Kinderhochstühle: Jeder zweite fällt im Test durch

Kinderhochstühle sorgen dafür, dass auch die Kleinsten schon mit am Tisch sitzen und am gemeinsamen Familienessen teilnehmen können. Die deutsche Stiftung Warentest hat nun verschiedene Modelle getestet - mit ernüchterndem Ergebnis: Über die Hälfte der Kinderhochstühle fiel durch.

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Eingezwickte Finger, Herausrutschgefahr und zahlreiche Schadstoffe: Gerade einmal drei der 20 getesteten Kinderhochstühle bestanden die Untersuchung der deutschen Stiftung Warentest und wurden mit der Note „Gut“ beurteilt. Wichtigstes Kriterium war eine kippsichere und ergonomische Konstruktion.

Verletzungsgefahr bei zwei Modellen

„Das Kind soll in den unterschiedlichen Altersstufen kindgerecht in dem Hochstuhl sitzen können. Der Sitz darf nicht zu tief sein und auch die Beine müssen irgendwo abgestellt werden können und nicht frei in der Luft baumeln, so dass auch größere Kinder noch drin sitzen können“, so Tester Stephan Scherfenberg.

Kleinkind in einem Hochstuhl

Getty Images/nd3000

Doch schon hier fielen einige Modelle negativ auf. Unter anderem war der Sitzwinkel nicht optimal oder es fehlte eine bequeme Fußstütze. In Einzelfällen waren die Sessel sogar gefährlich. Zwei Modelle fielen aufgrund der mangelnden Sicherheit durch: Bei dem Modell Alpha Plus von Hauck (136 Euro) können Kinder laut dem Test sehr leicht aus dem Sessel klettern und herunterfallen. Auch bei dem Modell Tamino von Geuther (183 Euro) bestehe Verletzungsgefahr, so Scherfenberg. Kinder könnten quasi herausrutschen und im schlimmsten Fall mit dem Kopf hängen bleiben.

Schadstoffe in Sitzpölstern

Auch bei den Schadstoffen zeigte sich kein besseres Bild. Hier legten die Warentester die strengen Grenzwerte für Kleinkindspielzeug an. In den Pölstern und Sitzauflagen der Sessel wurden jede Menge Substanzen gefunden, die im Verdacht stehen Krebs auszulösen. „Angefangen von Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), verschiedenen Weichmachern aber auch Flammschutzmittel, mit denen Kinder nicht in Kontakt kommen sollten, haben wir zahlreiche Schadstoffe gefunden,“ so Scherfenberg. All diese Stoffe hätten nichts in Kindermöbeln verloren.

Kinderhochstühle Nomi, TrippTrapp und Timba

Evomove/ Stokke/ Safety1st

Die drei Kinderhochstuhl-Testsieger: Evomove Nomi, Stokke TrippTrapp, Safety1st Timba

Der Preis allein sagt nichts über die Qualität aus. Das günstigste Modell im Test, der Antilop von Ikea, kostete 21 Euro und schnitt trotz Mängeln in der Sitzergonomie immerhin noch „befriedigend“ ab. Die drei Testsieger waren allesamt mitwachsende Treppenhochstühle aus Holz: Das Designermodell Nomi von Evomove sowie der Klassiker TrippTrapp von Stokke um jeweils 350 Euro und der Preis-Leistungssieger Timba von Safety1st um 85 Euro.

Ab Alter von acht Monaten geeignet

Zwar geben die Hersteller teilweise an, dass ihre Hochstühle schon für Säuglinge ab der Geburt geeignet sind. Die Stiftung Warentest sieht das allerdings anders und empfiehlt eine Nutzung erst ab einem Alter von acht Monaten. Erst wenn sich ein Kind selbstständig aufsetzen könne, sei die Rückenmuskulatur ausreichend ausgeprägt, sich auch in einem Hochstuhl halten zu können, so die Tester.

Babyschalen-Aufsatz besser nicht verwenden

Die neuen Babywippen-Aufsätze, die einige Hersteller anbieten, konnten im Test nicht überzeugen. Vier Babyschalen-Modelle (darunter Aufsätze für die Siegermodelle TrippTrapp und Nomi) wurden getestet, doch keine überzeugte im Test. Im Gegenteil: Sie erhöhten die Umfallgefahr, etwa wenn ein Geschwisterkind versucht, sich an der Wippe hochzuziehen. „Wir empfehlen, die Hochstühle nicht mit Babywippe zu benutzen“, so Scherfenberg.

Wer vor dem Kauf eines Hochstuhls steht, sollte vor allem darauf achten, dass sein Kind bequem darin sitzt, und dass der Stuhl auch lange mitwächst, rät der Warentester. Zwar sei die Investition am Anfang etwas höher, doch da man den Stuhl über viele Jahre (zB auch noch für das Geschwisterkind) nutzen könne, rechne sich das unterm Strich.

Beate Macura, help.ORF.at

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