fünf Euro nur einen Euro bezahle. Allerdings handle es sich bei diesen Statt-Preisen häufig um nie verlangte Preise, so genannte Mondpreise, so VKI-Juristin Bauer. Auch würden die Preise vorher manchmal kräftig erhöht, um das Minus auf dem Preisschild nachher größer wirken zu lassen.

Verärgerte Kunden kaufen nicht

Wenn ein Produkt nicht mehr vorrätig sei, oder der Kunde sich aus anderen Gründen über die Aktion mehr ärgere, als er davon profitiere, gehe die Werbeaktion dann aber häufig nach hinten los, so Bauer.

„Es ist sehr Image-schädigend so eine irreführend Aktion zu schalten, denn verärgerte Kunden meiden unserer Erfahrung dann einfach dieses Geschäft – aus Prinzip,“ so Bauer.

Rabatte bringen bis zu 20 Prozent Ersparnis

Und doch: Sparen ist möglich. Wer gezielt Rabatte nutzt, kann laut Berechnungen der WU bis zu 20 Prozent bei einem Großeinkauf sparen.

Ein Abklappern gleich mehrerer Geschäfte beim Wochenendeinkauf lohne sich allerdings nur selten, so WU-Experte Peter Schnedlitz. Schließlich müsse man auch den Aufwand - Zeit und Fahrtkosten -, in ein anderes Geschäft zu fahren, berücksichtigen. Bei einem Liter Milch, der bei einem anderen Supermarkt zehn Cent weniger koste, lohne sich eine Weiterfahrt nicht, bei hochpreisigen Artikeln könne dies aber schon der Fall sein.

Konsumentenschützerin Barbara Bauer rät vor allem dazu, auch angesichts großer Prozent-Zeichen einen kühlen Kopf zu bewahren. Konsumenten sollten zuerst überlegen, was sie tatsächlich benötigen, sich die Zeit nehmen, verschiedene Angebote zu vergleichen und so schauen, bei welchem Supermarkt die meisten der benötigen Produkte günstig erworben werden können. Ausnahmen seien einige wenige Spitzenangebote, für die man auch einen weiteren Weg auf sich nehmen würde.

Beate Macura, help. ORF.at

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