E-Control sieht Stromkunden bei Energiewende in der Pflicht

Damit die Energiewende und die Abkehr von fossilen Energieträgern gelingen, appelliert die Regulierungsbehörde E-Control an die Verbraucher: Stromkunden müssten sich aktiv beteiligen, indem sie Strom überlegter verbrauchen, selbst erzeugen und speichern, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.

Dem stehe aber entgegen, dass viele Menschen über ihren Energiekonsum kaum bescheid wüssten, das hätte die E-Control in Studien herausgefunden. „In allen Dokumenten, in denen es darum geht, wie die Energiemärkte und insbesondere die Strommärkte der Zukunft aussehen, ist von den aktiven Kunden die Rede“, sagte Urbantschitsch der APA. Um herauszufinden, wie eine Beteiligung der Energiekunden erreicht werden kann, habe man zwei Untersuchungen in Auftrag gegeben und daraus auch wichtige Erkenntnisse gewonnen.

„Es muss freiwllig geschehen“

„Der springende Punkt ist: Es muss freiwillig geschehen“, sagt Urbantschitsch. „Man soll sicher niemanden dazu zwingen, irgendwelche besonderen Nutzungsverhalten an den Tag zu legen. Alles, was mit Tageszeit-variablen Tarifen zusammenhängt, bei denen die Kunden gezwungen sind, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, weckt Erinnerungen an die alte Nachtspeicherheizung oder an andere Verpflichtungen, die man auferlegt bekommt.“

Die Anreize müssten positiv sein, entweder monetär oder auch durch das Bewusstsein, als Stromkunde zum Umweltschutz beizutragen und unabhängiger und selbstbestimmter zu sein. Urbantschitsch zieht eine Parallele zur Mülltrennung, die vor vielen Jahrzehnten begonnen habe und „wo die Menschen verinnerlicht haben, dass man einen Beitrag leisten kann für die Umwelt.“

E-Control: Fairere Netztarifstruktur ist notwendig

Aus der Sicht der E-Control als Regulierungsbehörde müsse man auch unbedingt auf soziale Verträglichkeit achten. Derzeit könnten vor allem jene aktiv an den Energiemärkten teilnehmen, die das Geld dafür haben, sagte Urbantschitsch. „Das sind die, die Photovoltaik-Anlagen haben, die Elektroautos fahren.“

Man müsse aber auch auf jene achten, die das nicht unmittelbar können, damit sie nicht benachteiligt werden. Die Netztarife müssten dahingehend geändert werden, dass Stromkunden, die nur gelegentlich Energie aus dem Netz beziehen, dies aber jederzeit könnten, einen fairen Anteil leisten, sagte Urbantschitsch gegenüber help.ORF.at. Auch müsste berücksichtigt werden, wie viel Leistung abgerufen werde. Wer beispielsweise nur selten, dafür auf einmal viel entnehme, etwa zum Laden eines Elektroautos, müsse dafür auch einen angemessenen Beitrag leisten.

„Ohne Stromkunden wird es nicht gehen“

Auf die Frage, warum sich der Appell in erster Linie an Konsumenten und nicht an die Energiewirtschaft und Industrie richtet, sagte Urbantschitsch, dass die Branche selbstverständlich stark gefordert sei, „nur: ohne die Stromkundinnen und -kunden wird es nicht gehen.“

Bei einer Online-Befragung von 1.000 Haushalten habe sich gezeigt, dass es mit dem Wissen der Kunden über den Strommarkt nicht sehr gut bestellt sei. Viele Menschen hätten nach wie vor kaum Bezug zu ihrer Stromrechnung und ihrem Stromverbrauch. So werde etwa der Stromverbrauch für Beleuchtung extrem überschätzt. Während der tatsächliche Verbrauchsanteil der Beleuchtung bei etwa acht Prozent liege, hätten fast zwei Drittel der Befragten den Anteil auf mehr als ein Viertel des Gesamtverbrauchs geschätzt. Die größten Verbraucher im Haushalt seien jedoch Heizung und Kühlung.

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