Mietwagen: So weicht man Urlaubsfrust aus

Die Mietwagenstation ist doch nicht direkt am Flughafen, der Mitarbeiter am Schalter versucht einem unnötige Versicherungen anzudrehen, und die Tankregelung entpuppt sich als unverhältnismäßig teuer. Mit einigen Tipps lassen sich Ärger und Kostenfallen vermeiden.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Probleme mit Mietwagenfirmen zählen zu den häufigsten Reisebeschwerden, so Barbara Forster, Juristin bei dem für Reisebeschwerden zuständigen Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Wien. Viele Schwierigkeiten lassen sich durch etwas Aufmerksamkeit schon bei der Buchung des Mietautos vermeiden.

Alle Extras schon bei Buchung auswählen

Gebucht wird meist über Vermittlungsplattformen im Internet. Das funktioniert in der Regel ganz gut. „Im Gegensatz zu Flugvermittlungsportalen, liegen uns zu den Vermittlungsplattformen für Mietautos keine Beschwerden vor,“ so Forster gegenüber help.ORF.at. Grundsätzlich sei es wichtig darauf zu achten, dass alle benötigten Extras schon bei der Buchung ausgewählt werden. Nur so kann man sicherstellen, dass sämtliche Zusatzleistungen schon vorab im Preis inkludiert sind und man hinterher keine bösen Überraschungen erlebt.

Standort Flughafen muss nicht am Flughafen sein

Will man das Auto direkt am Flughafen in Empfang nehmen, sollte man besonders genau aufpassen: Denn auch wenn die Abholstation „Flughafen“ oder „Airport“ heißt, muss sie noch lange nicht wirklich direkt am Flughafen sein. Im Kleingedruckten versteckt sich oft der Hinweis, dass erst ein Shuttle-Transport zur eigentlich Abholstation nötig ist.

Autos auf einem Parkplatz

dpa/Oliver Berg

Buchen und abholen mit selber Kreditkarte

Auch ob nur ein Fahrer, oder auch weitere Personen an das Steuer des Mietwagens sollen, muss bereits bei der Buchung angegeben werden. Bezahlt werden sollte die Mietwagenbuchung immer mit der Kreditkarte des Hauptfahrers. Aber Achtung: Die Kaution am Schalter vor Ort muss meist mit derselben Kreditkarte hinterlegt werden. Hat man nur eine andere Kreditkarte dabei, verweigern einige Anbieter die Herausgabe des Wagens oder brummen hohe Extragebühren auf. Miete und Kaution können außerdem das Kartenlimit rasch sprengen, hier sollte auf eine entsprechende Deckung der Kreditkarte geachtet werden

Vollkasko ohne Selbstbeteiligung schont die Nerven

Wesentlich ist auch die Wahl der Versicherung: Vollkasko ohne Selbstbeteiligung schont die Nerven, so EVZ-Expertin Forster. Es komme erfahrungsgemäß oft zu Schäden an Mietautos. Auch der Punkt Diebstahl sollte in gewissen Regionen mitversichert werden. „Da sind zum Teil Banden unterwegs, die ein Mietauto nach dem anderen aufbrechen,“ so Forster.

Ist geplant, Offroad zu fahren oder sind die Straßen am Urlaubsort generell sehr schlecht und holprig, sollte überlegt werden auch Schäden an Reifen und Glas, sowie Unterböden-, Ölwannen- und Dachschäden mitzuversichern. Fährt man nur auf asphaltierten Straßen, ist dies nicht unbedingt notwendig. Beim Tanken empfiehlt sich die „Voll/voll-Regelung“, bei der das Fahrzeug vollgetankt übernommen und auch voll wieder abgegeben wird.

Eigenen Kindersitz mitnehmen, Handy-App als Navi

Wer einen Kindersitz für den Nachwuchs benötigt, kann überlegen seinen eigenen von zu Hause mitzunehmen und so die Mietgebühr zu sparen. Die meisten Fluglinien befördern Auto-Kindersitze kostenlos, das sollte aber schon bei der Flugbuchung extra abgeklärt werden. Die Extrakosten für ein Navigationsgerät fallen bei Reisen im EU-Ausland weg, wenn man eine Handyapp verwendet.

„Wichtig ist es darauf zu achten, in welchem Land ich mich befinde. Innerhalb der EU ist Datenroaming dank Gratis-Roaming kein Problem mehr. Wenn ich aber Urlaub in Serbien, in der Türkei oder in den USA mache, muss ich mir das Kartenmaterial vorher zu Hause herunterladen und offline verfügbar machen, sonst kann die Nutzung der Handy-App sehr sehr teuer werden“, warnt Forster.

Frau fährt Auto mit Kind in Kindersitz

ÖAMTC

Kindersitze werden von Fluglinien oft kostenfrei transportiert, das kann im Urlaub Geld sparen

Vorsicht bei der Abholung

Im Urlaubsland angekommen, führt der erste Weg zum Abholschalter. Hier ist es wichtig, den Mietvertrag noch einmal genau durchzulesen und zu überprüfen, ob auch alle gebuchten Extras und Versicherungen enthalten sind. Juristin Forster warnt außerdem vor aufdringlichen Schaltermitarbeitern, die einem vor Ort zusätzliche Extras aufschwatzen wollen. Es sei rechtlich nicht in Ordnung, wenn behauptet wird, man müsse eine Zusatzversicherung abschließen, sonst bekomme man das Auto nicht. „Wir hören diese Schilderungen immer wieder von Konsumenten, aber hier raten wir dazu hart zu bleiben und zu verhandeln,“ so Forster.

Vorschäden genau protokollieren

Hält man den Schlüssel des Mietwagens schließlich in Händen, sollte auf eventuelle Vorschäden geachtet werden. Das Auto sollte immer gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Mietwagenfirma besichtigt und eventuelle Schäden und starke Verschmutzungen in einem Protokoll vermerkt werden. Im Anschluss muss dieses Protokoll vom Vermieter unterschrieben werden.

Zusätzlich könne man noch Fotos vom Zustand des Wagens machen, so Forster. Dies ersetze aber keinesfalls den Rundgang mit dem Mietwagen-Mitarbeiter, da auf den Bildern kleinere Kratzer und Dellen meist nicht zu erkennen seien.

Schriftliche Bestätigung auch bei Rückgabe

Auch bei der Rückgabe des Wagens gilt es das gleiche Prozedere zu beachten. Den guten Zustand des Autos, sowie auch des Innenraums, sollte man sich unbedingt schriftlich bestätigen lassen. „Fehlt eines dieser Protokolle, kommt es oft zum Streit darüber, ob der Mieter einen Schaden verursacht hat oder nicht,“ so Forster.

Beate Macura, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: