Urne zu Hause: Worauf Angehörige achten müssen

Urnenbestattungen werden immer häufiger. In Wien sind bereits 30 Prozent der Bestattungen Einäscherungen, in den westlichen Bundesländern liegt der Anteil noch höher. Mit einer entsprechenden Genehmigung ist es möglich, die Urne von Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen. Angehörige müssen dabei genaue Auflagen beachten.

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Nach dem Tod seiner Mutter wollte ein Wiener ihrem Wunsch entsprechen und ihre Urne zu Hause aufbewahren. Auf der Website der Bestattung Wien sowie auf Wien.gv.at informierte er sich über die erforderlichen Behördenwege. Eine Aufbewahrung der Urne zu Hause ist grundsätzlich in ganz Österreich möglich – jedes Bundesland hat aber seine eigenen Bestimmungen. Immer ist jedoch eine Einzelgenehmigung der zuständigen Gemeinde erforderlich.

Urne

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Immer öfter wird der Wunsch geäußert, die Urne mit nach Hause zu nehmen

Zustimmung des Wohnungseigentümers notwendig

In Wien müssen die nächsten Angehörigen - Partner, Kinder beziehungsweise noch lebende Eltern der verstorbenen Person - mit dieser Form der Beisetzung einverstanden sein. Handelt es sich um eine Mietwohnung, ist außerdem die Zustimmung des Wohnungseigentümers, also des Vermieters, einzuholen. Ist man selbst der Eigentümer - zum Beispiel in einer Wohnungseigentümergemeinschaft - bedarf es keiner weiteren Zustimmung, die Nachbarn müssen nicht informiert oder um Erlaubnis gefragt werden.

In der Annahme, es handle sich um eine reine Formsache, wie es ja im Todesfall einige zu erledigen gibt, wandte sich der Wiener mit der Bitte um Genehmigung der Urnenaufbewahrung an seinen Vermieter. Doch statt der Erlaubnis folgte eine Ablehnung. Aus „diversen Gründen“ könne eine Aufstellung der Urne in der Wohnung nicht gestattet werden, so die Hausverwaltung.

Derzeit 280 Urnen in Wiens Gemeindebauten

Darf der Vermieter einfach ablehnen? Ja, er darf. Eine Begründung ist nicht vorgeschrieben. Und doch hat ein Rundruf von help.ORF.at ergeben, dass viele Eigentümer kein Problem mit einer solchen Urnenaufbewahrung haben.

Wiens größter Vermieter, Wiener Wohnen, erlaubt etwa die Urnenaufbewahrung zu Hause und verzeichnet auch immer mehr Anfragen zu dem Thema, wie eine Sprecherin bestätigt. In den insgesamt 220.000 Gemeindewohnungen in Wien würden derzeit 280 Urnen aufbewahrt. Auch die Bestattung Wien bestätigt diesen Trend. „Ja die Tendenz zu Feuerbestattungen wird immer höher“, so Bestattung-Wien-Pressesprecher Florian Keusch. Angetrieben werde diese Entwicklung seit den 70er-Jahren, als das zweite vatikanische Konzil die Feuerbestattung auch für Christen erlaubt hat. Auch Naturbestattungen, die immer beliebter werden, setzten eine Feuerbestattung voraus.

Verstreuen nur an bestimmten Plätzen

Die Asche einfach zu verstreuen ist in Österreich grundsätzlich verboten. Ausnahmen bilden so genannte Streuwiesen auf Friedhöfen, die in einigen Bundesländern eingerichtet wurden.

Feuerbestattung günstiger als Erdgrab

Ein Urnengrab ist außerdem kleiner und dadurch günstiger als ein traditionelles Erdgrab. Und auch der Zeitaufwand für die spätere Pflege ist geringer oder entfällt ganz - oft ein entscheidender Punkt, wenn die Hinterbliebenen nicht in der Nähe wohnen oder ein Verstorbener keine Angehörigen hat. Die Kosten für ein Urnengrab (von der Wandnische bis zum begrüntes Flachgrab) liegen bei der Bestattung Wien zwischen 500 und 700 Euro für eine Nutzungsdauer von zehn Jahren.

Wird die Urne des Verstorbenen am Waldfriedhof bestattet, wird eine biologisch abbaubare Urne an den Wurzeln eines Baumes vergraben, und es muss nur eine einmalig Gebühr bezahlt werden. Bewahrt man die Urne zu Hause auf, fallen bis auf die Kremationskosten von circa 2.500 Euro keine weiteren Kosten an, nennt Keusch einen Richtwert.

Urnen

ORF/Beate Macura

Eine Vielzahl an Urnen wird angeboten

Asche erst in Aschekapsel, dann in Überurne

Eine Einäscherung kann man sich folgendermaßen vorstellen: Der bzw. die Verstorbene wird bei 1.200 Grad in einem Holzsarg kremiert. Zu dem Sarg dazu kommt ein Plättchen mit einer eingravierten Nummer, das feuerfest ist. So kann man jederzeit nachvollziehen, zu wem die Asche gehört. Die Überreste aus dem Kremationsofen werden im Anschluss gemahlen, und Teile wie Implantate, die nicht gemahlen werden können, entfernt.

Die Asche wird dann in eine so genannte Aschekapsel aus Aluminium gefüllt und fest verschlossen. Diese wird noch einmal auf der Außenseite mit einem Sticker mit der eindeutigen Nummer markiert. „Diese Aschekapsel kommt dann normalerweise in eine Überurne. So lautet der Fachbegriff für das, was umgangssprachlich als Urne bezeichnet wird“, so der Bestattung-Wien-Pressesprecher.

Aufbewahrung zu Hause nicht für jeden geeignet

Urnen für Haustiere dürfen ohne Genehmigung daheim aufgestellt werden, sie werden vom Gesetz als Sache behandelt.

Eine Aufbewahrung der Urne zu Hause sollte aber wohlüberlegt sein, warnt er. Oft werde nicht bedacht, dass man die Urne zu Hause die ganze Zeit vor Augen habe. Das könne den Hinterblieben große Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Trauerfalls bereiten. „Viele verkraften das nicht. Wir haben bereits einige Fälle gehabt, wo es sich die Angehörigen dann doch anders überlegt haben und die Urne nach ein paar Monaten doch noch beigesetzt wurde,“ so Keusch. Zudem muss trauernden Angehörigen die Möglichkeit gegeben werden, die Urne zu besuchen. Auch das könne zu einer großen Belastung werden, so der Experte.

Im Fall des Wieners hat die Hausverwaltung auf unsere Nachfrage hin dann doch noch ihre Zustimmung gegeben. Er darf die Urne seiner Mutter bei sich zu Hause aufbewahren.

Beate Macura, help.ORF.at

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