Vitaminpräparate: Vorsicht bei Dosierung

Die kalte Jahreszeit kommt und mit ihr Erkältungen. Viele wollen Schnupfen und Co. mit Vitaminpräparaten abwehren. Solche Nahrungsergänzungsmittel sind oft preiswert im Supermarkt, in Drogerien oder Onlineshops zu finden. Manche Kapseln enthalten aber weit mehr als den empfohlenen Tagesbedarf.

Das Geschäft mit den Nahrungsergänzungmitteln boomt – die einen versprechen die Stärkung des Immunsystems, die anderen schönere Haare und Nägel. Etwa jeder Dritte nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel zu sich.

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Zu hoch dosiert

„Es ist nicht sinnvoll, Vitaminpräparate wahllos einzunehmen, wenn man sich ausgewogen ernährt“, sagt Ingrid Kiefer von der von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Für manche Menschen sei es aber in bestimmten Situationen notwendig, einen Mangel auszugleichen oder vorzubeugen, etwa für Schwangere, Kleinkinder und Allergiker. Hier bedürfe es allerdings ärztlicher Anleitung, mahnt Kiefer.

Verschiedene Pillen und Tabletten liegen auf einem Löffel

dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel

Präparate enthalten zu viel des Guten

Vergangenes Jahr untersuchte die deutsche Stiftung Warentest 35 Vitaminpräparate. 26 überschritten laut den Angaben auf der Verpackung die empfohlenen Höchstdosierungen. Neun davon enthielten das Doppelte bis das Vierfache, zehn waren sogar noch weitaus höher dosiert. Vor allem bei Präparaten aus dem Internet stellte die Stiftung Warentest zu hohe Mengen fest. Werden Vitamine dauerhaft überdosiert eingenommen, kann das unschöne Folgen haben, wie etwa Verdauungsprobleme und Nierensteine bei Vitamin C.

Wirkung belegen nicht nötig

„Nahrungsergänzungsmittel fallen unter das Lebensmittelgesetz“, so Ernährungswissenschaftlerin Kiefer. Sie müssen nur den üblichen Sicherheitsstandards für Lebensmittel entsprechen und dürfen keine Schadstoffe enthalten oder verunreinigt sein. Studien oder andere Nachweise für die Wirksamkeit sind nicht nötig. Anders bei Arzneimitteln, die strenge Auflagen erfüllen müssen, um zugelassen zu werden.

Die allermeisten Vitaminpräparate würden enthalten, was auf der Packung angegeben ist, sagt Kiefer. Immer wieder wird bei der AGES aber beanstandet, dass die Nahrungsergänzungsmittel nicht ausreichend gekennzeichnet sind oder mit nicht erlaubten Werbeversprechen locken.

Verschiedene Apfelsorten in einem Supermarkt

dpa/A3397 Gero Breloer

Auf Nummer sicher gehen und zu Obst greifen

Kein Ersatz für ausgewogene Ernährung

Vor Jahren habe man noch angenommen, dass synthetisch hergestellte Vitamine gleich gut vom Körper aufgenommen werden können wie jene in Obst und Gemüse. „Bei Vitamin C in einem Apfel, der eigentlich gar nicht so viel davon enthält, hat man gesehen, dass es besser aufgenommen wird als die isolierte Ascorbinsäure“, so Kiefer. Die Aufnahme werde durch andere Stoffe im Obst begünstigt, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin.

Ein Vitaminpräparat könne nie die ausgewogene Ernährung ersetzen und höchstens eine Ergänzung sein. Kiefer rät, auch bei der im Winter beliebten Einnahme von Vitamin D unbedingt einen Arzt zu konsultieren und nicht in Eigenregie vielversprechende Mittelchen zu kaufen.

Elisabeth Stecker, help.ORF.at

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