Bezahl-Apps: Die Geldbörse im Smartphone

Kurz das Handy an die Supermarktkassa halten und schon ist die Rechnung beglichen: Bezahl-Apps sind nicht nur schnell und bequem, sondern auch sicher. Die Branchenriesen „Apple Pay“ und „Google Pay“ sind in Österreich bisher nicht verfügbar, doch auch auf dem heimischen Markt gibt es bereits einige Anbieter.

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Der größte Vorteil am Bezahlen per App ist naheliegend: Die Geldbörse kann man daheim lassen und ohne Wechselgeld ist man an der Kasse schneller.

Sicherer als Bargeld und Bankomatkarte

Bezahl-Apps sind nicht nur bequemer als Bargeld oder Bankomatkarten, sondern auch sicherer. Natürlich sollte man sein Smartphone, genau wie alle Karten bei Diebstahl sofort sperren lassen.

Verglichen mit Bankomatkarten bestehe dank bestimmter Smartphone-Funktionen oft sogar zusätzlicher Schutz vor Betrugsversuchen. „Gerade wenn man sein Gerät noch mit einem Fingerabdruckscanner oder mithilfe von Gesichtserkennung entsperren muss, ist es auf jeden Fall sicherer als eine Kontaktloskarte, die zumindest bis 25 Euro jeder nutzen kann“, so Alexander Spier vom deutschen Technikmagazin „c’t“, das verschiedene Bezahl-Apps getestet hat.

NFC: Die gleiche Technik wie in Bankomatkarten

Je nach Betriebssystem und Bank stehen unterschiedliche Apps zur Verfügung. Hat man ein Android-Smartphone, kann man zum Beispiel die „Bankomatkarte mobil“ verwenden. Sie wird momentan als jeweils eigene App von Bank Austria, Raiffeisen, HYPO, BAWAG P.S.K., Sparkasse, Oberbank und VKB-Bank angeboten.

Eine Person hält ein Smartphone mit virtueller Bankomatkarte über ein Karten-Lesegerät.

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Die „Bankomatkarte mobil“ gibt es bei sieben österreichischen Banken

Diese Apps funktionieren über die sogenannte „Near Field Communication“, kurz NFC. In Smartphones ist genau wie in Bankomatkarten mit Kontaktlos-Funktion ein solcher NFC-Chip verbaut, der beim Bezahlvorgang die notwendigen Daten mit dem Lesegerät an der Kasse austauscht.

„Bankomatkarte mobil“: Zusätzliche Gebühren möglich

Die „Bankomatkarte mobil“ in der App funktioniert zwar genauso wie die Plastikkarte aus der Geldbörse. Aber sie ist keine Kopie davon, sondern eine zweite, virtuelle Karte. Deshalb verlangen manche Banken zusätzliche Gebühren dafür.

Nicht unwichtig sind auch die technischen Voraussetzungen. „Manche dieser Apps brauchen eine extra NFC-SIM-Karte, obwohl das Smartphone auch schon einen NFC-Chip hat“, warnt c’t-Redakteur Spier.

Hybrid: Handy-Geldbörse

Heise-Gruppe

Das Kontaktlos-Symbol kennzeichnet NFC-fähige Kassen

Hat man die App nach Anleitung der Bank einmal installiert und eine virtuelle Bankomatkarte damit verknüpft, kann man in allen Geschäften bezahlen, die auch kontaktlose Bankomat- oder Kreditkarten akzeptieren. Das funktioniert auch im Ausland. Entsprechende Kassen oder mobile Kartenlesegeräte sind meist mit dem kontaktlos-Logo gekennzeichnet, das so ähnlich aussieht wie ein WLAN-Symbol.

Auf iPhones nur „Apple Pay“

Apple erlaubt nur dem hauseigenen „Apple Pay“ den Zugriff auf den NFC-Chip im Gerät. Deshalb können viele andere Bezahl-Apps, wie die „Bankomatkarte mobil“ nicht auf dem iPhone genutzt werden. Genau wie Konkurrent „Google Pay“ ist „Apple Pay“ in Österreich noch nicht offiziell verfügbar.

Das gleiche Problem besteht auch bei den meisten Smartwatches. Bezahlen mit der Apple Watch funktioniert nur mit „Apple Pay“ und der Bezahldienst der smarten Garmin-Uhren ist in Österreich ebenfalls noch nicht erhältlich.

„Blue Code“: Barcode statt NFC

„Blue Code“ aus Tirol verfolgt einen anderen Ansatz als die vorher erwähnten Apps. Der Smartphone-Bezahldienst imitiert keine kontaktlose Bankomatkarte und ist deshalb für Android und iOS erhältlich. Stattdessen generiert die App einen Barcode, der an der Kasse eingescannt wird. Der bezahlte Betrag wird dann über Lastschrift eingezogen.

Der Nachteil bei „Blue Code“ ist, dass es nicht an allen Kontaktlos-Bezahlterminals funktioniert, sondern nur bei Partnerunternehmen. Einige Einzelhändler in Österreich unterstützen die App bereits, zum Beispiel die Supermarktkette Billa, der Elektrohändler Hartlauer oder die Sportartikelkette Hervis. Auch an manchen Parkautomaten kann man auf diese Art bezahlen. Wer seine Geldbörse um weitere Plastikkarte erleichtern will, kann auch Kundenkarten einiger Geschäfte in „Blue Code“ integrieren.

Bonusprogramme sammeln viele Daten

Grundsätzlich speichern die Bezahl-Apps nicht mehr Daten als das Bankomat- oder Kreditkarten tun würden. Die eigene Bank und der Händler erfahren Betrag, Ort und Zeit der Transaktion, was gekauft wurde bleibt geheim. Wenn man sich jedoch für Bonussysteme und Kundenkarten anmeldet, muss man meist auch zusätzlichem Datensammeln zustimmen.

C’t-Redakteur Spier warnt, dass bei solchen Bonussystemen oft auch gespeichert werde, was gekauft wird. Besonders wenn diese Informationen mit den Daten auf dem Smartphone verknüpft würden, könnten die Anbieter detaillierte Käuferprofile erstellen. Wer Wert auf Datenschutz legt, sollte auch mit der Verwendung von „Google Pay“ und „Apple Pay“ - wenn es einmal in Österreich verfügbar ist - vorsichtig sein. Diese Apps sammeln zwar nicht mehr Daten als andere, leiten diese aber an ihre Server in den USA weiter, sodass eine zusätzliche Stelle den Geldfluss verfolgen kann.

Jana Wiese, help.ORF.at

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