Bloß nicht anblasen: Was Wespen fernhält

Das warme Frühjahr hat zu einer Wespenplage in einigen Regionen geführt. Wegpusten macht die Insekten aggressiv, Wespenfallen sind sinnlos und das Nest eigenhändig zu entfernen kann gefährlich werden. Die gute Nachricht: Wespen lassen sich täuschen und sogar erziehen.

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Die summenden Plagegeister haben schon so mancher Grillparty im Freien ein vorzeitiges Ende bereitet. Feuerwehren, Schädlingsbekämpfer und Beratungsstellen verzeichnen derzeit viele Anfragen, wie sich ein Wespennest entfernen lässt.

Nester umsiedeln oder zerstören

„Eigenhändig sollte man Wespenenster auf keinen Fall entfernen“, so Harald Brugger, Chemiker und Ökotoxikologe bei der Umweltberatung in Wien. Er empfiehlt, sich an Profis wie Feuerwehren und Schädlingsbekämpfer zu wenden. „Man kann mit dem Spuk aber auch ein paar Monate leben, denn im Spätherbst sind die Wespen wieder fort“, so der Experte. Allergiker und Eltern kleiner Kinder werden sich wohl nicht mit den aggressiven Insekten arrangieren, sondern versuchen sie loszuwerden.

Wespennest in einem Dachstuhl

Herta Kirschner

Wespennester aus dem Vorjahr werden nicht nochmals besiedelt

Die Feuerwehren rücken meist nur bei „Gefahr im Verzug“ an, wie es im Amtsdeutsch heißt - etwa bei einem Wespennest auf einem Kinderspielplatz. Es sind meist die Schädlingsbekämpfer, die die Nester mit Hilfe von Chemie zerstören. Das kostet zum Beispiel in Wien je nach Lage des Nestes zwischen 150 und 200 Euro. Umsiedeln ist teurer und kompliziert, daher oft die Ausnahme. In manchen Bundesländern dürfen die Nester gar nicht zerstört werden, weil die Wespen geschützt sind.

Was Wespen aggressiv macht

Im Internet gibt es unzählige Anleitungen, um Nester selbst auszuräuchern. Doch Wespensprays sind hoch entzündlich und können zum Flammenwerfer werden, wenn auf einem dunklen Dachboden mit einem Feuerzeug nach dem Wespennest gesucht wird. Immer wieder werden so Wohnhäuser in Brand gesteckt. Werden die Chemikalien im Insektenspray eingeatmet, könne das auch für Menschen gefährlich werden, warnt Brugger. Außerdem komme man dem Nest gefährlich nahe.

Wespen haben einen kurzen Geduldsfaden. Bei Erschütterung und einigen künstlichen Duftstoffen in Parfums und Sonnencremes reagieren sie aggressiv. Auch Anpusten werten sie als Angriff, denn das CO2 in der Atemluft ist für sie ein Alarmsignal. Wespenfallen mit süßen Flüssigkeiten locken die Plagegeister zwar an, aber auch viele andere Insekten landen darin, wie eine Analyse der deutschen Beratungsstelle Aktion-Wespenschutz ergab.

Auch Bienen ertrinken in Wespenfallen

„Nur 20 Prozent der in Wespenfallen ertrunkenen Insekten waren Wespen, 80 Prozent waren Nützlinge wie Bienen und Falter“, so der Experte der Umweltberatung. Mit Hilfe von Wespenfallen würden nur einzelne Insekten, nicht jedoch der ganze Wespenstaat bekämpft, der aus mehreren tausend Wespen besteht. Möglicherweise locke man auch nur weitere Wespen an.

Wespen fressen Weintrauben

dpa/A3803 Jochen Lübke

Wespen lassen sich mit Trauben ablenken

Wespen fliegen auf zuckerhaltige Lebensmittel wie Obst und Säfte. Proteinreiche Nahrung brauchen sie zur Aufzucht ihrer Brut, und die holen sie sich gerne vom Grillbuffet. Deshalb sollten Lebensmittel im Freien immer zugedeckt und Essensreste rasch entfernt werden. Kindern wäscht man am besten gleich nach dem Essen Hände und Mund. Wespen lassen sich aber auch austricksen.

Mit Attrappen und Futter austricksen

„Ein paar Tage vor einem Grillfest im Freien legt man an einer entfernten Stelle im Garten zuckerhältige Lebensmittel wie Weintrauben oder Fallobst aus“, rät der Chemiker. Die Wespen würden sich rasch daran gewöhnen, ihr Futter dort statt auf dem Grillteller zu suchen. Auch der Geruch von Zitronen und Nelken soll Wespen fernhalten.

Nestattrappen verhindern angeblich, dass sich ein neuer Schwarm in der Nähe niederlässt. Diese Attrappen gibt es im Internet zu kaufen. Man kann aber auch selbst braunes Papier zu einem nestgroßen Ball zusammenknüllen und aufhängen. Wenn es nicht klappt, hat es zumindest nicht geschadet, so der Experte.

Die Attrappe eines Wespennest hängt an einer Dachrinne

Karin Fischer/help.ORF.at

Nestattrappen sollen die Ansiedlung neuer Wespenvölker verhindern

Wespen haben ein Imageproblem

„Am besten bleibt man bei Wespen cool und greift nicht gleich zur Chemiekeule“, meint Brugger. Das bedeutet: Nicht nach einzelnen Wespen schlagen, sondern sie abschütteln. Wespen sind besser als ihr Ruf, so Brugger. Sie sind wichtige Pflanzenbestäuber und sie vertilgen Unmengen anderer Insekten. Von den weltweit 120.000 verschiedenen Wespenarten sind bei uns nur zwei gefährlich: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Auch Hornissen sind eigentlich friedfertig.

Und wenn man doch von einer Wespe gestochen wird? Gefährlich sind vor allem Stiche im Rachenraum oder im Mund. „Am besten lutscht man sofort ein Eis und sucht den nächsten Arzt auf oder setzt einen Notruf ab“, so Brugger. Auch Allergiker brauchen sofort ärztlicher Hilfe.

Für alle anderen gilt: Gegen die Schwellung Eis sowie Essig- oder Topfenwickel auflegen und nicht kratzen. Zwiebelsaft und Wärme helfen gegen den Juckreiz. Es gibt Geräte, die durch Hitzeentwicklung den Juckreiz lindern sollen. Eine anderes Hausmittel, das helfen soll: eine Tasse mit warmem Wasser an die juckende Stelle drücken.

Karin Fischer, help.ORF.at

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