Weniger ist mehr: Putzmittel selbst gemacht

In vielen Haushalten schaut der Kasten mit den Putzmitteln fast wie ein Chemieschrank aus: Scharfe Reiniger, Säuren und Desinfektionsmittel stehen dort dicht an dicht. Das brauche es im Eigenheim gar nicht, so der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Diese Mittel können nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit schaden. Viel gesünder und günstiger ist es, Putzmittel selbst herzustellen.

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Wer sich in den Supermarkt- und Drogerieregalen auf die Suche nach einem Haushaltsreiniger macht, wird vor eine große Herausforderung gestellt: Der eine Spray reinigt das Bad, ein anderer die Küche, ein dritter die Fenster, der nächste das WC, einer Fliesen, ein anderer Armaturen und einer den Herd. Alternativ kann man solche Reiniger oder vielmehr einen Allzweckreiniger auch selbst herstellen. Das ist nicht nur preiswerter, man vermeidet damit auch Plastikmüll und den Kontakt mit aggressiven Chemikalien.

Nicht mit Kanonen auf Spatzen

Ein Reiniger gegen Kalk und einer gegen Fett gehören zur Standardausrüstung für Küche und Bad. Das Rezept für ein selbstgemachtes Scheuerpulver ist denkbar einfach: Es besteht aus 50 Gramm Natron, einem Esslöffel Zitronensäure und einem Teelöffel Speisestärke, die vermischt werden. Das fertige Scheuerpulver füllt man in ein sauberes, trockenes Schraubglas für die Aufbewahrung. Mit einem feuchten Schwamm und einem Teelöffel Scheuerpulver lässt sich beispielsweise der Herd problemlos reinigen.

Anders als viele industriell hergestellte Reiniger ist das Scheuerpulver nicht sonderlich aggressiv, es reinigt aber effizient. Und das reiche vollkommen aus, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien. „Man kann es nicht oft genug wiederholen, aber einfache, sanfte Maßnahmen helfen“, so Hutter. Man müsse nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Übertriebene Maßnahmen schaden

Viele Haushaltsreiniger, die man heute im Supermarkt oder der Drogerie kaufen kann, sind regelrechte Chemiebomben. Dazu gehören Kalkentferner, die scharfe Säuren beinhalten oder Putzmittel, in denen jede Menge Chlor enthalten ist. „Wir sollten alle versuchen, weniger Fremdstoffe in die Umwelt zu setzen und bei solchen Chemikalien sparsam zu sein“, sagt Hutter. Einerseits, um die Umwelt zu schonen, andererseits, um auf die eigene Gesundheit zu achten. „Stichwort Danchlor, das Reizgase verströmt, die beim Putzen eingeatmet werden und den Atemwegen schaden“, so der Umweltmediziner.

Putzmittel in einem Supermarkt

Issouf Sanogo / AFP

Abfluss, Bad, Boden, Glas - für alles gibt es spezielle Reinigungsmittel

In diesem Zusammenhang warnt der Umweltmediziner auch vor Putzmitteln, die damit werben, antibakteriell zu wirken bzw. zu desinfizieren. „Das ist weder sinnvoll, noch empfehlenswert, ganz im Gegenteil, davon ist abzuraten“, betont Hutter. Denn wer ständig versucht, das Eigenheim zu desinfizieren, reizt mit den Chemikalien womöglich die Haut und geht das Risiko ein, Allergien zu entwickeln. Einzige Ausnahme seien schwere infektiöse Erkrankungen eines Familienmitglieds, wie eine Salmonellen-Infektion.

Essigreiniger selber machen

Herkömmliche Seifen, Scheuermittel und Essigreiniger würden ausreichen, um das Eigenheim zu reinigen, so Hutter. Und teuer sind die aggressiven, spezialisierten Putzmittel obendrein. Wer eine günstigere, aber dennoch gut reinigende Variante testen möchte, kann in der eigenen Küche einen Zitrus-Allzweckreiniger herstellen. Die Zutaten dafür gibt es in jedem Supermarkt.

Dafür braucht man Zitrusfrüchte wie Grapefruits, Orangen, Zitronen oder Limetten, die man auspresst oder schält. Die Schalen legt man in ein verschließbares Glasgefäß und gießt herkömmlichen, weißen Haushaltsessig darauf, bis alle vollständig bedeckt sind. Das ist wichtig, damit sich kein Schimmel bilden kann. Verwenden kann man den Zitrusreiniger allerdings erst in zwei bis drei Wochen. Solange muss der in einem verschlossenen Glas ziehen, danach wird er abgeseiht. Den fertigen Reiniger kann man auch mit dem selbstgemachten Scheuerpulver mischen, um die Reinigungswirkung zu verstärken.

Auf Putzmittel verzichten

Insgesamt solle man im Haushalt davon Abstand nehmen, immer mit den aggressivsten Mitteln vorzugehen, sagt Hutter. Statt einen Raumspray zu kaufen, sollte man besser lüften. Statt eine Desinfektionslotion zu verwenden, sollte man sich die Hände richtig waschen. Und anstatt die Wohnung antibakteriell zu reinigen, sollte man regelmäßig saugen und mit Essigreinigern wischen. Diese Strategie sei nicht nur für Umwelt und Gesundheit besser, sie schone auch das Portemonnaie, so Hutter.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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