Neue Leihradfirmen rollen in Wien an

Gleich zwei Anbieter von öffentlichen Leihrädern aus Asien sind in Wien angerollt. „Ofo“ und „oBike“, so die ähnlich klingenden Namen, bieten seit kurzem in der Bundeshauptstadt Leihräder nach dem sogenannten Free-Floating-Prinzip an. Für Radverkehr und Verbraucher bringen sie Vor- und Nachteile.

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Zwei Anbieter von Leihfahrrädern nach dem Free-Floating-Prinzip haben im August in Wien gestartet, „Ofo“ aus China und „oBike“ aus Singapur. Fixe Stationen gibt es bei dem Konzept nicht, das Rad kann via Smartphone zu einem relativ geringen Tarif angemietet und nach Gebrauch überall wieder abgestellt werden. Ähnlich dem Konzept des Carsharing-Anbieters Car2Go, nur eben auf zwei Rädern.

Licht- und Schattenseiten für den urbanen Radverkehr

Der Vorteil liege auf jeden Fall darin, dass Fahrräder im öffentlichen Raum zunehmend präsent und sichtbar seien, sagt dazu Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenchaften der Technischen Universität Wien: „Problematisch wird es natürlich dann, wenn es um das geordnete Abstellen der Fahrräder geht. Denn wenn eine Vielzahl von Anbietern einfach Fahrräder in den öffentlichen Raum bringt, könnten sie damit Abstellplätze jenen wegnehmen, die mit ihren privaten Fahrrädern unterwegs sind, weil es noch zu wenig Fahrradabstellanlagen in Wien gibt“, so der Verkehrsexperte gegenüber help.ORF.at.

oBike bei einem Laternenmast in Wien

help.ORF.at/Stocker

Fixen Stationen gibt es nicht für die derzeit 500 Fahrräder von oBike in Wien

Klare Regeln für Anbieter gefordert

Wichtig seien vor allem klare Rahmenbedingungen für solche Anbieter, fordert Frey, denn die privaten Anbieter würden öffentlich finanzierte Infrastruktur nutzen, um damit Geld zu verdienen: „Das heißt die Frage, die sich auch die öffentliche Hand stellen muss ist, ob es nicht gerechtfertigt wäre, hier auch entsprechende vertragliche Rahmenbedingungen auszuarbeiten, die sozusagen einen Teil dieser Gewinne zurückholen um eventuell notwendige Infrastrukturen, Stichwort zusätzliche Abstellanlagen, zu finanzieren.“

Dass es durch diese neuen Verleihmodelle zu einem nennenswerten Umstieg auf das Fahrrad käme, sei nicht zu erwarten, nicht zuletzt wegen der Einstiegshürden für solche Leihräder, so der Verkehrsexperte. Die Nützlichkeit sei vor allem für Gelegenheitsfahrten gegeben, also für Fahrten, für die man das eigene Rad nicht benützen möchte. Dennoch seien solche stationsfreien Systeme grundsätzlich als zusätzliches Mobilitätsangebot zu begrüßen, denn „jeder Radfahrer mehr im öffentlichen Raum könnte auch ein Anstoß für die Politik sein, die Rahmenbedingungen für das Radfahren zu verbessern,“ so Frey.

Vorerst einmonatige Testphase in Wien

Der Blick in andere Städte wie etwa Zürich, wo plötzlich massenhaft solcher Mieträder aufgetaucht sind, legt Probleme mit blockierten Fahrradstellplätzen oder Gehsteigen nahe. Schwierigkeiten, die in Wien durch eine einmonatige Testphase vermieden werden sollen, erklärt der Anbieter ofo auf Anfrage von help.ORF.at.

Während ofo mit 200 Mieträdern im zweiten Wiener Gemeindebezirk gestartet ist, stellt oBike erst einmal 500 Räder zur Verfügung. Wie im Fall von ofo danach eine weitere Expansion aussieht, würde in Abstimmung mit der Stadt Wien und nach einer Evaluierung der Testphase bekannt gegeben, so der Anbieter. Im Fall von falsch abgestellten Rädern verweisen beide Anbieter auf lokale Support-Teams, die sich um die Wartung und das richtige Abstellen kümmern, wenn das gemeldet wird.

ofo-Fahrrad bei einem Fahrradabstellplatz in Wien

help.ORF.at

Einen Monat lang kann man ofo-Räder in Wien gratis testen

Datenschutz: Verkauf von Nutzerdaten als Geschäftsmodell?

Will man so ein Fahrrad ausborgen, muss man sich allerdings erst eine App herunterladen und ein Benutzerkonto anlegen – ein Umstand der Datenschützer aufhorchen lässt. Denn mit der Benutzung werden Daten vom Nutzer freigegeben und können gespeichert werden. Die Befürchtung, dass diese Unternehmen nicht nur mit der Leihgebühr sondern auch mit dem Verkauf von Nutzerdaten ihr Geld verdienen, wird immer wieder laut.

Gegenüber help.ORF.at gibt Max Schrems, Jurist und Datenschutzaktivist, diesbezüglich vorerst Entwarnung: „Soweit man das in den Nutzungsbedingungen sehen kann, verwenden sie die Daten um den Service anzubieten. Man muss eben die GPS-Location von jemandem wissen, um zu sagen, wo das nächste Rad steht, oder die Zahlungsdaten speichern, damit auch klar ist, was gezahlt wurde. Das sind alles Dinge, wo Daten sinnvoll genutzt werden.“ Geht es nach den Policies der Anbieter, so scheine ein Datenverkauf nicht vorgesehen zu sein, so Schrems.

Allerdings müsse man als Verbraucher darauf achten, ob das in Zukunft nicht geändert wird. Denn das Businessmodell solcher Unternehmen verändere sich auch. „Am Anfang war Facebook auch nicht hauptsächlich eine Datenschleuder. Dann sind sie nach zehn Jahren draufgekommen, dass man damit am meisten Geld machen kann“, so Schrems. Aktuell gäbe es hier keinen Grund zu Sorge. Bei Änderungen müsse es neue Policies geben und im Fall von mehreren Anbietern könne man zu einem wechseln, der das anders handhabt.

Noch in der Startphase

Beide Fahrradverleiher befinden sich in Wien noch in der Startphase. So sind beispielsweise die Webseiten noch nicht gänzlich für Österreich adaptiert. Dass man bei oBike beispielsweise Nutzungsbedingungen zustimmen muss, die nur für Deutschland gelten, sei zwar unprofessionell, aber rechtlich nicht problematisch. „Für den Verbraucher ist das eigentlich fast besser, weil dann gelte das allgemeine Leihrecht des ABGB und das muss normalerweise nichts Schlechtes bedeuten“, so Schrems. Die Nachfrage von help.ORF.at, wann das geändert werde, blieb von oBike unbeantwortet. Ofo lässt help.ORF.at wissen, dass das Unternehmen gerade an den für Österreich notwendigen Informationen arbeite.

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