Eiswürfel aus Gletschereis erhitzen die Gemüter
Der Gletscher Svartisen im Norden Norwegens ist eine Attraktion. Seine 60 Arme breiten sich über eine Fläche von 370 Quadratkilometern aus. Rund 20.000 Touristen besuchen jedes Jahr die Eismasse am Polarkreis. Ein norwegischer Unternehmer will mit Eiswürfeln aus diesem Gletschereis jetzt die Cocktails reicher Barbesucher kühlen.
„Der teuerste Eiswürfel der Welt“
„Das Gletschereis hat eine sehr gute Qualität, es ist sehr klar und rein, nicht verschmutzt und gibt keinen Geschmack ab“, schwärmte der Unternehmer. Deshalb glaubt er, dass es für so ein exklusives Produkt auch einen Markt gibt. Aus dem 1.000 Jahre alten Gletschereis will er Eiswürfel herausschneiden und an exklusive Bars und Restaurants in London, New York und Dubai verkaufen. Pro Drink könnten das 15 bis 35 Dollar ausmachen. Der teuerste Eiswürfel der Welt, so der Geschäftsmann.
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Zu Beginn des Projekts 2015 zeigten sich die lokalen Behörden noch sehr offen für das Vorhaben und genehmigten eine dreimonatige Testphase mit 6.000 Helikopterflügen für den Abtransport der Eisblöcke. Inzwischen wurde auf Druck der Bevölkerung die Einflugschneise über unbewohntes Gebiet verlegt und die Anzahl der Flüge reduziert. Nun wird jedoch befürchtet, dass Rentiere durch den Helikopterlärm verschreckt werden.
Umweltschützer sind alarmiert
Die heftigste Kritik aber kommt von der Organisation Norsk Friluftsliv. Deren Generalsekretär spricht von einem „irrsinnigen“ Projekt. Eiswürfel von schmelzenden Gletschern mit Helikoptern auszufliegen und mit Schiffen und Autos um die Welt zu transportieren, um auf Kreuzfahrschiffen, Drinks zu kühlen, sei absurd. Der Fall liegt jetzt zur öffentlichen Anhörung aus und die Bevölkerung kann sich dazu äußern. Im September wird die an den Gletscher angrenzende Gemeinde die Vor- und Nachteile abwägen.
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Experten erwarten, dass die Vermarktung solcher Gletschereiswürfel im umweltbewussten Europa nicht leicht sein werde. Eis aus Norwegen in einer geschlossenen Kühlkette über so weite Strecken zu transportieren, sei ökologisch gesehen problematisch. Der Unternehmer kann die Kritik nicht verstehen. Er glaubt vielmehr, dass sein Projekt den Gletscher Svartisen in der Welt bekannt macht und Menschen dazu bringen könnte, über den Zustand der Gletscher nachzudenken.
Publiziert am 11.07.2018