Internetverzicht kann teuer werden

Wer sich im Internet zurechtfindet, profitiert in vielerlei Hinsicht. Preise lassen sich besser vergleichen, viele Angebote sind überhaupt nur online erhältlich. Auf der Strecke bleiben all jene, die sich mit der Technik schwertun. Sie müssen nicht nur auf Bequemlichkeit verzichten, sondern zahlen oft auch finanziell drauf, wie eine Studie der Arbeiterkammer (AK) nahelegt.

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Johanna, Adi und Silvia sind schon einige Jahre in Pension - ihr Terminkalender ist trotzdem voll: Kieser-Training, neue Vorhänge kaufen oder die Enkel besuchen. Dem Internet stehen sie nicht ganz ablehnend gegenüber. So nutzen die drei Freundinnen den Messenger-Dienst WhatsApp, oder suchen online nach Kochrezepten und Liedtexten. Aber gerade wenn Geld im Spiel ist, sei die Unsicherheit bei Online-Angeboten groß, erzählt die 77-jährige Adi. Ihre Freundin Sylvia ergänzt: „Die Gefahr ist einfach zu groß, dass man auf den falschen Knopf drückt, und das Geld ist weg“.

Jeder siebte Offline

Damit sind die drei Pensionistinnen nicht allein. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Integral benutzen rund 14 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher das Internet selten oder gar nicht. Darunter sind viele ältere Menschen. Unter den 60 bis 69-jährigen ist ein Viertel selten bis gar nicht im Internet unterwegs, bei den über 70-jährigen ist es fast die Hälfte. Besonders groß ist die Skepsis bei Frauen.

Das Institut für angewandte Telekommunikation (OIAT) hat sich im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) diese sogenannten „Offliner“ genauer angesehen. Tendenziell seien Offliner in Österreich oft Frauen höheren Alters und mit formal niedriger Bildung, sagt Daniela Zimmer, Konsumentenschützerin der AK. Selbst wenn Betroffene angeben, freiwillig offline zu sein, versteckt sich dahinter oft die Überforderung im Umgang mit der neuen Technologie, so die Studie der Arbeiterkammer.

Informationsdefizit schlägt auf die Geldbörse

Wer das Internet nur selten oder gar nicht nutzt, hat vor allem ein Informationsdefizit, und das schlägt sich auch finanziell nieder. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele: Direktbanken, die ihre Dienste nur im Internet anbieten, verlangen wesentlich weniger Gebühren für die Kontoführung als herkömmliche Geldinstitute. Wer einen Flug online bucht, findet über Vergleichsportale im Netz schnell ein günstiges Angebot. Ein Direktflug von Wien nach Lissabon kann so bis zu 200 Euro günstiger sein, als bei einer Buchung im Reisebüro. Auch speziell günstige Tickets der Westbahn und der ÖBB sind nur über die Webseiten der beiden Unternehmen erhältlich.

Rechtlich sei das in Ordnung, erklärt Konsumentenschützerin Zimmer: „das liegt in der unternehmerischen Freiheit der Anbieter, Anreize zu setzen, das Internet zu verwenden.“ Aus Sicht der Unternehmen sei es nachvollziehbar, Online-Angebote günstiger anzubieten und so Kosten für die persönliche Kundenbetreuung einzusparen. Gerade deswegen sei es aber notwendig darüber zu diskutieren, welche Dienstleistungen weiterhin auch offline angeboten werden müssen. Die Konsumentenschützerin nennt als Beispiel den Telekom-Sektor. Dort müssen Papierrechnungen bereits jetzt kostenlos zur Verfügung gestellt werden: „Wünschenswert wäre, dass diese Regelung auch für andere Branchen gilt“, so Zimmer.

Langfristige Unterstützung gefordert

Vor allem brauche es zusätzliche Kurse und kostenlose Beratungsangebote, damit auch technikferne Menschen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren können. Und diese Kurse müssten langfristig angeboten werden, fordert Zimmer. Denn die Aufgabe, die Digitalisierung auch jenen näherzubringen, die mit dem rasanten Tempo der Technik nicht Schritt halten können, sei vermutlich nie vollständig erledigt: „Heute kämpfen Verbraucher und Verbraucherinnen mit ihren Smartphone-Einstellungen, morgen können es neue Dienste sein, von denen wir derzeit noch gar nichts wissen“, so Zimmer. Wer sich heute auf dem Smartphone noch spielend leicht zurecht findet, fragt in 30 Jahren vielleicht schon verzweifelt die Enkel, wie sich die Tür dieses neuen, vernetzten High-Tech-Kühlschranks nochmal öffnen lässt.

Alexandra Siebenhofer, help.ORF.at

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Arbeiterkammer Wien
Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation

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