Tarifwirrwarr an E-Tankstellen

Der Ausbau von Ladestationen für Elektroautos schreitet voran, das Betanken der E-Fahrzeuge bleibt eine Herausforderung. Unterschiedliche Zapfsäulenbetreiber, unzählige Tarifvarianten und die Frage des Ladesteckers: Wer günstig laden will, muss sich erst einmal durch ein Wirrwarr an Tarifmodellen, Tankkarten und Ladeapps kämpfen. Zumindest beim Ladestecker hat sich inzwischen ein Standard etabliert.

Knapp 18.500 Elektroautos fahren derzeit auf Österreichs Straßen. 4.000 Neuanmeldungen sind es bisher allein in diesem Jahr. Der Gesamtanteil auf der Straße ist allerdings noch recht überschaubar: Gerade einmal 0,4 Prozent entfallen auf Elektrofahrzeuge.

Mangelte es lange Zeit an Ladestationen hat sich inzwischen einiges getan. Circa 3.800 Ladepunkte (eine Ladestation kann mehrere Ladepunkte haben) gibt es derzeit, verteilt in ganz Österreich.

Online-E-Tankstellen-Portale helfen bei Suche

Wichtig sei es, sich schon vorab zu informieren, welche Steckertypen und Ladeleistungen an einer Tankstelle verfügbar seien und wie man Zugang zu der Station bekomme, so Thomas Stix vom ÖAMTC. Denn nicht alle E-Zapfsäulen sind für jedermann zugänglich - sie befinden sich teilweise in Parkgaragen, Wohnhausanlagen oder auf Firmenparkplätzen. Ein Verzeichnis aller E-Tankstellen in Österreich und anderen europäischen Ländern bietet der E-Tankstellen-Finder. Auch ob die einzelnen Ladepunkte frei oder gerade besetzt sind, wird auf der Website angezeigt. Auch das Stromtankstellen-Verzeichnis von Goingelectric listet E-Tankstellen in Österreich und Europa und gibt sogar Tipps, wie man sich die Ladezeit in der Umgebung am besten vertreiben kann.

Wer Glück hat und eine öffentliche Ladestation in seiner Nähe hat, steht vor der Frage des günstigsten Tarifs für einen. Dieser ist nicht so leicht zu finden, denn noch ist die Tariflandschaft sehr unübersichtlich. Eine eigene Preisvergleichsplattform gibt es nicht, der Kunde muss sich selbst über die verschiedenen Tarifmöglichkeiten beim entsprechenden Zapfsäulenbetreiber informieren.

Verrechnung nicht nach Stromverbrauch, sondern Ladezeit

Die Kosten werden entweder nach Stromverbrauch, Ladezeit oder über eine Pauschale beziehungsweise Fixtarife verrechnet. Vom normalen Laden mit elf Kilowatt bis hin zum beschleunigten Laden mit 50 Kilowatt: Die unterschiedlichen Ladeströme machen die Preise noch schwerer vergleichbar. Dazu kommt die Verrechnung nach Zeit und nicht nach Stromverbrauch.

„Derzeit ist es so, dass meist nach Zeit verrechnet wird. Solange das Fahrzeug am Ladestecker hängt, wird bezahlt, auch wenn der Wagen schon voll geladen sind,“ so ÖAMTC-Experte Stix. Der ÖAMTC und auch Konsumentenschützer wünschen sich hier eine baldige Einführung eines eigenen Parktarifs, der zu niedrigeren Gebühren verrechnet werden soll, als der Tarif beim aktiven Aufladen.

Große Preisunterschiede zwischen einzelnen Tarifen

Auch die Arbeiterkammer bestätigt große Preisspannen zwischen den einzelnen Anbietern: Wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, kostet eine Tankladung für 100 Kilometer bei einem Anbieter 2,92 Euro, ein anderer Anbieter verrechnet für die gleiche Ladung Strom 8,33 Euro. Noch teurer sind laut AK Direktzahlungen ohne vorher abgeschlossenen Tarifvertrag - mehr dazu in Große Preisunterschiede bei E-Tankstellen.

An der Ladestation selbst bekommen Konsumenten keinerlei Information über die anfallenden Kosten. Eine Anzeige, wie viele Euro an Strom gerade in die Batterie fließt gibt es nicht.

Eigene Ladestation in der Garage am günstigsten

Wer die Möglichkeit hat, sollte seine Garage mit einer eigenen Starkstrom-Steckdose fürs Auto nachrüsten, empfiehlt der Experte. „Im Heimbereich sind so genannte Wallboxen sinnvoll. Dafür muss ein 400-Volt-Anschluss hergestellt, die Wallbox installiert werden und dann sind Ladeleistungen bis elf Kilowatt verfügbar“, so Stix. Ein durchschnittliches E-Fahrzeug sei damit in drei bis vier Stunden voll geladen. Gespeist wird die Wallbox vom normalen Haushaltsstrom, zum gewohnten Tarif des Energieversorgers.

Im Ausland wird es kompliziert

Wer längere Strecken zurücklegen oder gar mit dem Stromer in den Urlaub fahren möchte, sollte sich vorab bei seinem Stromanbieter über die dortige Ladesituation und eventuelle Partner-E-Tankstellen (Roaming-Partner) informieren.

„Im Ausland wird es dann wirklich kompliziert. Hier hilft es nur mit dem heimischen Stromanbieter, dessen Ladestationen man normalerweise nutzt, Rücksprache zu halten. Er kann einem dann Partner-E-Tankstellen im Ausland nennen,“ so Stix.

Steckertyp 2 am weitesten verbreitet

Zumindest über den passenden Stecker muss man sich innerhalb Europas nicht mehr allzu viele Sorgen machen. In den letzten Jahren hat sich hier mit dem Typ-2-Stecker ein erster Standard etabliert. „Mit dem Typ 2 kommt man derzeit eigentlich sehr gut durch,“ so Stix.

Beate Macura, help.ORF.at

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