Aufsperrdienst: Doch kein Fall für die Versicherung

Eine zugefallene Wohnungstüre, eine schnelle Suche auf dem Handy, ein Anruf bei der ersten Nummer - und schon wird es teuer. Der gerufene Aufsperrdienst behauptete, dass die Haushaltsversicherung die Kosten übernehmen würde. Mitnichten, wie eine Wienerin feststellen musste.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Ein Windstoß und die Türe fiel zu – eine Konsumentin aus Wien wollte nur kurz Blumen umtopfen und fand sich ausgesperrt. Eine Nachbarin ließ sie mit ihrem Handy nach einem Aufsperrdienst suchen. Weil sie die Nachbarin nicht zu lange aufhalten wollte, rief sie eine der ersten vorgeschlagenen Nummern an. Unter „schlossauf.at“ fand sie den Schlüsseldienst Hasbi.

Handwerker wirkten sehr überzeugend

Die zwei Handwerker von Hasbi rechnen ihr vor: Mehrere Hundert Euro werde es schon kosten. Das sei ganz normal für einen Samstagabend und außerdem würde die Haushaltsversicherung das bezahlen. Der Selbstbehalt betrage lediglich zwischen 30 und 80 Euro. So die Behauptung der beiden Männer, die das mehrmals und sehr überzeugend versichert hätten, sagt die Konsumentin im Gespräch mit help.ORF.at.

Ein Wohnungsschlüssel auf einer Ablage

APA/Herbert Neubauer

Ausgesperrt: Der Schlüssel bleibt in der Wohnung und die Türe fällt zu

Sie musste jedoch feststellen, dass das nicht der Fall ist. Laut Gabi Kreindl, Fachfrau für Versicherungen beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), ist das höchstens eine Zusatzleistung, aber keinesfalls Standard. Falls das in der Polizze angeführt wird, muss der Schlüsseldienst über die Versicherung angefordert werden. Nach einem Einbruch aber kommt die Haushaltsversicherung für ein beschädigtes Schloss auf.

Fehlerhafte Rechnung

Schlussendlich wurde der Wienerin die stolze Rechnung von rund 2.200 Euro präsentiert, davon 600 Euro für ein Sicherheitsschloss, Montagekosten exklusive. Wiederum versicherten die Handwerker: Ein Fall für die Versicherung. Die beiden Männer hätten gedrängt das gleich zu bezahlen. Noch immer im Glauben, nicht auf der hohen Rechnung sitzen zu bleiben, zahlte die Frau schließlich. Die Wiener Landesinnung für Metalltechnik, der auch Aufsperrdienste angehören, erhob 2014, wie viel man für das Öffnen einer Türe durchschnittlich zahlt. Der Preis dürfte inzwischen etwas angestiegen sein, aber damals kam heraus: Samstagabend bei einer nur zugefallenen und nicht versperrten Türe – so wie bei der Konsumentin – knapp 150 Euro.

Wieder in der Wohnung warf die Wienerin einen genauen Blick auf die Rechnung: Die Anfahrt war doppelt verrechnet worden, die angegebene Arbeitsdauer stimmte nicht und die Unterschrift des Monteurs fehlte. Zu allem Überdruss wurden ihr rund 200 Euro mehr als auf der Rechnung abgebucht. Die Frau rief bei der 0800er-Telefonnummer an, um sich zu beschweren und wurde abgewimmelt: Die Zentrale sei zuständig. Die hat ihren Sitz aber in Essen in Deutschland und ist nicht erreichbar.

Unseriöse Aufsperrdienste – was tun?

Unseriöse Aufsperrdienste erkennt man zum Beispiel an Mehrwertnummern, Dumpingpreisen wie „Türöffnen für neun Euro“, fehlendem Impressum auf der Homepage und einem Firmensitz außerhalb Österreichs. Das fällt allerdings oft erst auf den zweiten oder dritten Blick auf und selten unter Zeitdruck.

Die Wiener Landesinnung für Metalltechnik bietet die App „Mein Aufsperrdienst“ an und das Kuratorium für Einbruchschutz und Objektsicherung (KEO) verleiht ein Gütesiegel. Gabi Kreindl vom VKI rät, einen Ersatzschlüssel bei Freunden oder Familienmitgliedern zu deponieren, oder die Nummer des Aufsperrdienstes des Vertrauens auf einem Zettel in der Garage oder unter der Türmatte zu platzieren. Und: Bei der Rechnung genau nachzufragen.

Wiederholungstäter mit Firmensitz in Deutschland

Der zuständigen Innung der Wiener Metalltechnik ist die Firma Hasbi übrigens bekannt – es sind schon mehrere Beschwerden eingelangt. Rechtliche Schritte einzuleiten, sei bei einem Firmensitz in Deutschland schwierig. Help.ORF.at bat den Schlüsseldienst Hasbi um eine Stellungnahme, erhielt aber keine Rückmeldung.

Die Konsumentin aus Wien war nach kurzer Internetrecherche erstaunt, wie häufig solche Abzocken passieren. Sie meldete den Vorfall bei der Polizei, schickte einen eingeschriebenen Brief an das Unternehmen in Essen und bat zwei befreundete Rechtsanwälte um ihre Meinung. Diese vermuteten, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen werde. Sie hofft trotzdem, mit einer Klage etwas zu erzielen. Immerhin, ihre Versicherung hat eingewilligt, ihr in Kulanz rund 500 Euro zu überweisen.

Elisabeth Stecker, help.ORF.at

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