Flasche: Je öfter befüllt, desto besser für die Umwelt

Plastik ist das billige Verpackungsmaterial schlechthin. Bei Nahrungsmitteln wird über Alternativen diskutiert, bei Getränkegebinden hat man die Wahl: Einweg-, Mehrweg- oder Pfand-Flaschen – in den Ausführungen Plastik oder Glas. Fazit: Egal welcher Flaschentyp, möglichst oft sollte er wieder befüllt werden.

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Im Jahr 2001 wurde in Österreich das verpflichtende Pfand auf Plastikgebinde abgeschafft, seitdem hat sich das Flaschensortiment im Supermarkt stark in Richtung Einweggebinde verändert. Einwegglasflaschen verbrauchen im Recycling viel Energie, daher gilt die PET-Einwegflasche als die umweltschonendere Alternative. Allerdings gilt: Je öfter eine Flasche verwendet wird, desto geringer ist die Umweltbelastung, unabhängig vom Material.

Starker Rückgang des Mehrweganteils

1990 wurde in Österreich mit dem Abfallwirtschaftsgesetz das Pfand auf Plastikflaschen eingeführt. 1994 lag der Anteil an Mehrwegflaschen aus Glas bei 96 Prozent. Nach der Einführung des freiwilligen Pfandes 2001 sank der Anteil von Mehrweggebinden bis 2016 auf 24,5 Prozent. Das geht aus dem Nachhaltigkeitsbericht der Österreichischen Getränkewirtschaft 2017 und den Erhebungen des Verbands für Abfallberatung hervor.

Handel setzt auf PET-Recycling

PET steht für Polyethylen, eine schlecht abbaubare Kunststoffart. Getränkeabfüller setzen hierzulande auf die Wiederverarbeitung von PET-Flaschen zu PET-Granulat. Weggeworfene Flaschen werden so zu 70 Prozent wiederverwertet und neue PET-Flaschen durchschnittlich zu 30 Prozent aus diesem Granulat hergestellt, laut Zahlen der Pet-2-Pet Recycling Österreich Gmbh. 40.000 Tonnen PET-Flaschen kommen in Österreich jährlich auf den Markt, im Durchschnitt werden zwei Drittel davon gesammelt und wieder aufbereitet.

Pfand bedeutet nicht immer Wiederbefüllung

Ein Pfandsystem, vergleichbar wie in Deutschland, führt nicht zwingend zu weniger Müll, so Gudrun Obersteiner, Expertin für Ökobilanz am Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, gegenüber help.ORF.at. Selbst wenn man Pfand auf bestimmte Materialien einheben würde, könne nicht davon ausgegangen werden, dass es für die gesammelten Abfälle einen Verwendungszweck oder Abnehmer gäbe, so Obersteiner. So entspricht zum Beispiel die Bierflasche einer klassische Pfandflasche, sie werden gesammelt, zurückgegeben und wieder befüllt.

Eine Frau trinkt aus einer Wasserflasche

dpa/Wolfgang Kumm

Oftmalige Verwendung einer Flasche ist am besten für die Umwelt

Um Materialien effektiv recyceln zu können, müssen diese zunächst gesammelt werden. Bei der Entsorgung von Einwegglasflaschen können Konsumentinnen und Konsumenten zu einer Verbesserung der Umweltbilanz beitragen, indem Bunt- und Weißglas sorgfältig getrennt werden. Bereits ein geringer Anteil von Buntglas könne farbloses Glas unverwendbar machen, so Obersteiner.

Deckel aus Aluminium sollten im Metallmüll entsorgt werden. Der Restmüll wird in der Regel nicht nach Metallen durchsucht, das geschieht nur den Glasabfalltonnen. Wenn kleine Teile aus Aluminium auf Glasflaschen zurückbleiben, werden diese in der Müllanlage getrennt. Die Ökobilanz von Aluminium hängt von dessen Rückführungsquote ab, da die Produktion des Metalls sehr viel Energie benötigt und sich Verwendung des Materials erst beim Recyceln rentiert.

Alternativen zur Einwegflasche

Eine Alternative sind Glas- oder Aluminiumflaschen zum Selberbefüllen. Hier gibt es verschiedene Trends von Yoga-Glasflaschen bis hin zu speziellen Sporttrinkflaschen. Um welches Material es sich dabei genau handelt, sei schlussendlich nicht so wichtig, so die Abfallexpertin. Je öfter man eine Flasche wiederverwendet, desto besser sei das für die Umwelt.

Auch für Coffee-to-Go-Becher, die man an diversen Bäckereien angeboten bekommt, gibt es mittlerweile Alternativen. Bei Mehrwegbechern sei darauf zu achten, dass der jeweilige Kaffeeanbieter den Becher auch wirklich befüllt. Die beste Alternative in diesem Fall sei es zur eigenen Kaffeetasse am Arbeitsplatz oder Zuhause zu greifen.

Vermeidung von Einwegflaschen

Die Abfallexpertin rät zum Kauf von Großgebinden, zum Beispiel einer Zwei-Liter-Flasche anstatt von vier 0.5-Liter-Flaschen. Auch das Wiederbefüllen von Einwegplastikflaschen würde bereits dazu beitragen, Müll zu vermeiden und folglich die Umwelt weniger zu belasten.

Bewusste Kaufentscheidungen und richtiges Entsorgen tragen dazu bei, die Umwelt zu schonen. Die ideale Flasche ist laut Obersteiner eine Pet-2-Pet-Mehrwegflasche, die im besten Fall regional aufgefüllt wird. So würde beim Transport weniger CO2 ausgestoßen werden im Vergleich zu Einweg- oder Mehrwegglasflaschen, da die Plastikflasche leichter ist.

Maßnahmen des Handels

Im Juli 2017 unterzeichnete die Wirtschaftskammer (WKO) eine Selbstverpflichtung für Maßnahmen zur Steigerung des Mehrweganteils bei Getränkeverpackungen. Von 2018 bis 2030 sollen von der Getränkeindustrie verstärkt Maßnahmen zur Reduktion von Abfällen und Maßnahmen zu Steigerung des Mehrweganteils getroffen werden. In den letzten fünf Jahren zeichnete sich bereits ein leichter Aufwärtstrend im Marktanteil von Mehrwegflaschen ab, eine Steigerung um ca. fünf Prozent auf 24,5 Prozent. Man ist allerdings weit von dem Mehrwegflaschenanteil der 1990er Jahre entfernt (96 Prozent).

Franziska Schwarz, help.ORF.at

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