Scheinrabatte bei Sportartikel- und Möbelhandel

Manche Möbelhändler und Sportartikelgeschäfte werben das ganze Jahr über mit Aktionspreisen. Mit echten Preisnachlässen haben die Angebote oft nichts zu tun, so der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Was hinter vermeintlichen Sonderangeboten steckt.

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Der Ausverkauf in der Möbelbranche scheint keine Pause zu machen. Küchen und Wohnlandschaften mit Preisnachlässen bis zu 70 Prozent finden sich als besondere Schnäppchen in nahezu jedem Prospekt. Auch der Sportartikelhandel lockt regelmäßig mit Schleuderpreisen bei Fahrrädern, Sportschuhen und anderem Zubehör.

Preise zuerst erhöht, dann gesenkt

Der VKI erhob bei Möbelhändlern (Lutz, Leiner), Sportgeschäften (Hervis, Sports Direct) und Elektrohändlern (Media Markt, Saturn), ob es sich bei den Statt-Preisen tasächlich um echte Sonderangebote handelt. „Es ist nicht immer ein Schnäppchen, das dahintersteckt“, so Walter Hager, Testleiter des VKI. Bei den meisten Sonderangeboten handle es sich um ein reines Marketinginstrument.

Sonderangebot für Sportschuhe im Geschäft

Karin Fischer, help.ORF.at

Bis zu 80 Prozent des Sportartikelsortiments wird mit Statt-Preisen versehen

Auffällig sei, dass bei Möbel- und Sportartikelhändlern nahezu das gesamte Sortiment mit Statt-Preisen versehen sei. Es finde sich kaum ein Artikel, bei dem nicht ein Preis angegeben ist, der irgendwann einmal sehr, sehr viel höher gewesen sei. „Diese Mondpreise haben dort wirklich Einzug gehalten“, so Hager. Mondpreise sind zu hoch angesetzte Preise, die nur jemand zahlen würde, der auf dem Mond lebt. Auf den Preisschildern sind sie durchgestrichen, es gilt der neue, wesentlich niedrigere Statt-Preis. Der Trick dabei: Zuerst wird der Listenpreis kräftig erhöht, damit danach ein saftiger Rabatt eingeräumt werden kann.

Der Klassiker: Das verbilligte Pfannenset

„Wenn man so ein Angebot sieht, sollten die Alarmglocken schrillen, und man sollte sich nicht verleiten lassen, hier spontan zuzugreifen“, so der Konsumentenschützer. Bei den Möbelhäusern seien Sonderangebote für Kleinartikel ein Klassiker. So kostete bei der VKI-Erhebung ein Pfannenset bei der Firma Lutz nun 119,90 Euro statt 249,90 Euro. Die Recherche der Konsumentenschützer ergab, dass der Hersteller das Pfannenset mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 149,90 Euro anpries, im Internet war es bereits um 79 Euro zu haben – von einem echten Sonderangebot also keine Spur. Ob Lutz diese Ware jemals um den Spitzenpreis von 249,90 Euro verkaufte, ließ sich nicht eruieren.

Topfset in einem Möbelhaus

Karin Fischer, help.ORF.at

Oft kein echtes Sonderangebot: Verbilligte Töpfe und Pfannen

Ähnliches galt auch für ein reduziertes Topfset des Möbelhändlers Leiner, bei dem der Statt-Preis deutlich über der Preisempfehlung des Herstellers lag. Bei Küchen und Schlafzimmern ließen sich die Listenpreise oder der ursprüngliche Verkaufspreis für die Konsumentenschützer erst gar nicht herausfinden.

Undurchsichtige Rabatte bei Sportschuhen

Wildwuchs mit intransparenten Preisen ortet der VKI auch im Sportartikelhandel. Fußballschuhe für Kinder beispielsweise wurden bei Sports Direct um 24 Euro angepriesen und sollten vorher 40 Euro gekostet haben. Der Hersteller bewarb sie mit 29,90 Euro als unverbindliche Preisempfehlung. Im Internet waren sie um knapp 21 Euro zu haben. Also wieder kein Schnäppchen, auch wenn die Preistafeln etwas anderes nahelegen, so der VKI-Experte. Sowohl Sports Direct als auch Hervis hätten in keinem einzigen der untersuchten Fälle angegeben, worauf sich der aktuelle Statt-Preis bezog.

KIndersportschuhe im Regal

Karin Fischer, help.ORF.at

Im Sportartikelhandel fehlen nähere Angaben über den Ausgangspreis

"Hier werden Kunden getäuscht und in die Irre geführt, so Hager. Grundsätzlich sind Statt-Preis-Angaben in Österreich erlaubt. Einem Durchschnittskunden muss aber klar sein, mit welchem Preis verglichen wird und worauf sich der ursprüngliche Preis bezieht. Das kann ein früherer Preis oder eine unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers (UVP) sein. Erläuterungen dazu nur im Kleingedruckten sind zu wenig.

Kaum Statt-Preise im Elektrohandel

Der Elektrohandel schnitt bei der Erhebung des VKI besser ab. Hier gab es deutlich weniger Statt-Preise, wenn überhaupt, dann waren sie bei Kühlschränken und Waschmaschinen zu finden. Media Markt wies fast durchwegs korrekt aus, auf welchen Vorher-Preis sich das Angebot bezog. Saturn sei hier unnötigerweise schlampig gewesen, denn die Vorher-Preise entsprachen meist den Herstellerempfehlungen oder lagen sogar darunter.

Wer günstig einkaufen will, kommt um einen genauen Preisvergleich nicht herum, sei es in verschiedenen Geschäften oder über Vergleichsplattformen im Internet. Der VKI rät Konsumenten, sich nicht drängen zu lassen, auch wenn das Angebot noch so verlockend und zeitlich befristet ist. „Lassen Sie sich, vor allem bei teureren Produkten, nicht blenden, wenn ein Produkt 399 Euro statt 799 Euro kostet“, so Hager. Man könne davon ausgehen, dass es den Preis von 799 Euro in dieser Form nie gegeben habe.

Karin Fischer, help.ORF.at

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