Frühjahrsputz: Weniger ist mehr

Mit dem Frühling kommt das Großreinemachen im Haushalt. Die Supermärkte bieten für den Frühjahrsputz unzählige verschiedene Reinigungsmittel an. Es genügen aber bereits wenige Produkte, um Schmutz und Staub umweltschonend zu entfernen. Beim Putzen und bei der Dosierung gilt die Devise: Weniger ist mehr.

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In heimischen Haushalten wird monatlich knapp 32 Stunden geputzt, gewischt und Staub gesaugt, so eine Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Wenn die Sonne im Frühjahr wieder in jeden Winkel scheint, zeigt sich, welche Stellen trotzdem eine zusätzliche Reinigung brauchen.

Drei bis vier Mittel genügen

Abfluss, Sanitäranlagen, Boden, Fenster - für jede Ecke und Oberfläche im Haushalt gibt es dutzende spezielle Reinigungsmittel. Eine große Auswahl an Putzmitteln führe nicht zwangsläufig zu mehr Sauberkeit und Hygiene, so Sandra Papes, Ökotoxikologin bei der Umweltberatung Wien: „Beim Frühjahrsputz ist es gut, wenn man es nicht übertreibt“. Konsumenten bräuchten nicht mehr verschiedene Mittel, damit es nachher noch sauberer ist.

Putzmittel in einem Supermarkt

Issouf Sanogo / AFP

Pro Einwohner werden jährlich 2,5 Liter Haushaltsreiniger verbraucht

Drei bis vier Reinigungsmittel seien für den gesamten Haushalt ausreichend: Ein milder ökologischer Allzweckreiniger für alle Oberflächen und Böden, ein Sanitärreiniger, ein Handgeschirrspülmittel und eine Scheuermilch für Verkrustungen. Reinigungsmittel bestehen in erster Linie aus Wasser und diversen Inhaltsstoffen. Das sind meist Tenside, also Substanzen, die schmutzlösend sind, weil sie die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen. Dazu kommen je nach Verwendung entweder Säuren gegen Kalkflecken oder Laugen gegen Fettschmutz. Alle diese Produkte sollten laut Umweltberatung möglichst sparsam dosiert werden.

Mehr Schmutz durch Überdosierung

Beim Aufwaschen führe mehr Putzmittel im Wischwasser nur dazu, dass auch mehr Tenside auf dem Boden verteilt werden. „Wenn der Nächste dann mit schmutzigen Schuhen darüber geht, ziehen die Tenside den Schmutz von der Sohle und es wird im Endeffekt immer schmutziger“, so Papes. Zu hohe Dosierung könne auch Umwelt und Gesundheit schädigen. Manche Putzmittel sollte man besser überhaupt im Regal stehen lassen, meint die Umweltexpertin. Zum Beispiel Mittel mit aggressiven, stark alkalischen Wirkstoffen wie Abflussreiniger sowie Grill- und Backrohrsprays, weil sie die Umwelt besonders stark belasten.

Eine Frau reinigt eine Toilette

dpa - Bildfunk

Vorsicht beim Mischen von Putzmitteln in der WC-Schüssel

Auch das Mixen solcher Putzmittel könnte fatale Folgen haben. Werde in der Klomuschel ein Abflussreiniger, der Natriumhypochlorit (Aktivchlor) enthält, mit einem säurehaltigen Reiniger gemischt, könne sich Chlorgas entwickeln. Die Folge wären Verätzungen beim Einatmen. Auch Antischimmelmitteln sollten aus diesem Grund nicht mit säurehaltigen Reinigern gemischt werden.

Haushalt muss nicht keimfrei sein

Von Desinfektionsmitteln und Putzmitteln mit Nanosilber rät die Umweltberatung ebenfalls ab. „Nanosilber wirkt antibakteriell, aber wenn man zuhause reinigt, braucht man keinen Krankenhausstatus“, so Papes. Das eigene Immunsystem werde durch antibakterielle Putzmittel sogar geschwächt. Auch auf Produkte mit Duftstoffen sollte verzichtet werden, da sie Allergien auslösen können.

Wer nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießt, kann auch Geld sparen. Bei Reinigungsmitteln sollte nicht das aggressivste und härteste Mittel gleich am Anfang ausprobiert werden. „Bei regelmäßiger Reinigung gibt es im Haushalt keine so starken Verkrustungen, wie es die Werbung suggeriert“, so die Expertin. Sie empfiehlt, Verschmutzungen am Herd sofort wegzuwischen und angebrannte Töpfe über Nacht einzuweichen.

Putzmittel selbst herstellen

Wirkungsvolle Reinigung basiert auf vier Faktoren: Temperatur, Zeit, mechanische Kraft und Chemie. Wer die Chemie weglässt, kann als Ausgleich dafür die mechanische Kraft verstärken. Das heißt nicht, dass lange geschrubbt werden muss. Im Gegenteil - dadurch würden Oberflächen aufgeraut, wodurch sich Schmutz dort noch schneller sammeln kann. Oft genüge es, Mikrofasertücher zu verwenden. Trocken oder nur mit Wasser angefeuchtet nehmen sie Schmutz durch ihre spezielle Oberfläche sehr gut auf und lassen zum Beispiel Armaturen wieder glänzen.

Fensterabzieher und Mikrofasertuch

umweltberatung.at

Der meiste Schmutz lässt sich mit Mikrofasertüchern und Wasser entfernen

Auch teure Fensterreiniger könne man sich sparen, meint die Expertin. Sie rät zum Selbermachen: Drei Teile Wasser und ein Teil Essig für einen kostengünstigen Fensterreiniger. Für Scheuermilch mischt sie zehn Teile Schlämmkreide, acht Teile Feinsoda und fünf Teile feine Seifenflocken zusammen. Selbstgemachte Putzmittel sollten aber unbedingt beschriftet werden, um spätere Verwechslungen zu verhindern.

Damit das Großreinemachen gelingt, braucht es laut Umweltberatung eigentlich nur Wasser und Mikrofasertücher. Wer auf Chemie nicht verzichten will, sollte zu umweltfreundlichen Reinigungsmitteln greifen. Zu erkennen sind sie am Umweltzeichen auf der Verpackung, wo auch Hinweise zur Dosierung und Entsorgung zu finden sind. Weiters gibt die Datenbank ÖkoRein Auskunft über umweltschonende Putzmittel. „Zu Hause braucht es nicht klinisch sauber zu sein. Entspannen Sie sich und genießen Sie lieber die Osterfeiertage“, so Umweltexpertin Papes.

Karin Fischer, help.ORF.at

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