Zwei Drittel der Milchprodukte zu süß

Nicht jedes Produkt mit Milch ist auch gesund, zwei Drittel der Milchprodukte zum Löffeln oder Trinken sind zu süß. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, für die mehr als 1.100 heimische Milchprodukte auf ihren Zuckergehalt untersucht wurden.

Einmal jährlich erhebt das Salzburger Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition (SIPCAN) den Zuckergehalt von Milchprodukten im österreichischen Handel. Für die aktuelle Studie wurden 1.154 Milchprodukte zum Trinken und Löffeln geprüft. Das Fazit: Ein Großteil der in Österreich erhältlichen Milchprodukte ist zu süß, um gesund zu sein.

„Milchprodukte sind heimliche Zuckerfallen“

„Der Hauptgrund, warum im Gegensatz zur Milch verarbeitete Milchprodukte auch negative gesundheitliche Folgen haben können, ist die Beimengung von Zucker beziehungsweise Süßstoffen“, so Alexandra Kautzky-Willer, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG). Milch an sich ist bereits mit seinem natürlichen Zuckeranteil ein Energielieferant. Weitere Zugaben von Zucker seien deshalb eigentlich abzulehnen, auch weil immer mehr Kinder und Jugendliche zu dick sind, so Kautzky-Willer.

Fruchtjoghurt in einer Schüssel

Karin Fischer, help.ORF.at

Milchprodukte können mehr Zucker enthalten als Limonade

Die SIPCAN-Milchliste soll es Konsumenten ermöglichen, den Zuckergehalt einzelner Produkte zu vergleichen. In Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und mehreren Fachgesellschaften legten die Experten einen Orientierungswert von maximal 12 g Zucker pro 100 g bzw. pro 100 ml Milchprodukt fest. Dieser Wert setzt sich aus dem natürlichen Zuckergehalt der Milch (durchschnittlich 4,6 g pro 100 ml) und der von der WHO-Empfehlung abgeleiteten Höchstmenge für zugesetzten Zucker von 7,4 g pro 100 g/ml zusammen. Neben der genannten Zuckergrenze dürfen auch keine Süßstoffe in den Produkten enthalten sein. Auf eine Positivliste schaffen es nur Produkte, die sich an diese Vorgaben halten.

Süßstoffe als besorgniserregender Trend

„Seit 2012 hat sich der Anteil an Produkten der Positivliste erfreulicherweise verdoppelt“, so SIPCAN-Leiter, Friedrich Hoppichler. Dennoch entspreche derzeit erst ein Drittel aller Produkte, die im österreichischen Handel erhältlich sind, den Zuckervorgaben. Bei Milchprodukten zum Löffeln liege der durchschnittliche Zuckergehalt aller Produkte mit 13,23 g weiterhin weit über dem aktuellen Grenzwert von 12 g. 78,1 Prozent aller Joghurtprodukte, Topfencremes, Puddings etc. seien zu süß. In einem kleinen 200 g Becher Vanillejoghurt seien zum Beispiel umgerechnet acht Stück Würfelzucker versteckt.

Bei Milchprodukten zum Trinken beobachten die Experten einen „besorgniserregenden“ Trend. Seit 2015 steigt der Anteil an Produkten mit Süßstoffen wieder, im Vergleich zum Vorjahr sogar sprunghaft um 7,1 Prozent. Kautzky-Willer rät, beim Einkauf auf den Zuckergehalt zu achten und in der Zutatenliste zu überprüfen, ob Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat und Steviolglykosid enthalten sind. Ein Milchprodukt sollte keine Süßstoffe und maximal 12 g Zucker pro 100 ml bzw. 100 g enthalten. Besser sei es allerdings, ganz auf Zuckerzusatz bei Milch, Joghurts und anderen Milchprodukten zu verzichten.

Die Experten fordern von der Lebensmittelindustrie, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu verringern. Einige Industrievertreter seien dem Appell bereits gefolgt. In den kommenden Jahren soll der Grenzwert für Zucker in Milchprodukten schrittweise gesenkt werden, damit sich Verbraucher langsam an weniger Süße gewöhnen können.

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