Aufsperrdienst: Googeln kann teuer kommen

Die Tür ist zu, der Schlüssel steckt an der Innenseite: eine Notsituation, die oft von unseriösen Schlüsseldiensten ausgenutzt wird. Im Internet locken sie mit Schnäppchenpreisen und professionellem Service rund um die Uhr - doch wer die angegebene Notrufnummer wählt, kann eine böse Überraschung erleben.

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Schnelles Googeln in einer Notsituation kann viel Geld und vor allem Nerven kosten. Das musste auch ein Wiener erfahren, als er Ende März zu Hause vor verschlossener Tür stand, der Schlüssel steckte auf der Innenseite. Die Zeit drängte, deshalb wählte er die Telefonnummer des erstbesten Schlüsseldienstes, den er im Internet fand.

Schlüsseldienst

picturdesk.con/Caro/Andreas Bastian

Der angebliche Profi hatte seine liebe Müh mit der Tür

Deutsches Callcenter statt Geschäft um die Ecke

Doch statt wie angenommen bei einem Wiener Schlüsseldienst um die Ecke, landete der Mann nach dem Wählen der 0720er-Nummer bei einem deutschen Vermittlungsservice. Preisauskünfte könne sie keine geben, so die Callcenter-Mitarbeiterin, versprach aber einen Rückruf und einen Techniker vorbeizuschicken. Wenig später erhielt der Wiener dann doch einen Rückruf, in dem der Preisrahmen auf 120 - 200 Euro geschätzt wurde und schon kurz darauf traf der Schlüsseldienst ein.

Die Freude über das schnelle Erscheinen wich jedoch schnell, als der Handwerker nun doch mehr Geld wollte. Es folgten lange Preisdiskussionen. Schließlich nahm der Wiener eine Teuerung auf 250 Euro hin, in der Annahme die Türproblematik sei damit zumindest rasch erledigt.

Gerufener Techniker will Hilfe von Feuerwehr

Doch es sollte nicht ohne Probleme weitergehen. Der Handwerker bekam die Tür einfach nicht auf. Einen genauen Grund konnte er nicht nennen. „Keiner hat sich ausgekannt was da los ist. Unser Eindruck war immer mehr, dass er sich selber nicht auskennt, wie er eine Tür aufmacht“, so der Wiener im Gespräch mit help.ORF.at. Auch zwei Stunden später war die Tür noch immer nicht geöffnet.

Der Monteur erklärte, er müsse die Tür aufbohren, was er auch tat, doch auch als das Schloss aufgebohrt und kaputt war, konnte er die Tür nicht öffnen. „Dann hat er gemeint, er muss sie aufbrechen. Und als er auch das nicht geschafft hat, hat er schließlich gemeint, wir sollen die Feuerwehr rufen“, so der Betroffene. Inzwischen ärgerlich und schwer genervt kontaktierte der Wiener noch einmal das deutsche Callcenter, das ihm den Handwerker vermittelt hatte. Beschweren konnte er sich jedoch nicht, da bis auf die Auftragsannahme niemand zu sprechen war. Einen versprochenen Rückruf erhielt er nie.

Problem: Keine Gewerbeberechtigung, keine Ausbildung

Schlussendlich schaffte es der angebliche Mann vom Fach doch noch, die Tür zu öffnen - mit roher Gewalt, aufgebohrtem Schloss und bleibenden Kratzern an der Tür.

Kein Einzelfall, so Georg Senft, Innungsmeister der Wiener Landesinnung für Metalltechnik, der auch Aufsperrdienste angehören. Derart vermittelte Handwerker hätten oft gar keine Gewerbeberechtigung. „Das Problem ist, dass diese Leute meistens kaum bis gar nicht ausgebildet sind und nur einen Weg der Öffnung kennen: Brutalität“, so Senft. „Im schlimmsten Fall kann es sein, dass die Türe durch die brutale Vorgangsweise einfach demoliert wird.“

Echter Aufsperrprofi öffnet ohne Beschädigung

Ein echter Fachmann müsse die Tür nicht kaputtmachen, um sie aufzubekommen. In den meisten Fällen sei es Aufsperrprofis mit geeignetem Werkzeug möglich eine Tür zu öffnen, ohne große Schäden zu hinterlassen. Insbesondere wenn sie nicht versperrt war, sondern nur zugefallen ist und der Schlüssel innen steckt, so Experte Senft.

Auch beim Verein für Konsumentenschutz stapeln sich die Beschwerden zu überteuerten und inkompetenten Aufsperrdiensten. „Wir empfehlen Konsumenten, die auf Google nach einem Schlüsseldienst suchen, dass sie das Impressum der Website genau anschauen“, so VKI-Juristin Maria Ecker. „Gibt es überhaupt ein Impressum? Welche Firma ist genannt, mit der man in Kontakt treten kann? Das sollten Konsumenten vorab klären.“ Sei kein Impressum angegeben, dann sei davon auszugehen, dass es sich um kein seriöses Unternehmen handle.

Tipp: „Mein Aufsperrdienst“-App

Ein neues Service des heimischen Kuratoriums für Einbruchschutz und Objektsicherung (KEO) soll die Suche künftig ganz überflüssig machen. Wer die Website „MeinAufsperrdienst.at“ aufruft oder die gleichnamige App („Mein Aufsperrdienst“ für iOS und Android) herunterlädt, bekommt zu jeder Tages- und Nachtzeit den nächsten diensthabenden, seriösen Schlüsseldienst angezeigt. Derzeit funktioniert das Service schon für Wien und Teile Niederösterreichs, die anderen Bundesländer sollen in den nächsten Wochen folgen.

Beate Macura, help.ORF.at

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