Wie viel Koffein in Kaffeekapseln steckt

Wer hat nicht schon einmal gehört: „Nicht die schwarze Kapsel, da krieg ich Herzrasen“ „Lieber die Goldene, da kann ich besser schlafen“. Stimmt das wirklich? Enthält Kaffee, der stark schmeckt, auch viel Koffein?

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Dreieinhalb Tassen Kaffee trinkt jeder Österreicher im Schnitt täglich. Das sind 162 Liter Kaffee pro Jahr. Melange, Verlängerter und Co. sind damit nach Wasser das Lieblingsgetränk der Nation. Zubereitet wird der Kaffee in über der Hälfte der heimischen Haushalte mit einer Kapselmaschine. Die bunt verpackten Einzelportionen gibt es in verschiedenen Sorten, von Kaffeestärke 0 bis 10.

Kaffeebauer in einer Kaffeeplantage

Reuters/David Alire Garcia

Die Sorte Robusta enthält am meisten Koffein, aber auch Säure

Starker Geschmack unabhängig von Koffein

„Wenn jemand sagt, dass der Kaffee zu stark ist, dann hat das meistens nichts mit dem Koffeingehalt zu tun, sondern eher mit der Röstung und mit der Säure, also mit dem Geschmack,“ so Matthias Schreiner vom Institut für Lebensmittelwissenschaften an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er ist nicht nur von Berufs wegen, sondern auch privat leidenschaftlicher Kaffeetrinker. „Ich trink ihn, weil er mir gut schmeckt. Und natürlich ist es auch ein aufputschendes Getränk, das munter macht.“

Aufputschende Wirkung binnen weniger Minuten

Schon nach einer Viertelstunde entfaltet der Kaffee seine Wirkung. Das zentrale Nervensystem wird stimuliert, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit verbessert, ausgelöst durch das Koffein in der Kaffeebohne. „Chemisch gesehen ist es ein Purinalkaloid. Die pharmakologische Wirkung beschleunigt die Herzfrequenz und wirkt auch ein wenig Harntreibend“, so Schreiner. Nicht nur im Kaffee, auch in Form von Tee und Schokolade nehmen wir das natürliche Aufputschmittel zu uns.

Robusta sorgt für Koffein, Arabica für feines Aroma

Wie viel Koffein in den Kaffeebohnen enthalten ist, hängt in erster Linie von der Sorte ab. Die Sorte Arabica (bis zu 1,5 Prozent Koffeingehalt) gilt als feiner im Geschmack, enthält aber nur die Hälfte des Koffeins, das in der Sorte Robusta (bis zu 3,5 Prozent) steckt. Die Robustabohne ist es auch, die für die schöne Crema im Espresso sorgt.


Kaffeebohnen der Sorte Robusta, Kaffeebohnen der Sorte Robusta

Reuters/YT Haryon; APA/AFP/Johan Ordonez

Die runde Robusta-Bohne (links) und die länglichere Arabica-Bohne im Vergleich

„Wer einen typischen italienschen Barkaffee trinkt, also einen Espresso, trinkt meist eine Mischung aus 80 Prozent Arabica und 20 Prozent Robusta,“ so Experte Schreiner. Der Geschmack, die Stärke des Kaffee, hänge von der Röstung ab und habe mit dem Koffeingehalt nichts zu tun.

Kaffeekapsel-Skala zeigt nur Geschmacksintensität an

Um zu herauszufinden, wie viel Koffein eine bestimmte Kaffeesorte enthält, muss man also auf das Mischverhältnis von feinem Arabica und kräftigem Robusta achten. Die Farben der Kaffeekapseln sagen darüber nichts aus. Auch die Skala auf der Kapselverpackung - meist von eins bis zehn oder zwölf - zeigt nur, wie intensiv eine Sorte schmeckt. Ob schwarz, grün oder gold: Der Koffeingehalt ist bei allen Kapseln gleich, wie uns die beiden heimischen Marktführer Tchibo und Nespresso auf Nachfrage bestätigten.

Milchkaffee magenschonender

Ist eine Sorte “mild“ im Geschmack, wirkt sie genauso aufputschend wie eine „vollmundige“ oder „kräftige“ Sorte. Sie ist aber leichter verträglich. „Diese Bezeichnungen zeigen eher die Magenfreundlichkeit an, die von der so genannten aggressiven Chlorogensäure abhängen. Sie kann durch Röstung reduziert werden und ein säurearmer Kaffee ist wesentlich magenschonender,“ so Boku-Wissenschaftler Schreiner.

Mann hält Kaffeekapsel

Getty Images/annhfhung

Die Farbe der Kapsel sagt nichts über den Koffeingehalt aus

Auch ein guter Schuss Milch nimmt dem Kaffee die Säure. Kaffeetrinker mit empfindlichem Magen sollten daher vor allem in der Früh, wenn sie noch nichts gegessen haben, eher zum Milchkaffee als zum Espresso greifen.

Bis zu vier Tassen täglich unbedenklich

Wie viel Koffein schließlich tatsächlich ins Häferl fließt, hängt nicht davon ab, ob der Kaffee als Espresso, Melange oder Verlängerter zubereitet wird, sondern wie viel Gramm Kaffeepulver pro Tasse verwendet werden. Je mehr Kaffeepulver in der Maschine, desto mehr Koffein im Kaffee.

Übertreiben sollten es Kaffeeliebhaber aber nicht. Wird Koffein in hohen Mengen zugeführt, kann dies der Gesundheit schaden. Andererseits nimmt auch die gewünschte Aufputsch-Wirkung ab. Es stelle sich ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, so Schreiner. „Regelmäßige Kaffeetrinker sprechen nicht mehr so an. Jemand, der nie oder nur selten Kaffee trinkt, der wird nach ein, zwei Tassen die Wirkung stärker spüren, als jemand der regelmäßig Kaffee trinkt.“

Wie viel man verträgt, ist also sehr individuell. Als allgemeiner Richtwert gilt derzeit eine Empfehlung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Demnach ist der moderate Konsum von etwa vier Tassen Kaffee pro Tag unbedenklich.

Beate Macura, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: