Unsaubere Geschäfte mit Teppichreinigung

Per Prospekt in Tageszeitungen wird immer wieder mit besonders günstigen Sonderangeboten geworben: „Teppichreinigung nach alter persischer Tradition“, „35 Prozent auf alle Reparaturen, inklusive kostenloser Abholung“ und so weiter. Was viele nicht wissen, am Ende übersteigen die verlangten Preise oft den eigentlichen Wert des Teppichs. Wenn man Pech hat, bleibt das gute Stück verschwunden.

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Es ist immer die gleiche Masche: Ein Prospekt verspricht eine besonders günstige Teppichreinigung. Wenn die vermeintlichen Teppichexperten dann kommen, geht alles ganz schnell. Der Teppich wird als besonders wertvoll eingeschätzt und die Besitzer zu einer teuren Wäsche und Reparatur überredet. Am Ende werden oft mehrere Tausend Euro verlang und der Teppich wird sofort mitgenommen. Will man vom Vertrag zurücktreten, ist es oft schwierig den Teppich wieder zurückzubekommen.

Auch für eine Konsumentin aus Wien war ein solches Angebot verlockend. Sie bestellte eine Firma zu sich nach Hause. Die Reinigung und Reparatur der Fransen ihres Seidenteppichs sollte 4.200 Euro kosten. „Es hat uns schon verwundert, nur die haben so getan, als ob dieser Teppich weiß Gott was Wert wäre. Es hat einmal der eine, dann der andere geredet und wir waren wie paralysiert“, erzählt die Wienerin.

Prospekt für Teppichreinigung-Aktion

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Mit Prospekten in Tageszeitungen wird für die Teppichwäsche geworben

Überrumpelt von den Männern, unterschrieb die Wienerin den Auftrag und gab ihnen den Teppich mit. Über Nacht kamen ihr dann doch Zweifel und deshalb stornierte sie den Auftrag sofort am nächsten Tag. Doch man erklärte ihr, der Teppich sei schon in der Reinigung und könne nicht zurückgebracht werden und die beschädigten Fransen seien auch schon entfernt worden. Für die Kundin wurde es immer schwieriger die Firma überhaupt zu erreichen. Auch ein Versuch direkt bei der Geschäftsadresse den Teppich zu holen, blieb ohne Erfolg. Das Geschäft war geschlossen und niemand anzutreffen.

Fachgruppenobmann: Mehrere Fälle bekannt

Eine übliche Vorgehensweise der Firma Teppichservice A.C., wie einige andere Fälle zeigen würden, sagt Omar Besim, Fachgruppenobmann für Orientteppiche der Wiener Wirtschaftskammer. Er hat als Sachverständiger immer wieder mit solchen Problemen zu tun und vermutet eine hohe Dunkelziffer an Geschädigten, die sich aber oft aus Scham nicht melden würden. „Ich glaube es gibt sehr viele, denen das unangenehm ist und die auch die Kosten für einen Rechtsanwalte oder einer Klage scheuen.“

Die Firma gehe sehr professionell vor. Meistens würden drei Personen kommen und die Besitzer von einem hohen Wert des Teppichs überzeugen. Dann werde besprochen wieviel für Reinigung und Reparatur zu bezahlen sei. Währenddessen werde der Teppich schon eingepackt. „Das geht wahnsinnig schnell, so, dass der Kunde oft gar nicht mehr aus kann“, so Besim.

Teppiche zusammengerollt

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Professionelle Teppichreinigung und Reparatur kann mehrere Wochen dauern

Rücktritt vom Vertrag ist grundsätzlich möglich

Unterschreibt man doch leichtfertig einen solchen Vertrag, gib es die Möglichkeit vom Vertrag zurückzuteten. Bei Dienstleistungen gilt generell ein Rücktrittsrecht von vierzehn Tagen ab Vertragsabschluss, außer man verlangt ausdrücklich, dass mit der Dienstleistung sofort begonnen werden soll. In diesem Fall, wurde eine solche Erklärung nicht unterschrieben. „Das heißt, wenn jetzt hier der Unternehmer sagt, er hat schon begonnen, dann kann ich dennoch vom Vertrag zurücktreten“, erklärt Jasmin Habersberger, Juristin bei der Arbeiterkammer Wien (AK Wien). „Im Falle eines Rücktritts kommt es dann zur Rückabwicklung, das heißt man hat dann zum Beispiel Anspruch auf Herausgabe des Teppichs.“

Das Rücktrittsrecht verliere man nur, wenn ausdrücklich verlangt wird, dass mit der Dienstleistung sofort begonnen werden soll und die Dienstleistung bereits vollständig erbracht wurde. Soll vorzeitig, also vor Ablauf der Rücktrittsfrist, mit der Arbeit begonnen werden, müsse der Unternehmer vorab genau über den Wegfall des Rücktrittrechts aufklären. Wurde eine solche Erklärung unterschrieben, habe man auch dann noch unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit vom Vertrag zurückzutreten, so Habersberger. Sie rät außerdem dazu, einen Rücktritt immer auch schriftlich zu erklären.

Was dürfen Reinigung und Reparatur kosten?

Sachverständiger Besim warnt vor Lockangeboten. Am Ende bezahle man weit mehr als die angebotenen 8,90 Euro pro Quadratmeter, weil auch Leistungen zusätzlich verrechnet würden, die bei einer seriösen Teppichwäsche bereits inkludiert seien, wie zum Beispiel das Klopfen oder Rückfetten. Es würden Preise von mehreren Tausend Euro verlangt, die den eigentlichen Wert des Teppichs üblicherweise weit übersteigen. Meistens werde auch nicht klar aufgelistet, was genau wieviel koste, meint Besim.

Diese undurchsichtigen Pauschalpreise seien viel zu hoch und hätten mit den üblichen Preisen wenig zu tun, erklärt der Fachmann. „Eine Teppichwäsche kostet im Schnitt zwischen 20 und 30 Euro pro Quadratmeter und eine Reparatur wird pro Stunde verrechnet, die zwischen 60 und 80 Euro kostet, alles inklusive Mehrwertsteuer.“ Bei Seidenteppichen sei es etwas teurer. Es gebe außerdem Reparaturen, die nicht zwingend notwendig seien. Fransen etwa hätten mit dem Wert des Teppichs nichts zu tun und würden üblicherweise zurechtgeschnitten, aber nicht immer erneuert, so Besim.

Stapel Teppiche

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Kostenvoranschläge vergleichen ist ratsam

Seriöse Teppichreinigung erkennen

Stutzig sollte man werden, wenn behauptet wird, der Teppich würde innerhalb von zehn Tagen fertig sein. Eine Reinigung und Reparatur kann je nach Aufwand auch mehrere Wochen dauern. Unglaubwürdig sei es auch, wenn behauptet wird, dass schon am nächsten Tag mit der Wäsche begonnen werde. Bei gut gebuchten Firmen sei das zeitlich nicht machbar, so der Teppichexperte. Es hilft, sich genau zu erkundigen wo der Teppich gewaschen wird, denn „unseriöse Firmen behaupten oft, sie haben eigene Wäschereien und das stimmt sicher nicht“, so Besim. Genauso gebe es keine Reinigung mit speziellen Mitteln oder Shampoos. Der Teppichexperte meint, für eine gute Reinigung brauche es vor allem Seifenlauge und fließendes Wasser.

Besim rät, nicht immer alles zu glauben, was auf diesen Flugblättern steht und sich nicht überrumpeln zu lassen: „Ganz wichtig ist, dass man sich den Teppich nicht gleich wegnehmen lässt.“ Man solle ein, zwei Kostenvoranschläge einholen, um einen Vergleich zu haben, und erst dann den Teppich außer Haus geben. Bei dem Kostenvoranschlag sollte genau aufgelistet sein, welche Arbeiten wieviel kosten. Also was für die Reinigung verlangt wird, was für die Reparatur einzelner Schäden und so weiter. Im Zweifel könne auch ein Gutachter kontaktiert werden, der den ungefähren Wert des Teppichs schätzt.

Keine Stellungnahme der Teppichreiniger

Auf Nachfrage von help.ORF.at wollte die Firma Teppichservice A.C. bis Redaktionsschluss zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen und verwies an ihren Anwalt, auch hier blieben die Fragen unbeantwortet. Für die Konsumentin gibt es noch Hoffnung auf ein gutes Ende. Nach dem Anruf von help.ORF.at meldete sich die Firma bei ihr und versprach, sie könne den Teppich im Geschäft abholen, es würde nichts verrechnet. Bleibt zu hoffen, dass sie den Teppich tatsächlich unbeschadet zurückbekommt.

Melanie Stocker, help.ORF.at

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