Die Fallen beim China-Shopping
Sendungshinweis
„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.
Neue Kopfhörer, ein schickes Abendkleid oder ein Plastikeinhorn zum Aufblasen für den Sommerurlaub - in chinesischen Online-Shops bekommt man fast alles. Und das zu einem Bruchteil des hiesigen Marktpreises. Immer mehr Österreicher nutzen diese Möglichkeit.
Screenshot Aliexpress.com
Bestellungen stark zugenommen
„Es wird viel und gerne bestellt, weil es deutlich günstiger ist. Was sehr gut geht, sind Produkte, die man nur selten oder ein Mal verwendet wie Dekoartikel oder Verkleidungen. Aber auch Elektronikprodukte werden gerne direkt aus China gekauft,“ so Thorsten Behrens vom Internet-Ombudsmann, einer kostenlosen Streitschlichtungs- und Beratungsstelle für Einkäufe im Internet. „Was wir aber auch mitbekommen, ist, dass es bei Bestellungen in China immer wieder zu Problemen kommt, weil seriöse Anbieter nicht so leicht zu erkennen sind.“
Inzwischen haben sich einige China-Shops einen Namen als seriöse Plattformen gemacht, dazu zählen etwa Aliexpress und Wish. Generell muss man sich bei der Suche nach seriösen China-Shops im Moment noch auf Empfehlungen in Internetforen oder von Freunden verlassen und auch die Kundenbewertungen sollten durchgelesen werden, ein eigenes Gütesiegel für China-Shops gibt es noch nicht.
Screenshot: . www.aliexpress.com, www.wish.com, www.dx.com, www.lightinthebox.com, www.gearbest.com, www.banggood.com, www.tinydeal.com
Lieferzeit von sechs bis acht Wochen
Etwas Orientierung bietet zudem ein Blick auf die Zahlungsmöglichkeiten im jeweiligen Shop. Wird der Kauf nur gegen Vorkasse, also Vorab-Überweisung, angeboten, lässt man besser die Finger davon. Am besten sei der Kauf auf Rechnung, der aber leider kaum angeboten werde, oder die Zahlung mit Kreditkarte, weil man dort noch die meisten Möglichkeiten habe, das Geld wieder zurückzubekommen, so Behrens. Ist die Ware bestellt und bezahlt, heißt es erst einmal: Warten.
Sechs bis acht Wochen dauert die Postzustellung aus China, einige Anbieter unterhalten inzwischen auch schon europäische Versandlager, die Lieferzeit ist dann entsprechend geringer. Bei der Ankunft in Österreich können verschiedene Gebühren den Kauf noch verteuern.
APA/dpa/Roland Weihrauch
Zoll und Steuern können Einkauf verteuern
Für Waren ab einem Wert von 150 Euro wird Zoll fällig, ab einem Wert von 22 Euro muss man Einfuhrumsatzsteuer bezahlen. „Das wird vom Zoll stichprobenartig überprüft,“ so Behrens. Nach Schätzungen des Handelsverbands wurden im vergangenen Jahr insgesamt sechs Millionen Pakete und Briefsendungen aus China nach Österreich geliefert. Bei knapp 23.000 Sendungen verlangte der Zoll 2017 eine Nachzahlung. Weitere 500 Lieferungen aus China wurden wegen Urheberrechtsverstößen abgefangen und die darin enthaltenen Produktfälschungen vernichtet.
Auch beim Auspacken gibt es oft Enttäuschungen. Wenn das bestellte Abendkleid etwa aus Polyester, statt wie angegeben aus Seide hergestellt wurde, oder das aufblasbare Bade-Einhorn so fürchterlich stinkt, dass man es lieber nicht benutzen möchte.
Produktsicherheit nicht gewährleistet
Bei Billigstpreisen habe man es natürlich oft mit minderwertiger Billigware zu tun, die sich nicht nur schlecht anfühle und auch entsprechend ausschaue, sondern oft auch sehr viele Gifte enthalte, warnt Behrens. „Das muss jeder selbst entscheiden, ob er sich und seiner Gesundheit das wirklich antun , und solche Artikel benutzen möchte,“ so der Experte.
Reklamation möglich, aber nicht ganz einfach
Reklamationen sind in der Regel schwierig. Zwar hat man theoretisch dieselben Rechte wie in Österreich - es gelten die heimischen Konsumentenschutzrechte, wenn von hier aus bestellt wird - doch diese auch durchzusetzen ist schwierig. Einige Shops bemühen sich zwar bereits um einen Kundenservice über den man etwaige Beschwerden melden kann. Doch wenn das bestellte Produkt gerade einmal ein paar Euro gekostet hat, übersteigen oft schon die Portokosten für das Zurückschicken nach China den Wert des Produktes.
„Probieren sollte man eine Reklamation auf jeden Fall“, so Behrens vom Internet-Ombudsmann. Manche chinesischen Händler seien sehr kulant und würden den Kaufpreis umgehend zurück überweisen, andere würden allerdings ein Retoursenden der Ware verlangen, was sich im Normalfall nicht lohne.
Beate Macura, help.ORF.at
Link:
- Elektroproduktion in Shenzhen: Aus dem Leben einer Leiterplatte
- Geoblocking-Aus: Kaum Vorteile im Alltag der Verbraucher
Publiziert am 28.04.2018