Verbraucherschützer mahnen bei Kryptogeld zur Vorsicht

„Initial Public Offering“ (IPO) wird schon einmal gehört haben, wer sich für Wertanlagen interessiert. Als IPOs werden in der internationalen Finanzsprache Börsengänge bezeichnet. Im Kielwasser der Aufregung um Kryptowährungen werden immer häufiger die fast gleichlautenden „Initial Coin Offerings“ (ICO) angeboten. Für Kleinanleger sind ICOs aber eher nichts, sagen Verbraucherschützer.

„Mit ICOs wird wie bei Aktien Geld eingesammelt. Allerdings bekomme ich keine Unternehmensanteile, sondern eben Einheiten der neuen Kryptowährung“, sagte Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Anders als bei echten Börsengängen gibt es bei ICOs keine Aufsichtsbehörden, keine Transparenzauflagen, keine zwingenden Anlegerinformationen. Auch die Art der angebotenen Coins ist nicht einheitlich definiert.

Tokens und Coins

„Es gibt ICOs, die eine Kryptowährung wie Bitcoin kreieren wollen. Ich kaufe beispielsweise 1.000 neue Coins und kann dann nur hoffen, dass die eines Tages etwas wert sind“, so Lausecker. „Dann gibt es noch die Variante, bei der sogenannte Tokens verkauft werden. Dahinter steckt eine Art Gutscheinsystem oder ein internes Zahlungssystem in einem geschlossenen Nutzerkreis. Mit diesen Tokens kann ich dann bei dieser Firma irgendwelche Dienstleistungen erwerben.“

Die ICO-Aktion der österreichischen Crowdfunding-Plattform Conda ist ein solches Beispiel. Angeboten werden Tokens, die entweder mit klassischen oder bereits etablierten Kryptowährungen gekauft werden können, und die die Grundlage der Investments über Conda bilden sollen. Die Nachfrage nach den Tokens und somit ihr Wert seien dadurch gesichert, heißt es auf der Website des Unternehmens.

ICOs sind häufig doppelt spekulativ

„Es gibt viele Kryptowährungen, die funktionieren, die einen gewissen Wert haben, weil sie einfach nachgefragt werden“, sagte dazu Lausecker. „Ob das bei jedem ICO dann auch so ist, dass dieser Coin, dieser Token wirklich einen Wert darstellt, das ist eine zusätzliche Spekulation.“

Zusätzlich, weil die Emittenten von ICOs häufig sehr junge Unternehmen sind, deren Zukunft als ungewiss betrachtet werden darf. Man spekuliert also doppelt: einerseits auf eine Wertentwicklung der neuen Währung, andererseits auf den Erfolg der dahinterstehenden Firma. „Jemand, der an so etwas denkt, sollte also maximal Geld nehmen, wo man sagt: Wenn es weg ist, ist es mir total egal.“ Bei der Hausbank werde man ICOs wohl noch nicht in absehbarer Zeit zeichnen können, sagte VKI-Finanzexperte Lausecker. Sie werden vor allem in Sozialen Netzwerken, mit Onlinewerbung und Spam-Mails beworben.

„Nur in etwas investieren, das ich auch verstehe“

Es sind übrigens nicht nur junge Firmen, die den Hype um Kryptowährungen befeuern. Auch Traditionsunternehmen wie Kodak haben mitbekommen, dass die bloße öffentliche Erwägung, eine Kryptowährung aufzulegen, die Aktienkurse steigen lassen kann. Die Summen, die mit ICOs eingesammelt werden sollen, sind teilweise beachtlich: So möchte der WhatsApp-Konkurrent Telegram in den kommenden Monaten 1,2 Milliarden US-Dollar mit einer eigenen Kryptowährung einnehmen. Von solchen Zahlen sollte man sich nicht beeindrucken lassen, sagte Verbraucherschützer Lausecker: „Die Firma mag eine bestimmten Wert haben, mit dem Coin erwerbe ich davon jedoch, wie gesagt, nichts. Was mit den eingesammelten Milliarden geschieht, hat keine Auswirkung auf die Wertentwicklung der Kryptowährung.“

ICOs sind nicht per se unseriös, und längst nicht hinter jedem Angebot steckt ein Betrugsversuch. Auch wenn einige davon mit Abzockemaschen in die Schlagzeilen geraten sind. Für risikofreudige Anleger können ICOs sogar eine spannende Investitionsform sein, sagte Lausecker. Um das Risiko eines Totalverlusts zu minimieren, sollte man sich in jedem Fall das Angebot genauer ansehen. Es gibt zwar keine Transparenzvorschriften und Prospekte wie bei Aktien; Unternehmen, die Kryptowährungen auflegen, veröffentlichen jedoch in der Regel White Papers, in denen die neue Währung beschrieben wird. Ohne etwas Recherche sollte man sich auf ICOs nicht einlassen, sagte Lausecker. Auch hier gilt: „Nur investieren, wenn ich die Anlage verstehe.“

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