„Schluss mit grünen Lügen der Konzerne“

Im März läuft der neue Film „The Green Lie“ der österreichischen „Plastic Planet“-Machers Werner Boote an. Im Gespräch mit help.ORF.at erklärt der Filmer, wie sich Konsumenten gegen die Ökotricks der Konzerne wehren können.

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In seinem Film geht Werner Boote der Frage nach, wie sich Konzerne mit den Schlagworten „nachhaltig“ und „fair“ ein grünes Image geben. Beim Einkaufen im Supermarkt lernt er, dass zwar jede Menge Gütesiegel auf den Packungen prangen, aber meist nur wenig dahintersteckt.

„Nachhaltiges Palmöl ist ein Märchen“

Wann immer sich NOGs wie WWF und Greenpeace an einen Tisch mit großen Konzernen setzen habe er ein mulmiges Gefühl, so Werner Boote im Gespräch mit help.ORF.at. NGOs würden von den Unternehmen benutzt, um Konzerninteressen durchzusetzen. Das hätten die Recherchen vor Ort in Indonesien und Brasilien ergeben. „Die Firmen erfinden Gütesiegel und wollen uns Verbrauchern damit zeigen, dass alles in Ordnung ist, in Wahrheit ändern sie aber nichts.“ Die Umwelt werde weiter zerstört, Menschenrechte weiter missachtet. Freiwillige Verpflichtungen, die niemand kontrolliert, seien wertlos. „Das dient nur dem grünen Image der Unternehmen“, so der Filmemacher.

Szene aus dem Film "The Green Lie"

Filmladen Filmverleih

Der Lebensraum der indigenen Bevölkerung Brasiliens wird durch riesige Rindermastanlagen zerstört

Am Beispiel von Palmöl lasse sich das leicht nachvollziehen. Unilever sei in der Konsumgüterindustrie der größte Einzelverbraucher von Palmöl. „Verfolgt man zurück, woher das Palmöl stammt, landet man bei einer Subfirma, die für illegale Brandrodungen des Regenwalds in Indonesien verantwortlich ist“, so Buchautorin Kathrin Hartmann. Und das, obwohl Unilever den „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ gegründet hat. „Es gibt kein nachhaltiges Palmöl“, so die Greenwashing-Expertin.

„Ratlosigkeit vor dem Supermarktregal“

„Ich habe den Film gemacht, weil ich als Konsument nicht mehr entscheiden konnte, welches Produkt tatsächlich fair und nachhaltig ist“, so Boote. Die Verantwortung für den Schutz der Umwelt werde zunehmend den Konsumenten überlassen, dabei sei das Sache der Unternehmen. Wenn diese ihrer Aufgabe nicht nachkämen, müssten sie eben durch Gesetze und Gerichtsurteile dazu gezwungen werden.

Plakat zum Film "THe Green Lie"

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„The Green Lie“ läuft ab 9. März 2018 in den österreichischen Kinos. Das Buch „Die Grüne Lüge“ erscheint am 12. Februar 2018 im Karl Blessing Verlag.

„Wir stellen die falsche Frage“, ergänzt Hartmann. Nicht welches Produkt ist fair, sondern warum kommen unfaire Produkte überhaupt auf den Markt? Diese Waren sollten aus den Regalen verschwinden. Wer sich nur darauf verlasse, anhand von Gütesiegeln nachhaltig und fair einzukaufen, spiele letztlich den Unternehmen in die Hände. Die Verantwortung für die Rettung der Welt werde so auf die Konsumenten überwälzt.

„Unfaire Produkte vom Markt nehmen“

Statt darauf zu vertrauen, dass neue Technologien Umweltprobleme lösen, plädieren Boote und Hartmann für einen Systemwechsel. Umweltschädigende Produkten sollten verboten oder sehr teuer gemacht werden. „Ich sehe es nicht als Verzicht, wenn sich SUV-Fahrer, Vielflieger und Nutella-Esser einschränken“, so Hartmann. Sie würden ja kein Opfer bringen, die wahren Opfer seien die Leidtragenden des Klimawandels und der Ausbeutung in jenen Ländern, die die Rohstoffe liefern.

„Wir müssen uns politisch dafür engagieren, dass Regierungen neue Gesetze erlassen“, so Boote. Veränderung erhofft er von Bürgerinitiativen, wo jeder Einzelne selbst aktiv werden kann. Vorbilder dafür gebe es genug: Bewegungen gegen gentechnisch verändertes Saatgut, Kampagnen gegen die Privatisierung von Wasser, weltweite Kleinbauernbewegungen.

Der Einzelne wird nicht aus seiner Verantwortung entlassen. „Das sehe ich mir an, ob Sie einem Indigenen, dem die Hütte weggeschwemmt oder der Regenwald abgeholzt wurde, sagen: Halt mal den Ball flach, wir können die Welt nicht retten“, so Hartmann. Auch wir könnten einmal zu Opfern des Klimawandels werden, gibt sie zu bedenken.

Karin Fischer, help.ORF.at

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