Versicherungen auf Reiseportalen oft nur zweite Wahl

Bei Reiseportalen im Internet wie Ab-in-den-urlaub.at und Fluege.de können Urlauber mit einem Klick ihre Reise gegen Risiken wie Krankheit und Gepäckverlust absichern. Das klingt praktisch, doch die angebotenen Polizzen seien oft überteuer und unflexibel, so der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Reiseversicherungen separat zu buchen, sei meist die bessere Lösung.

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Bei der Planung des nächsten Urlaubs gibt es Spannenderes als die Wahl der passenden Reiseversicherung. Was kostet der Flug, welches Hotel liegt näher zum Strand - es kann dauern, bis das alles entschieden ist. Genau da setzen die Onlinereiseportale an: Sie bieten zum Abschluss der Buchung noch ein fixfertiges Versicherungspaket an, nur einen Mausklick entfernt.

Günstige Prämien, aber wenig Leistung

Der VKI nahm für seine Zeitschrift „Konsument“ sieben gängige Reiseportale unter die Lupe. Dabei stellte sich heraus, dass die angebotenen Versicherungsprämien zwar auf den ersten Blick günstig aussehen, der Versicherungsschutz dafür aber gering ist. Oft würden Urlauber auch im Unklaren darüber gelassen, für welchen Zeitraum sie nun versichert sind. Manche Versicherungspakete hätten eine Laufzeit von einem Jahr und würden sich danach automatisch verlängern. „Da sehen wir ein großes Problem, weil viele Konsumenten vergessen, dass sie eine solche Versicherung bereits beim letzten Urlaub abgeschlossen haben“, so Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin beim VKI. Hier werde ein unnötiger, zweiter Jahresversicherungsschutz gekauft.

Anlegeplatz für Wasserflugzeuge auf den Malediven

dpa/DB Aliki Nassoufis

Jeder Vierte plant einen Urlaub außerhalb Europas

Oft würden Verbraucher bei der Buchung aggressiv gedrängt, gleichzeitig auch eine Reiseversicherung abzuschließen, so Kreindl. Wer das Angebot ablehnt, werde zum Beispiel gefragt: „Ist das wirklich eine gute Entscheidung?“. Zusätzlich öffne sich auf dem Bildschirm ein signalrotes Fenster mit einer Warnung, wie teuer Umbuchungen und Stornos werden können und wieviel Prozent aller Urlauber erkranken.

Welche Versicherungen sinnvoll sind

„Urlauber sollten keine Reiseversicherung abschließen ohne zuerst einen Blick in das Kleingedruckte zu werfen“, so die VKI-Expertin. Hohe Selbsthalte könnten später für böse Überraschungen sorgen. Als Beispiel nennt Kreindl ein Angebot auf dem Portal Ab-in-den-Urlaub.at, wo der Selbstbehalt im Stornofall 20 Prozent betrage. Manchmal würden Urlauber auch einfach die Katze im Sack kaufen, weil nicht alle Buchungsplattformen Informationen über Vertragsbedingungen und Leistungen zur Verfügung stellen.

Ein umgestürzter Wohnwagen auf einer Autobahn in Deutschland

dpa/Thomas Frey

Reiseversicherungen sollen hohe Folgekosten abdecken

Die Konsumentenschützerin rät, Reisebuchung und Versicherungsschutz unbedingt zu trennen. Versicherungspakete sollte so gewählt werden, dass sie das eigene Risiko absichern. Die Kosten nach einem Unfall oder Krankenhausaufenthalt können unter Umständen existenzbedrohend werden. Eine private Unfallversicherung deckt dieses Risiko ab und sei generell zu empfehlen, nicht nur für den Urlaub. Dasselbe gelte für eine private Haftpflichtversicherung, bei der auch Partner und Kinder mitversichert sind.

Urlauber oft mehrfach versichert

Sinnvoll sei auch eine Reisekrankenversicherung. Sie übernimmt die Behandlungskosten in jenen Ländern, die kein Sozialversicherungsabkommen mit Österreich haben oder, wo die Behandlung teurer ist als in Österreich. Stornoversicherungen sind laut VKI nur dann ratsam, wenn die Reise sehr teuer ist, lange im Vorhinein gebucht wird oder, wenn mehrere Personen unterwegs sind.

Schade ums Geld sei es hingegen bei Gepäckversicherungen. Wer sein Gepäck nicht ständig im Auge behalte, bekomme von den Versicherern ohnedies keine Leistung. Der Verlust eines Koffers sei auch nicht existenzbedrohend. Geld sparen können Urlauber auch, wenn sie zuerst einmal durchforsten, welchen Versicherungsschutz sie bereits habe. Oft gebe es einen Versicherungsschutz durch diverse Mitgliedschaften – bei Kreditkarten, beim Alpenverein, den Naturfreunden oder bei Autofahrerclubs.

Gepäckversicherungen sind entbehrlich

„Wer dann noch zusätzlich eine Reiseversicherung abschließt, zahlt wirklich drauf“, so Kreindl. Denn ein Schaden, zum Beispiel ein verschwundener Koffer, wird nur einmal bezahlt. Einzige Ausnahme ist hier die Unfallversicherung. Wer bei der Reisebuchung im Internet vorschnell auch eine Versicherung abgeschlossen hat, kann davon später noch zurücktreten. 14 Tage sind dafür Zeit, sobald man die entsprechenden Unterlagen vom Versicherer erhalten hat.

Gepäckstücke auf einem Förderband am Wiener Flughafen

APA/Barbara Gindl

Ärgerlich, aber zu verschmerzen: ein verlorengeganger Koffer

Beim VKI gibt es immer wieder Beschwerden, dass die Schadensabwicklung mühsam sein kann, so Versicherungsexpertin Kreindl. Auch wenn die Versicherung über ein Reiseportal abgeschlossen wurde, im Schadensfall ist der Versicherer der richtige Ansprechpartner, nicht die Buchungsplattform.

Karin Fischer, help.ORF.at

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